Nach Bundesrats-Entscheid, dass zwei Drittel der Sitzplätze in den Eishockey-Stadien belegt werden können, dürfte dem Saisonstart in der National League am 1. Oktober nichts mehr im Weg stehen.
Nichtsdestotrotz stehen die Vereine vor grossen Herausforderungen. Peter Zahner, der CEO der ZSC Lions, nimmt im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA Stellung.
Peter Zahner, wie haben Sie den Entscheid des Bundesrats vom Mittwoch aufgenommen?
Im Grundsatz ist es ein positiver Entscheid. Im Vorfeld gab es ja Gerüchte, in denen von 50 Prozent der Sitzplätze ausgegangen wurde. Dann kamen plötzlich Stimmen auf, die von 40 und eventuell gar von nur 30 Prozent fürs Eishockey sprachen. Das war ziemlich alarmierend. Nun sind wir bei zwei Dritteln, das ist mehr als wir erwarten durften und gibt gewisse Perspektiven für die Zukunft, im Wissen, dass ganz viele Vereine damit riesige Probleme haben werden.
Wie sieht es diesbezüglich bei den Lions aus?
Wir sind insofern in einer privilegierten Situation, als es bei uns keine Stehplätze gibt. Für jene Klubs mit einem hohen Stehplatz-Anteil ist es doppelt schlimm. Zudem ist auch die Gastronomie betroffen, dort geht der Umsatz im gleichen Verhältnis zurück.
Auch für die Lions dürfte es finanziell eng werden, oder?
Das ist so. Wir haben eine Kapazität von 11'200 Zuschauern, zwei Drittel sind knapp 7500. Immerhin können wir alle unsere Saisonkarten-Besitzer zufrieden stellen, darüber sind wir froh. Wir sind nun mit Hochdruck daran, alles aufzugleisen. Das Schutzkonzept wird nun finalisiert, dann müssen wir zum Kanton. Alle Involvierten leisten momentan unglaublich viel Arbeit. Auch für uns sind die Herausforderungen gross.
Wie schwierig ist es, die ganzen Vorgaben umzusetzen?
Das Meiste kannten wir ja schon. Wir haben ein Rahmenschutzkonzept der Liga, das sehr detailliert ist. Nun gilt es die Vorgaben, auf jede einzelne Spielstätte zuzuschneiden. Man muss nun auf die jeweiligen speziellen Gegebenheiten Rücksicht nehmen, beispielsweise geht es um die Fluchtwege. Vor den Spielen sehe ich weniger Probleme, da die Zuschauer zu unterschiedlichen Zeiten ins Stadion kommen. Danach allerdings gehen fast alle gleichzeitig nach Hause, dann gilt es Staus bei den Ausgängen zu vermeiden. Das sind alles Details, die nun erarbeitet und im Schutzkonzept sauber dargelegt werden müssen, damit dieses bewilligungsfähig wird.
Viele Vereine dürften finanziell Probleme bekommen. Macht Ihnen das Angst? Schliesslich ist es wichtig, dass es in der Liga Konkurrenz gibt?
Ja, es macht mir schon etwas Angst. Sie haben es richtig gesagt, wir brauchen alle zwölf Klubs. Es muss allen gut gehen. Es wäre ein Kollateralschaden, wenn ein, zwei Vereine ins Straucheln kämen und irgendwann die Existenz bedroht wäre. Da sind wir gegenseitig solidarisch. Zwar sind wir bei den Lions mit einem dunkelblauen Auge davongekommen, das ist jedoch nur eine Momentaufnahme, es kann sich ja auch verschlechtern oder verbessern. Wir versuchen dort, wo wir können, den anderen Klubs zu helfen, natürlich sind wir diesbezüglich aber limitiert. Fakt ist, dass wir einander brauchen.
Die Bewilligungspflicht liegt bei den Kantonen. Ist überhaupt eine faire Saison möglich? Es kann ja sein, dass Vereine gewisse Spiele vor noch weniger Zuschauern bestreiten müssen.
Das sind alles Spekulationen. Wir haben nun eine gute Grundlage. Ich glaube, in den Kantonen müsste sich die Situation extrem verschlechtern, dass die Zuschauerzahl gesenkt oder gar Events verboten werden. Wenn es soweit kommen sollte, dann würde es alle wieder betreffen, dann gäbe es auch für das tägliche Leben wieder massive Einschnitte. Für den Moment ist es okay, wie es ist.
Was unternehmt Ihr, dass bei einem positiven Corona-Fall nicht die gesamte Mannschaft in die Quarantäne muss?
Wir haben intern extrem viele Vorkehrungen getroffen. Die erste Mannschaft wurde auf drei Garderoben verteilt. Wir versuchen überall, wo es möglich ist, räumliche Distanz zu schaffen. Im Trainingszentrum herrscht Maskenpflicht. Salopp formuliert, haben die Spieler die Maske nur dann nicht an, wenn sie im Training sind und der Puls nach oben geht. Ausserdem sind wir am Prüfen, was wir auf der Spielerbank machen können, ob Plexiglas-Vorrichtungen möglich sind. Das ist jedoch baulich nicht so einfach. Wir versuchen, mit sehr viel Detailarbeit die Risiken zu minimieren. Allerdings ist es so, dass die Medien, kaum passiert etwas, das Ganze zelebrieren. Wir waren mit 400 Nachwuchsspielern während einer Woche im Trainingslager und hatten keinen einzigen Corona-Fall. Darüber wird dann nicht berichtet. Die negativen Geschichten dagegen haben eine grosse Präsenz.
Die Unsicherheit ist nach wie vor gross. Wie optimistisch sind Sie, dass die Saison einigermassen «normal» durchgeführt werden kann?
Es geht nun darum, das Überleben der Liga zu sichern, der einzelnen Vereine, der Nachwuchsorganisationen. Das ist das Ziel. Die Hoffnung ist, dass es irgendwann einen Impfstoff, ein Medikament gibt, um das Virus zu besiegen. Eine spezielle Saison wird es ohnehin geben, die Einschnitte sind gross. Es ist bei weitem nicht normal, was auf uns zukommt, wir sind uns das Ganze aber schon seit sechs Monaten gewohnt. Insofern ist es nichts Neues. Es ist nicht neu, eine Maske zu tragen. Der Fan kommt nicht in eine neue Welt und sagt: Was ist denn hier los?
Also glauben Sie nicht, dass sich die ganze Situation auf den Zuschaueraufmarsch und die Stimmung auswirken wird?
Doch, die Stimmung wird sicher etwas darunter leiden. Aber in Anbetracht der Gesamtsituation ist das ein Nebenschauplatz, mit dem wir umgehen müssen.