Für Damien Brunner ist nach dem Ausscheiden des EHC Biel im Viertelfinal gegen die ZSC Lions klar, dass sie diese Serie nie hätten verlieren dürfen. Nun spricht der Stürmerstar Klartext.
Zwar bringen die Bieler auf dem Papier mittlerweile vieles mit, um zum vierten Mal, zum ersten Mal nach 1983, Meister werden zu können. Dennoch blieb einmal mehr die Enttäuschung, zogen die Seeländer in ihrer 16. Playoff-Serie in der National League zum 13. Mal den Kürzeren, zum vierten Mal in einer entscheidenden siebenten Partie (1:3) – von 1995 bis 2008 spielten sie in der zweithöchsten Liga.
Viertelfinals: Der Stand in den Serien (Best-of 7)
- EV ZUG vs. HC Lugano 4:0 (2:1, 6:2, 6:3, 5:3)
- HC FRIBOURG-GOTTÉRON vs. Lausanne HC 4:1 (2:0, 4:5, 3:2, 4:1, 5:4)
- SC Rapperswil Jona-Lakers vs. HC Davos 3:3 (4:3, 4:1, 4:0, 0:2, 2:3, 3:7)
- ZSC LIONS vs. EHC Biel 4:3 (4:5, 3:4, 1:0, 1:0, 1:3, 3:1, 3:1)
Trotz des erneuten Scheiterns gibt es für die Bieler keinen Grund, alles zu hinterfragen. Sie haben im Viertelfinal gegen die top besetzten Lions gezeigt, zu was sie fähig sind. Etwas Entscheidendes fehlte jedoch: die Kaltblütigkeit. Das Team von Trainer Antti Törmänen kam zu mehr Abschlüssen aus dem Slot heraus (89:60). Von daher würde es Sinn machen, das Team mit einem ausgewiesenen «Knipser» zu verstärken.
«Wir haben sie an die Wand gefahren»
Denn aus Sicht der Bieler hätte es gar nicht zu einem Showdown kommen dürfen. Sie lagen 2:0 und 3:2 nach Siegen vorne, beim ersten Matchpuck am vergangenen Samstag führten sie bis zur 54. Minute 1:0 und waren damit aufgrund der Spielanteile noch schlecht bedient. Zudem hätte das 1:1 nie passieren dürfen, die Bieler stellten sich bei diesem Gegentor dilettantisch an.
«Wenn man anschaut, was für Chancen wir in dieser Begegnung vergeben haben, da müssen wir uns schon an den Kopf fassen», sagt Brunner und fährt fort: «Das hat nichts damit zu tun, dass der Goalie (Jakub Kovar) gut war, das war einfach Eigenverschulden und darf nicht sein.»
Brunner setzt gar noch einen drauf: «Diese Serie hätte nicht einmal über sechs Partien gehen dürfen. Wir haben sie an die Wand gefahren, dürfen weder Spiel 3 noch Spiel 4 verlieren. Ich weiss nicht, was wir machen. Wir hatten alles im Griff. Wenn du dieses Zürich nicht schlägst, weiss ich auch nicht. Irgendetwas muss passieren, wir müssen über die Bücher.»
«Unser Powerplay war eine absolute Frechheit»
Die grösste Baustelle der Bieler im Viertelfinal war das Powerplay. Nicht weniger als 27 Mal durften die Seeländer in Überzahl spielen, es schauten aber nur zwei Treffer heraus, was eine unterirdische Erfolgsquote von 7,41 Prozent ergibt. Demgegenüber stehen zwei Shorthander der Lions, der zweite war das letztendlich entscheidende 2:0 durch Denis Malgin am Montagabend. Auch bezüglich des Powerplays sprach Brunner Klartext: «Dieses war eine absolute Frechheit. Wir agierten ideenlos, es war ein riesiges Geknorze, und es wurde nicht besser, wir trafen keine guten Entscheide.» In Spiel 6 brachten die Bieler während zehn Minuten mit einem Mann mehr nichts Zählbares zu Stande.
«Hätten die Special Teams nur halbwegs funktioniert, gewinnen wir in fünf Partien», sagt Brunner. «Bei fünf gegen fünf können wir nicht besser spielen, wir gaben ihnen praktisch nichts.» So schossen die Lions acht Tore bei nummerischem Gleichstand, vier erzielten sie im Powerplay, zwei waren Empty Netter. War es ein mentales Problem, Damien Brunner? «Nein, überhaupt nicht. Wir spielten mit Energie.»
«Es fehlt die mentale Bereitschaft»
Wie auch immer, jedenfalls erlebten die Bieler ein Déjà-vu. Schon vor drei Jahren im Halbfinal gegen Bern hatten sie in der Serie 3:2 geführt und das sechste Spiel vor heimischem Publikum trotz klarer Dominanz (38:19 Torschüsse) verloren, damals 0:1. In der Folge unterlagen sie in der «Belle» mit 1:5. Vor einem Jahr fehlte es in den Achtelfinals gegen die Rapperswil-Jona Lakers (0:2) an der nötigen Effizienz.
Wie gelingt es, den fehlenden Schritt noch zu machen? Brunner: «Ich weiss es auch nicht. Es hat sicher nicht geholfen, kurz vor den Playoffs Joren (van Pottelberghe, den Goalie Nummer 1) zu verlieren. Wir müssen einfach Tore schiessen. Es fehlt der Killerinstinkt, die mentale Bereitschaft. Es kann nicht sein, dass wir über den Puck hauen, wenn das Tor leer ist. Wenn wir es jedoch nicht fertigbringen, die Serie zu beenden, dann hat Zürich einmal mehr verdient gewonnen.»