Calvin Thürkauf besitzt neben dem Schweizer auch den kanadischen Pass. Insofern war für den 24-jährigen Stürmer das Spiel gegen Kanada keine normale Partie.
Thürkauf schaute von jung auf, wenn die Schweizer an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen gegen Kanada spielten. Sein Vater stammt von dort, er ist zweisprachig aufgewachsen, ein Teil der Familie wohnt immer noch dort. Nun stand er selber zum ersten Mal gegen die Nordamerikaner an einem Grossanlass auf dem Eis. «Es war schon speziell, mein Herz schlägt jedoch eindeutig für die Schweiz», sagt Thürkauf im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Sein erstes Länderspiel bestritt er am 20. April 2018 gegen Norwegen (1:2). Den Sprung an die WM schaffte er damals aber nicht. Für die Olympischen Spiele in diesem Februar in Peking rückte er für den positiv auf das Coronavirus getesteten Sven Senteler nach. Nun ist er auch erstmals an einer WM dabei, beim Debüt gegen Italien (5:2) gelangen ihm gleich zwei Tore. Thürkauf ist ein Spieler, der viel Energie ins Spiel bringt und auch im Boxplay sehr wertvoll ist. Zusammen mit Tristan Scherwey und Christoph Bertschy bildet er eine Linie, die den Gegnern unter die Haut geht.
In Lugano zum Leader entwickelt
Dass Thürkauf zum WM-Team gehört, stand eigentlich ausser Frage. Der Wechsel von seinem Stammverein Zug zu Lugano hat ihm gutgetan. Er entwickelte sich bei den Bianconeri zu einem Leader, erzielte in 56 Partien 17 Tore sowie 22 Assists. «Es hilft, wenn der Trainer dir vertraut und du Fehler machen darfst», sagt Thürkauf. Dies will er aber nicht als Kritik an EVZ-Trainer Dan Tangnes verstanden wissen. Bei den Zugern sei er in eine gewachsene Mannschaft gekommen, das sei nicht einfach gewesen, so Thürkauf. Zudem brach er sich im Januar 2021 den Unterschenkel.
Eigentlich stand Thürkauf in der Spielzeit 2020/21 bei den Columbus Blue Jackets unter Vertrag, er war lediglich an den EVZ ausgeliehen. Nach der missglückten Saison war dann ein neuer Vertrag bei Columbus, für die er drei Partien bestritt, kein Thema mehr. Insgesamt spielte er während fünf Jahren in Nordamerika, die ersten zwei beim Juniorenteam Kelowna Rockets, danach mehrheitlich bei den Cleveland Monsters in der AHL. «Ich lernte dort, mental stark zu bleiben. Dort gilt, fressen oder gefressen werden.»
Thürkauf weiter: Klar habe es ihn enttäuscht, wie das Nordamerika-Abenteuer zu Ende gegangen sei. «Allerdings habe ich mir den Kindheitstraum, in der NHL zu spielen, erfüllt. Ich bin zufrieden mit meiner bisherigen Karriere, nehme es, wie es kommt. Der Fokus liegt nun in der Schweiz, ich will mit Lugano den Meistertitel gewinnen.»
«War eine super Mannschaftsleistung»
Zuerst aber möchte er mit der Schweiz in Finnland weiter für Furore sorgen. Der 6:3-Sieg gegen Kanada unterstreicht, dass an dieser WM alles möglich ist. «Wir zeigten eine super Mannschaftsleistung», sagt Thürkauf. «Unserer Stärke ist, dass wir zusammenhalten, egal was passiert. Wir haben heute unseren Job gemacht.» Letztere Aussage verdeutlicht das Selbstvertrauen bei den Schweizern.