Nach einem optimalen Start ins WM-Turnier ist die Schweizer Eishockey-Nati nach einer schmerzhaften Kanterniederlage zurück auf dem Boden der Realität. Möglicherweise ist die heftige Pleite für den weiteren Turnierverlauf aber Goldwert. Ein Kommentar.
«Nach diesen beiden Spielen ist die Schweiz gegen Schweden der Favorit», sagte Kevin Schläpfer vor dem Vorrunden-Kracher am Dienstagabend noch zuversichtlich. Und die Zuversicht schien angebracht. Während die Schweiz dank zwei Siegen aus zwei Spielen einen überzeugenden WM-Start hinlegte, mussten die Schweden zwei bittere Pleiten einstecken. Die Zeit für die Schweizer Revanche schien gekommen.
Umso grösser ist die Ernüchterung nach der schallenden 0:7-Klatsche – und der achten Pleite gegen Schweden an Weltmeisterschaften in Serie. Den Eisgenossen fehlt es an diesem Abend an allen Ecken und Enden, weder offensiv noch defensiv kann das zweifellos vorhandene Potenzial ausgeschöpft werden. Mit einem schlechten fliegenden Wechsel, einem zu passiven Boxplay und dazu diversen Undiszipliniertheiten machen sich die Schweizer das Leben immer wieder selbst schwer.
Selbst der Zuger Meistergoalie Leonardo Genoni, auf den in wichtigen Spielen eigentlich immer Verlass ist, zieht einen rabenschwarzen Dienstagabend ein. Und zu guter Letzt fehlt es den Schweizern im Vergleich mit den Schweden, die mit der Wut im Bauch antreten und bereits zum Siegen verdammt sind, auch an kämpferischem Durchsetzungsvermögen. «Wer mehr kämpft, soll auch gewinnen», meint Trainer Patrick Fischer nach der Schlusssirene vielsagend.
Ein Debakel im richtigen Moment?
Während sich Schweden den Frust von der Seele schiesst und eindrücklich ins Turnier zurückmeldet, sind die Schweizer hart auf dem Boden der Realität gelandet. Einmal mehr erweisen sich die Skandinavier als eine zu grosse Hürde, einmal mehr ist der Frust gross. Doch die höchste Schweizer WM-Pleite seit langer Zeit kommt womöglich genau im richtigen Moment. Ein Weckruf mit Signalwirkung.
Noch ist für den weiteren WM-Verlauf nichts verloren, nach wie vor liegt man auch nach Verlustpunkten vor den Schweden. «Die Schweizer haben gezeigt, dass sie die Qualität haben – das haben sie auch gegen Schweden gezeigt. Es ging einfach alles schief, was schiefgehen kann. Das kann mal passieren», sagt auch Experte Reto Suri im Gespräch mit «blue Sport».
Do 27.05. 15:00 - 18:40 ∙ blue Sport Live ∙ Live Eishockey: Schweiz - Slowakei
Event ist beendet
Und dennoch dürfte nun auch den Hinterletzten im Schweizer WM-Kader klar sein, wie klein die Nuancen sind. «Wenn du nicht Vollgas gibst, wirst du überfahren», untermauert Verteidiger Untersander. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob Angstgegner Schweden oder die Slowakei (am Donnerstag um 15:15 Uhr) auf der Gegenseite steht.
Nun ist vom Team von Patrick Fischer eine Reaktion gefordert, nicht zuletzt auch kämpferisch muss eine klare Steigerung kommen. Denn: Eine Klatsche ist an einer WM zwar verkraftbar, eine zweite aber wohl eher nicht. Es bleibt zu hoffen, dass der Weckruf des Schweizer Angstgegners seine Wirkung nicht verfehlt hat.