Nino Niederreiter ist am Montag zum Schweizer Team gestossen. Der 26-jährige Churer könnte an der WM in der Slowakei zu einem entscheidenden Puzzle-Teil für einen weiteren Coup werden.
Am Wochenende setzte es für die Schweizer gegen Schweden (3:4) und Russland (0:3) die ersten Niederlagen im Turnier ab. In beiden Partien wäre mehr möglich gewesen, wenn das Überzahlspiel wie gewünscht funktioniert hätte, stattdessen gelangen den Schweizern während 22:17 Minuten keine Treffer. Die Erfolgsquote im Powerplay beträgt mittlerweile mehr als ungenügende 12,90 Prozent.
Einer, der dieses Manko beheben könnte, ist Nino Niederreiter. «Er ist extrem gut um das Tor herum und kann den Puck halten», so Nationaltrainer Patrick Fischer. Insofern erhofft er sich dank des Churers frischen Wind für das Powerplay, das Vertrauen braucht. Überhaupt ist die Ankunft von Niederreiter ein Glücksfall für die Schweiz. Das Team ist zwar schnell und technisch versiert, aber auch klein. Insofern bringt der 1,88 m grosse NHL-Stürmer mit seiner Wucht ein weiteres wichtiges Element hinein, das den Schweizern gefehlt hat. «Er ist für uns ein absolut wichtiges Puzzle-Teil – auch neben dem Eis», so Fischer.
Dass er auf Niederreiter zählen kann, ist für Fischer nicht selbstverständlich, da der Bündner mit den Carolina Hurricanes nach Siegen gegen die Washington Capitals (4:3) und die New York Islanders (4:0) etwas überraschend die Playoff-Halbfinals erreicht hatte und erst in der Nacht auf Freitag gegen die Boston Bruins (0:4) ausschied. Obwohl der Prozess danach «hektisch» war, stand es für Niederreiter ausser Frage, die Strapazen der langen Reise auf sich zu nehmen.
Am Samstag flog er von Raleigh via Washington nach Zürich, wo er übernachtete, ehe er am Montagmorgen nach Wien weiterreiste. «Es ging alles gut», sagte Niederreiter, der sowohl 2013 als auch 2018 dabei gewesen war, als die Schweiz WM-Silber gewann. Am Nachmittag stand er ein erstes Mal mit der Mannschaft auf dem Eis. Auf dem Plan stand ausgiebiges Powerplay-Training. Niederreiter bildete zusammen mit Roman Josi, Gaëtan Haas, Nico Hischier und Lino Martschini eine Einheit.
Wie viel physische und mentale Energie hat er noch im Tank? Schliesslich war die Saison nicht nur «extrem lang», sondern auch emotional fordernd, da ihn die Minnesota Wild Mitte Januar an die Hurricanes abgaben. Zwar hatte er mit einem Trade rechnen müssen, «darauf vorbereiten kann man sich aber nie», stellte er klar. Zur Energie sagte Niederreiter: «Sobald du zur Nationalmannschaft stösst, triffst du auf Spieler, die du eine zeitlang nicht mehr gesehen hat. Ich freue mich extrem, wieder mit ihnen zusammenzuspielen, alle sind sehr aufgestellt. Da erhältst du automatisch wieder Energie. Ich versuche einfach, in den hoffentlich noch vier Spielen das Maximum herauszuholen.»
Janis Moser abgereist
In welcher Sturmlinie Niederreiter am Dienstagmittag gegen Tschechien zum Einsatz kommt, wollte Fischer nicht verraten. Er dürfte jedoch mit Sven Andrighetto und Haas auflaufen. Das Schweizer Team verlassen musste Verteidiger Janis Moser, der sich im dritten Gruppenspiel gegen Österreich (4:0) eine Verletzung am Handgelenk zugezogen hatte. Christoph Bertschy teilt sich nun das Zimmer mit Niederreiter. Die Abreise von Moser bedeutet, dass Alessio Bertaggia in der Slowakei bleiben darf, obwohl er nicht mehr gemeldet werden kann.