Jon Lee-Olsen Dänischer Hockey-Profi outet sich: «Bin bereit, für andere einzustehen»

Luca Betschart

8.10.2019

Jon Lee-Olsen outet sich als zweiter professioneller Eishockey-Spieler als homosexuell.
Jon Lee-Olsen outet sich als zweiter professioneller Eishockey-Spieler als homosexuell.
Bild: Getty

Als zweiter Hockey-Profi macht der Däne Jon Lee-Olsen seine Homosexualität publik. Ein Schritt, für den er länger gebraucht habe als gedacht. Die Unterstützung ist gross, die Angst aber auch.

In einem Interview mit dem dänischen TV-Sender «Sport2» ist der 27-jährige Däne bereit, über seine Homosexualität zu sprechen. «Es besteht das Risiko, dass mich einige Leute anschreien werden, wenn ich auf dem Eis stehe. Dafür muss man bereit sein und es erfordert Reife. Aber ich bin bereit, zu zeigen, dass man problemlos schwul sein und Eishockey spielen kann.»

Jon Lee-Olson spielt aktuell in der höchsten dänischen Liga und ist bei Rungsted Seier Capital Ersatzgoalie. «Es hat länger gedauert, als ich erwartet hatte, aber jetzt bin ich bereit, für mich und andere einzustehen», kommentiert Lee-Olson sein Outing. Familie und Freunde würden schon seit sieben Jahren Bescheid wissen.

Viel Zuspruch der Teamkameraden

Jetzt will Lee-Olsen auch den Teamkollegen und den vielen Fans nichts mehr verheimlichen. Dafür erntet er viel Lob und Unterstützung. «Sie haben grossen Respekt davor, dass ich diesen Schritt gewagt habe», sagt der 27-Jährige über seine Mitspieler. Auch Dänemarks Eishockey-Aushängeschild und NHL-Söldner Lars Eller ist beeindruckt: «Im Eishockey gibt es eine grosse Macho-Kultur, deshalb war das sicher keine leichte Entscheidung. Ich finde das sehr mutig und besonders», lobt der Center der Washington Capitals.

In der Tat scheint Homosexualität im professionellen Eishockey-Sport ein Tabu-Thema zu sein. Der einzige Profi, der sich vor Lee-Olsen für ein öffentliches Outing entschieden hatte, war der Schwede Peter Karlsson. Er bezahlte dies mit seinem Leben: Im Alter von 29 Jahren wurde er 1995 auf dem Heimweg von einer Party mit 64 Messerstichen getötet. Der Täter: Ein homophober 19-jähriger Teenager.



Als Pionier für mehr Akzeptanz im Eishockey diesbezüglich gilt Brendan Burke, Sohn von Brian Burke, der bei mehreren NHL-Organisationen als General Manager tätig war und mit Anaheim in dieser Funktion 2007 den Stanley Cup gewann. Im gleichen Jahr outete sich Sohn Brendan, bevor er 2010 bei einem Autounfall im Alter von nur 21 Jahren tragisch ums Leben kam.

Jetzt wagt Lee-Olson den Schritt. Auf dem Eis geht es für den Dänen am Dienstag mit dem Auswärtsspiel gegen Hämeenlinna in der Champions-Hockey-League weiter.

Teleclub überträgt die Partie ab 17.55 Uhr live

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