Während im Fussball der Spielplan lediglich auf Eis liegt, wurde im Hockey bereits die ganze Saison abgeblasen. Nun steht auch die Hockey-WM, die dieses Jahr in der Schweiz hätte stattfinden sollen, vor dem Aus.
Durch die neuen Erlässe des Bundesrats ist eine Durchführung des Turniers eigentlich ausgeschlossen. Das weiss auch Hockey-WM CEO Gian Gilli: «Wir ahnen, dass es nicht mehr möglich ist. Wir brauchen jetzt dann diesen Entscheid und der wird auch kommen in den nächsten Tagen. Wenn man sich anschaut, was andere Leute auf dieser Welt für Probleme haben, dann muss man sagen, dass es jetzt einfach so ist. Jetzt haben andere Dinge Priorität und das ist die Gesundheit der Bevölkerung.»
Wieso wurde dann noch nicht längst abgesagt? Dafür sei die Situation viel zu komplex, wehrt sich Gilli in der Corona-Sondersendung bei Teleclub. «Man kann nicht einfach sofort alles absagen. Wir bauen diese WM seit fast vier Jahren auf. Wir haben unzählige Verträge – das ist ein ganz komplexes Konstrukt. Wir haben eine Verantwortung, sauber abzuklären, was denn eine Absage überhaupt für eine Bedeutung hätte. Auch auf der rechtlichen Ebene», so Gilli. «Ich verstehe, wenn man fordert: ‹Sagt endlich ab!› Es stimmt, die Rahmenbedingungen für die WM sind nicht mehr gegeben. Aber man muss es sauber abklären und es ist nur fair den Partnern gegenüber, sie nicht mit einem Scherbenhaufen zurückzulassen.»
Auch die Vorbereitung und Anreise der Mannschaften könne gar nicht mehr gewährleistet werden, erklärt Gilli. «Ich denke, in den nächsten Tagen wird der Entscheid gefällt.» Es besteht aber die Hoffnung, den Event ein Jahr später austragen zu dürfen. Das sei aber von der Solidarität der anderen Verbände abhängig, die in den kommenden Jahren die Rechte zur Austragung der WM halten. «Wir sind sechs Wochen vor der Veranstaltung. Alles ist parat. Wenn wir das 1:1 übernehmen können, dann wäre das optimal. Der Entscheid liegt aber beim internationalen Verband.»
In jeder Krise liegt auch eine Chance
Obwohl die Hockey-WM für Gilli eine Herzensangelegenheit ist, will der Engadiner jetzt keine Trübsal blasen. «Wenn man sich vorstellt, was am 8. Mai im Hallenstadion abgehen würde, dann wird man wehmütig. Das trifft uns alle. Am Anfang ist es immer ein Schock. Aber die Zeit heilt und irgendwo kommen aus diesen Krisen plötzlich Chancen.»
Gilli vergleicht die aktuelle Situation mit den Verletzungen von Sportlern, die danach oft stärker zurückkommen. «Weil sie die Zeit nutzen. Und vielleicht gibt es eine Entwicklung jetzt, aus der die ganze Gesellschaft profitieren kann. Jetzt müssen wir unten durch, man muss folgen. Jetzt sagt der Bundesrat mal: ‹So Jungs, mal folgen.› Und vielleicht ist das gar nicht so schlecht für uns.»