Die meisterliche Berner Eishockey-Ära mit drei Meistertiteln in vier Jahren (2016, 2017, 2019) geht am Freitag mit einem 0:1 im Playoff-Viertelfinal gegen Zug wohl definitiv zu Ende.
Vor einem Jahr ersparte die Pandemie dem grossen Schlittschuhclub Bern die Entthronung. Ein Jahr später fand der SCB auf Umwegen in die Playoffs, eliminierte dort überraschend in drei Spielen in den Achtelfinals den HC Davos, forderte anschliessend Qualifikationssieger EV Zug fast auf Augenhöhe heraus, verlor die Serie letztlich aber in sechs Spielen.
Mario Kogler, der interimistische Trainer, hat es kommen sehen. Kogler befürchtete schon vor dem Spiel, dass dem SCB die Energie ausgehen könnte. Und so kam es dann auch. Nach dem 6:2-Sieg in Spiel 4 und dem 2:2-Ausgleich in der Serie gelang Bern in den Partien 5 und 6 kein einziges Goal mehr.
Simon Sterchi kam am Freitag dem Tor für Bern am nächsten; er traf in der 48. Minute aber nur den Pfosten. «Die Enttäuschung ist riesig», so Sterchi. «Das Ausscheiden tut unglaublich weh. Wir hatten uns mehr erhofft.»
Ähnlich wie Sterchi fühlte sich auch Ramon Untersander, Berns Verteidigungsminister, der mehr und länger auf dem Eis stand als jeder andere Berner. «Das Ausscheiden schmerzt. Wir glaubten daran, auch den EV Zug ausschalten zu können. Aber wir dürfen dennoch stolz sein auf das, was wir erreicht haben. Mitte Dezember trauten uns das nicht mehr viele zu.»
Aber wie geht es nun weiter mit dem grossen Schlittschuhclub Bern? Für Sportdirektor Raeto Raffainer (neu) und Sportchefin Florence Schelling beginnt die Zeit der vielen Gespräche und Analysen. Mario Kogler tritt als Headcoach wieder ab. Er wechselt entweder zurück zu den Junioren – oder kriegt eine nächste Gelegenheit bei einem anderen Klub.
Den SCB dieser Saison wird es so nicht mehr geben. Neben Mario Kogler gehen auch Meister-Goalie Tomi Karhunen, Playoff-Topskorer André Heim, Inti Pestoni, Miro Zryd, Yanik Burren oder Kyen Sopa. Transfers von Schweizer Akteuren nach Bern gab es bislang kaum. Der SC Bern steht am Ende der Saison praktisch schon als Transfer-Verlierer fest.
Primär wünscht man sich in Bern aber «eine pandemie-freie nächste Saison» (Florence Schelling) – damit der SC Bern wieder vor seinen Fan-Massen spielen kann, die Gastronomie wieder Franken einträgt und das Business wieder in Fahrt kommt. Berns neuer Trainer, der aus Davos kommen wird (Johan Lundskog/noch nicht bestätigt), wird gewiss frischen Wind in die Bundesstadt bringen. Die Berner werden Nachwuchsleute einbauen müssen – gezwungenermassen. Der SC Bern wird im nächsten Winter wohl erneut um die Playoffs bangen müssen. Im besten Fall dauert es nur zwei und nicht drei oder vier Jahre, bis sich der SCB wieder dorthin orientieren kann, wo er hin will: Richtung Spitze.
PS: Entthront ist der stolze SC Bern noch nicht sicher. Wenn der EV Zug in den Halbfinals gegen die Lakers ausscheidet, und wenn der Playoff-Final anschliessend nicht beendet werden kann, gäbe es auch 2021 (wie 2020) keinen Schweizer Meister. Dann würde der Schlittschuhclub Bern auch im Herbst 2021 wieder als Titelhalter in die Saison starten.