Pro

Luca Betschart

 

Der EVZ hat bewiesen, dass man für den lang ersehnten Meistertitel bereit ist. Für das finale Duell sticht ein entscheidender Vorteil heraus.

Als souveräner Quali-Sieger bekommt es Zug im Viertelfinal ausgerechnet mit dem immer noch amtierenden Meister aus Bern zu tun. Gegen den SCB müssen die Zuger 2017 und 2019 schmerzliche Final-Niederlagen einstecken, von einem «SCB-Trauma» ist gar die Rede.

Und tatsächlich tut sich der EVZ gegen einen kämpferischen, wenn auch spielerisch limitierten SCB lange schwer. Nach der zweiten, eher unnötigen Auswärtspleite und dem neuerlichen Berner Ausgleich in der Serie steht die Mannschaft von Dan Tangnes bereits vor einer ersten mentalen Meisterprüfung – und besteht diese mit Bravour.

Dennoch dürfte der Druck vor dem Halbfinal-Duell mit Überraschungsteam Rappi nicht abgenommen haben. Doch davon lässt sich der EVZ in diesem Jahr nicht aufhalten, selbst wenn die Zentralschweizer nicht immer ihr bestes Eishockey zeigen. Am Ende doch als Sieger vom Eis zu gehen, macht einen zukünftigen Meister aus.

Für das Duell mit dem ärgsten Widersacher aus Genf bleibt insbesondere in der Defensive Luft nach oben. Und diesbezüglich hat der EVZ vor der Final-Serie einen entscheidenden Trumpf in der Hand: Leonardo Genoni. Vor zwei Jahren im Final noch auf der Gegenseite, verleiht der 33-Jährige den Zugern jetzt insbesondere in schwierigen Phasen den nötigen Rückhalt – und die Siegermentalität. Das wird sich im Duell mit Genfs Ersatzmann – bei allem Respekt vor den jüngst beeindruckenden Leistungen von Daniel Manzato – nicht ändern. Die Zeit ist reif für den zweiten Zuger Meistertitel der Vereinsgeschichte.

Contra

Marcel Allemann

 

Nein, der EVZ schafft es auch in diesem Jahr nicht. Das ist für mich keinesfalls ein exotischer Tipp, sondern ein logischer.

Sorry, lieber Luca. Ich weiss, du bist Zuger. Und bei euch wartet ihr alle seit 1998 auf diesen zweiten Titel. Und ihr hättet ihn auch wirklich verdient, das ist keine Frage. Der EVZ hat in den letzten Jahren sehr vieles, ja fast alles, richtig gemacht. Aber ihr werdet trotzdem ein weiteres Mal krachend scheitern.

In diesen Playoffs hat mich der EVZ bislang noch nicht wirklich überzeugt. Die beiden 2:6-Auswärtsniederlagen im Viertelfinal gegen den SCB waren kein Ruhmesblatt und auch im Halbfinal gegen die Lakers wäre Zug noch ordentlich ins Wanken geraten, wenn der Underdog in Spiel 2 und Spiel 4 seine Chancen besser ausgenutzt hätte. Da läuteten bei mir die Alarmglocken. Mit Servette erwartet die Zuger nun im Final ein ganz anderes Kaliber – das ist ein Team auf einer Mission, von der es sich durch nichts und niemandem mehr abbringen lässt. Mittlerweile haben die Genfer schon sieben Siege in Folge aneinandergereiht. Fribourg und die ZSC Lions fanden nie ein Mittel und lassen herzlich grüssen.

Und dann ist da noch dieser krasse Druck. Beim EVZ weiss jeder: Nach dieser Bombensaison, mit neuem Punkterekord in der Qualifikation, muss es einfach klappen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Das kann kurz vor dem grossen Ziel die Hände zittrig werden lassen. In Zug weiss man auch: Nächste Saison, wenn die Verteidigung ganz anders aussehen wird, werden auch die Voraussetzungen anders sein. Für Raphael Diaz, den grossen EVZ- und Nati-Captain ist es sogar die allerletzte Chance auf den Titel. Denn der wechselt ja nachher zu Fribourg und dort, das weiss man schon seit den 90er-Jahren, kann man ja ohnehin nicht Meister werden. Wie auch in Zug nicht, seit dem einmaligen Triumph 1998. Leider.