Das Schweizer Nationalteam ist diese Woche in Sotschi in die WM-Vorbereitung gestartet und spielt heute und am Samstag gegen Russland. Die Erwartungen sind nach der WM-Silbermedaille gestiegen.
Nur ganz wenig hatte vor einem Jahr in Kopenhagen zum Weltmeistertitel gefehlt – die Schweizer unterlagen Schweden im Final nach zweimaliger Führung 2:3 nach Penaltyschiessen. «Wenn wir uns in der Weltspitze festsetzen wollen, was unser Ziel ist, dann gilt es, das zu bestätigen», sagte Nationaltrainer Patrick Fischer. «Mit dem erhöhten Druck umgehen zu können, das ist der nächste Schritt im Prozess. Ich glaube, dass wir das hinkriegen.»
Allerdings ist die unmittelbare WM-Vorbereitung diesmal eine Woche kürzer, stehen nur sechs statt acht Testspiele auf dem Programm. Das wurde gemäss Fischer vom Internationalen Eishockey-Verband (IIHF) so festgelegt, wie auch die Gegner. Nach Russland spielen die Schweizer zu Hause noch je zweimal gegen Frankreich (26./27. April) und Lettland (3./4. Mai).
«Drei Wochen reichen», so Fischer. «Wir sind schon weit bezüglich des Spielsystems, wissen, was wir machen müssen.» Positiv findet er zudem, dass sie in den letzten vier Partien auf Mannschaften treffen, gegen die sie spielbestimmend sein dürften. Denn an der WM sind die ersten vier Gegner Italien, Lettland, Österreich und Norwegen, also auf dem Papier schwächere Teams.
Auf Russland waren die Schweizer in dieser Saison schon im November am Deutschland Cup in Krefeld (2:4) und im Dezember am Heimturnier in Luzern (1:5) getroffen. Dem ersten Aufgebot gehören acht Spieler an, die noch nie an einer Weltmeisterschaft teilgenommen haben. Ohnehin war es in den letzten Jahren Usus, neue Spieler auf diesem Niveau einzubauen. 2016 in Moskau und 2017 in Paris kamen jeweils acht Debütanten zum Zug, vor einem Jahr waren es gar deren zehn.
«Wir fühlen uns mega wohl»
Die Breite wurde ganz bewusst forciert. Fischer machte aus der Not, dass der Kalender mit dem Schweizer Cup und der Champions Hockey League dichter geworden ist, eine Tugend. So fuhr er in der aktuellen Saison ein anderes Programm, setzte er in zwei von drei Zusammenzügen auf ein junges Team. Ausserdem fand Ende Juli/Anfang August erneut ein Prospect Camp mit Perspektivspielern und NHL-Stars statt. In diesem nahm auch der Erstrunden-Draft Nico Hischier von den New Jersey Devils teil, der die Freigabe für die WM erhalten hat und seine ersten Länderspiele bestreiten wird. «Es konnten sich Leute zeigen, die gar keine Chance erhalten oder sich nur kurz hätten präsentieren können, wenn ich die alte Schiene gefahren wäre», sagte Fischer. Die Jungen würden so schneller das geforderte Niveau erreichen.
Die grössere Breite führt dazu, dass verletzte Spieler, wie aktuell Joël Vermin, Pius Suter oder Reto Schäppi, praktisch ohne Substanzverlust ersetzt werden können. «Es gibt immer Verletzungen», so Fischer. Sie seien allerdings auch ohne fünf, sechs Spieler gut aufgestellt. «Klar haben die Topspieler, wovon die meisten in der NHL tätig sind, einen Vorteil. Aber es gibt viele Positionen, die wir mehrfach besetzen können.» Deshalb entscheidet die Ist-Verfassung darüber, wer schlussendlich das WM-Ticket löst.
Der Fokus in der ersten Vorbereitungswoche liegt darin, das defensive System sauber umzusetzen. Danach wird vermehrt auch das Angriffsspiel angeschaut. «Wir müssen in der offensiven Zone noch gefährlicher werden, noch mehr und bessere Abschlüsse kreieren», erklärte Fischer. So wird auch das Forechecking etwas angepasst. In erster Linie geht es aber um den Feinschliff, denn grundsätzlich gibt es keinen Grund, am auf Geschwindigkeit und Scheibendruck aufgebauten Spielsystem etwas zu ändern.
In Sotschi fehlen wird der schwedische Trainerassistent Tommy Albelin, der aus privaten Gründen eine Woche länger zu Hause bleibt. Für Fischer, Albelin und Christian Wohlwend, den zweiten Assistenten, ist es die dritte gemeinsame WM-Kampagne. «Wir sind ein eingespieltes Team und fühlen uns mega wohl. Das hilft natürlich enorm», so Fischer. Insofern ist durchaus einiger Optimismus angebracht.