KommentarDa tut man weder den Klubs noch den Fans einen Gefallen
Martina Baltisberger
9.3.2018
In den diesjährigen Playoffs wird erstmals bis zum bitteren Ende gespielt. Das Penaltyschiessen nach der Overtime gibt es nicht mehr. Kein einfaches Unterfangen für Fans und Klubs. Ein Kommentar.
Die Playoffs beginnen am Samstag. Die Vorfreude ist bei jedem Eishockey-Fan riesig, bis man sich an die Anspielzeiten und die neue Overtime-Regel erinnert. Dann kommts zum Kopfschütteln.
Anpfiff ist nun bei jedem Spiel um 20:15 Uhr (in den letzten Jahren waren nur die SRG-Spiele davon betroffen). Gut für das Fernsehen, aber hat man bei dieser Veränderung je an den Zuschauer im Stadion gedacht? In dieser Saison wurden bereits die Pausen aus reiner Kommerzialisierung um drei Minuten verlängert. Somit ist unter der Woche eine halbstündige Verschiebung bereits dramatisch. Das 60-minütige Spiel könnte mit Pausen und Unterbrüchen bis um 23 Uhr dauern.
Nun gut, aber stellen Sie sich vor, die Partie geht an einem Dienstag oder Donnerstag in die Verlängerung. Die Overtime dauert nicht wie in der Qualifikation fünf Minuten plus Penaltyschiessen – neu wird in 20 minütigen Blöcken gespielt, bis ein Tor erzielt wird. Ein nach Hause kommen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln? Für so manchen Fan schwierig.
Auch für Klubs eine Herausforderung
Aus sportlicher Sicht ist die neue Overtime-Regel in den Playoffs bestimmt die bessere Lösung als das Penaltyschiessen. Doch aus logistischer Sicht begrüssen einige Klubs die späteren Anspielzeiten nicht.
Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, fahren in Davos die Züge eine halbe Stunde nach Spielschluss. Doch dieser Service der Rhätischen Bahn ist «nur» bis 1 Uhr in der Nacht gewährleistet. Aus arbeitsrechtlichen Gründen ist eine spätere Fahrt nicht möglich.
Für die ZSC Lions könnten die Verlängerungen teuer werden. «Jede Stunde, die ein Heimspiel länger geht, kostet uns bis zu 10'000 Franken», sagt CEO Peter Zahner gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Der Grund dafür seien die Umbauarbeiten der Multifunktionshalle, die jeweils gleich nach den Spielen stattfinden.
Am Schluss sehnt man sich nur noch nach einer Entscheidung
Auch wenn die Wahrscheinlichkeit mehr als zwei Verlängerungen zu spielen klein ist, ist sie vorhanden. Wenn es nicht das entscheidende Spiel 7 ist, dann leeren sich wohl spätestens nach Mitternacht die Tribünen oder man sehnt sich einfach nur noch nach einer Entscheidung. Egal, welches Team dann gewinnt. Sollte nicht genau das vermieden werden?
Die Schweiz ist die letzte Nation, die diese Regeländerung vorgenommen hat. Der Rekord liegt in Norwegen: Vor einem Jahr gewinnt Storhamar Dragons gegen die Sparta Warriors um 2.32 Uhr. Joakim Jensen erlöst alle Beteiligten in der achten Overtime nach 17:14 Minuten, somit wurde insgesamt 217:14 Minuten gespielt. Der Torschütze sagte nach dem Spiel: «Ich bin nicht der Einzige, der müde ist. Wir haben rund zehn Pizzen und kiloweise Pasta gegessen.» Zum Glück begann die Partie an jenem Montag bereits um 18 Uhr. Man kann nun selber ausrechnen, wie lange es bei uns gedauert hätte...