EVZ will zurück zu altem Glanz Martschini: «Es ist im Training fast härter wie im Spiel – so soll es sein»

sfy, sda

12.9.2024 - 05:00

Das langjährige Zuger Aushängeschild Lino Martschini.
Das langjährige Zuger Aushängeschild Lino Martschini.
Keystone

Nach einer insgesamt enttäuschenden Saison will der EV Zug den verlorenen Glanz zurückgewinnen. Details werden wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt.

Es ist ein imposantes Gebäude, das Spitzensportzentrum OYM in Cham, erst recht von innen. Seit Mitte 2020 finden dort die Spieler des EV Zug Bedingungen vor, die seinesgleichen suchen. Die Trainingsmethoden basieren auf dem neusten Stand der Wissenschaft, auch bei der Ernährung wird nichts dem Zufall überlassen. Nicht nur die Spieler der National League profitieren vom ganzheitlichen Ansatz, sondern auch die Elit-Teams der U17 und U20. Denn zum Leitbild des EVZ gehört auch, regelmässig junge Spieler in die erste Mannschaft integrieren zu wollen. Deshalb wurde das Konzept «The Hockey Academy» lanciert, in der die Ausbildung und das Training optimal kombiniert werden können.

In erster Linie sollen aber Titel geholt werden. Nach den Meisterjahren 2021 und 2022 scheiterten die Zuger in den letzten beiden Saisons jeweils in den Halbfinals, in diesem Frühjahr mit 0:4 Siegen gegen die ZSC Lions. Wie chancenlos sie gegen den späteren Meister waren, gab ihnen zu denken. «Das Resultat (Halbfinal) ist das eine, das andere ist die Art und Weise, wie wir spielten», sagt Sportchef Reto Kläy im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Wir haben unseren Glanz verloren.»

Dass die Mannschaft ihr immenses Potenzial in der vergangenen Saison zu wenig abrufen konnte, führt das langjährige Zuger Aushängeschild Lino Martschini darauf zurück, dass sie überall ein paar Prozent nachgelassen hätten. «Zum einen war es eine mentale Geschichte. Wir waren zu wenig robust, hatten zu wenig den Fokus, um jeden Tag als Mannschaft besser zusammenzuwachsen», sprach der begnadete Torschütze Klartext. «Auch auf dem Eis waren wir zu wenig konsequent. Dadurch gelang es uns nie, den Flow zu holen, den wir gerne gehabt hätten.»

Grösser und breiter aufgestellt

Zudem beklagten die Zuger am Ende der Saison viele Verletzte, vor allem in der Verteidigung, was mit ein Grund war, dass es im Februar acht Niederlagen in Serie absetzte. Als Folge davon ist das Team nun breiter aufgestellt. So startet der EVZ mit sieben Ausländern in die Saison, drei Verteidigern und vier Stürmern. Der Vertrag mit dem Deutschen Marc Michaelis wurde vorzeitig aufgelöst. «Wir suchten ein anderes Profil auf der Center-Position», begründet Kläy.

Auffallend ist, dass dem Kader viel Grösse und Härte hinzugefügt wurde. Fünf der sechs verpflichteten Feldspieler sind 1,88 m und grösser. «Eines unserer Ziele war, eine Mannschaft hinzubekommen, gegen die es schwieriger zu spielen ist», sagt Trainer Dan Tangnes, der seine siebente Saison als Headcoach der Zuger in Angriff nimmt. Inwiefern hat sich der 45-jährige Norweger in der Zeit beim EVZ weiterentwickelt? «Die Philosophie ist mehr oder weniger die Gleiche, aber wie ich das Team führe, hat sich geändert.» In der vergangenen Saison habe er zu viel Verantwortung übernommen, das sei einer seiner Erkenntnisse. «Ich habe viel gelernt, auch über mich selber.»

Der Zuger Headcoach Dan Tangnes hat in der vergangenen Saison viel gelernt.
Der Zuger Headcoach Dan Tangnes hat in der vergangenen Saison viel gelernt.
Keystone

Knallharte Diskussionen

Die grössere Breite im Team ist in den Trainings und neben dem Eis zu spüren. «Wir pushen uns gegenseitig, es ist im Training fast härter wie im Spiel, und so soll es sein», sagt Martschini. Überhaupt hätten sie nach der Saison in aller Deutlichkeit diskutiert und die Mängel angesprochen. «So sind Details wieder wichtiger geworden, banale Sachen wie die Bussenliste oder wie wir daherkommen. Diesbezüglich sind wir nun wieder knallhart, denn das war es, was uns zuvor stark gemacht hat. Wir werden mit einem anderen Gesicht auftreten, wollen gradliniger und einfacher spielen. Dank der grösseren Robustheit gewinnen wir hoffentlich mehr Duelle, sind dadurch mehr am Puck und können mehr Chancen kreieren.»

Das Ziel für nächste Saison ist klar, der Meistertitel. Tangnes: «Mit unserem Team kann es kein anderes geben, im Wissen, dass die Liga grosse Fortschritte gemacht hat, es keinen einfachen Abend mehr gibt.» Er erinnert an Genève-Servette, das nach dem Gewinn der Champions Hockey League die Playoffs der National League verpasst hat. Für Kläy geht es auch darum, den verlorenen Glanz zurückzugewinnen. Die Gegner der in der Vorbereitung noch ungeschlagenen Zuger sind also gewarnt.

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