Der EV Zug bestreitet am frühen Dienstagabend in Finnland gegen Tappara Tampere das Halbfinal-Hinspiel in der Champions Hockey League. Gefragt ist das gute Gesicht.
Der EV Zug zeigt in dieser Saison in der National League und in der Champions Hockey League zwei unterschiedliche Gesichter. In der Meisterschaft sind die Zentralschweizer auf der Suche nach jener Konstanz, die sie in den letzten Jahren ausgezeichnet hat. In den ersten vier Saisons unter Trainer Dan Tangnes gewann der EVZ 168 von 246 Partien in der National League – das gibt eine Erfolgsquote von 68 Prozent – und holte er in den vergangenen beiden Jahren den Titel.
In der laufenden Meisterschaft stehen 16 Siegen 17 Niederlagen gegenüber, belegen die Zuger aktuell lediglich den 9. Tabellenplatz. Auffallend ist vor allem die defensive Anfälligkeit. Einzig Ajoie (3,83) und Kloten (3,34) haben im Schnitt pro Spiel mehr Gegentreffer zugelassen als der Titelverteidiger (3,27). Dies, obwohl die Verteidigung auf dem Papier mit der Rückkehr von Tobias Geisser stärker ist als in der Saison zuvor. Tangnes führt dies darauf zurück, dass aufgrund falscher Erwartungen die Offensive zu stark forciert wurde, statt mit der nötigen Geduld zu spielen.
Zudem fingen die Spieler aufgrund der ungewohnt vielen negativen Resultate an zu zweifeln. So wurden Details nicht mehr automatisch ausgeführt, wie das in einer Erfolgsphase der Fall ist – Entscheide wie: Soll ich gehen oder nicht, soll ich passen oder schiessen? «Das macht einen enormen Unterschied im Eishockey. Das Spiel ist zu schnell, um zu zweifeln», sagt Tangnes im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Der Wechsel des Systems ist für den Norweger keine Option, vielmehr verlässt er sich auf die Kraft der Wiederholungen. So will er wieder gute Gewohnheiten entwickeln, die zu mehr Siegen führen. «Wir müssen lernen, wie wir Partien 2:1 oder 1:0 gewinnen können. Wir spielen, als würden wir erwarten, jeden Abend vier, fünf Tore zu schiessen. Das ist nicht so und führt meistens dazu, dass wir zu viele einfache Gegentreffer zulassen.»
Missglückte Hauptprobe
Zwar glückte der Start ins neue Jahr mit zwei Siegen mit einem Torverhältnis von 14:1, am Sonntag setzte es in Kloten (2:4) aber wieder einen Dämpfer ab. Somit missglückte die Hauptprobe für das Halbfinal-Hinspiel in der Champions Hockey League bei Tappara Tampere. Allerdings treten die Zuger in diesem Wettbewerb bislang ganz anders auf, gewannen sie neun von zehn Partien und spielten einmal unentschieden. Dabei kassierten sie bloss 14 Tore, fünf in den vier K.o.-Spielen gegen München (Gesamtskore 10:2) und Hradec Kralove (4:3).
«Das waren Playoff-Spiele im November und Dezember, dadurch legten wir vielleicht im Unterbewusstsein einen anderen Gang ein», erklärt das Zuger Urgestein Lino Martschini. Schliesslich soll es in dieser Saison endlich klappen mit dem Sieg in der Champions Hockey League, in den ersten sieben Anläufen schaute bloss eine einzige Viertelfinal-Qualifikation heraus.
Tappara gut in Form
Überhaupt ist der EVZ erst das dritte Schweizer Team nach Davos in der Saison 2015/2016 und Fribourg-Gottéron 2016/2017, das sich seit der Wiederbelebung des Wettbewerbs vor neun Jahren für die Halbfinals qualifiziert hat. Deshalb sagt Grégory Hofmann, der beste Zuger Skorer in der Meisterschaft: «Es ist ein riesiges Highlight für die ganze Organisation, die Fans aber auch für das Schweizer Eishockey. Wir dürfen stolz sein darauf.»
Tappara Tampere, das im Achtelfinal den HC Davos (3:2) ausgeschaltet hat, stand vor einem Jahr in der Champions Hockey League im Final. Dieser ging gegen Rögle 1:2 verloren. In der heimischen Meisterschaft liegt das Team auf dem 2. Tabellenplatz, nach Verlustpunkten ist es Leader. «Es ist eine Herausforderung, die Spass macht», sagt Tangens. «Sie sind in der Defensive gut strukturiert, werden wie Kloten das Spiel verlangsamen.» Von daher ist das «europäische» Gesicht der Zuger gefragt. Zeigen sie dieses, ist ein Weiterkommen realistisch, sonst nicht.