Nach der abgeschlossenen Gruppenphase fällt das sportliche Zwischenfazit der Champions Hockey League aus Schweizer Sicht durchwegs positiv aus. Organisatorisch dagegen sticht eine gewichtige Problematik heraus.
Gleich vier von fünf Schweizer Vertretern überstehen in der Champions Hockey League die Gruppenphase und schaffen den Sprung in den Achtelfinal. Mit Lausanne, Biel und Zug stellt die National League gar drei Gruppensieger. Der SC Bern, der sich in einer schwierigen Gruppe auf dem zweiten Platz klassiert, komplettiert das Quartett. Einzig der HC Ambri-Piotta muss die Segel bei seiner ersten Teilnahme bereits vor der K.o.-Phase streichen. Dank den überzeugenden Resultaten verteidigt die Schweiz in der Länderrangliste bis anhin den zweiten Platz hinter Schweden, womit aktuell auch nächste Saison fünf Schweizer Klubs spielberechtigt sind.
Generell gewinnt die Champions Hockey League in Europa mehr und mehr an Stellenwert. Für die Vereine scheint die Teilnahme nicht mehr nur als zusätzliche Belastung wahrgenommen zu werden, vielmehr will man auch etwas Zählbares erreichen. Umso erstaunlicher, dass der Wettbewerb organisatorisch eine eklatante Schwäche aufweist: die abweichende Ansetzung der abschliessenden Gruppenspiele.
Die «Schande von Gijon»
Dass die unterschiedlichen Anspielzeiten Risiken birgen, ist definitiv keine neue Erkenntnis. Bereits 1982 kommt es bei der Fussball-WM in Spanien deswegen zum Eklat. Weil die Begegnung zwischen Deutschland und Österreich erst nach dem Schlusspfiff zwischen Chile und Algerien startet, ist die Ausgangslage für beide Mannschaften klar. Die Deutschen brauchen fürs Weiterkommen einen Sieg, Österreich kann sich eine Niederlage mit zwei Toren erlauben.
Nach dem frühen 1:0 für Deutschland schliessen die Nachbarländer einen «Nichtangriffspakt», Torschüsse oder Zweikämpfe sind vor allem in der zweiten Halbzeit Fehlanzeige, der Ball wird bis zum Schlusspfiff nur noch in der eigenen Platzhälfte hin- und hergeschoben. Es bleibt beim 1:0 – Österreich und Deutschland sind weiter. Doch die Partie schlägt weltweit hohe Wellen und geht als «Schande von Gijon» in die Geschichte ein.
Zeitgleiche Ansetzung der letzten Gruppenspiele
Die FIFA und die UEFA ziehen daraus die Konsequenzen. Seit 1984 finden die letzten Spiele einer Gruppe bei internationalen Meisterschaften ausnahmslos zeitgleich statt, um so möglichen Benachteiligungen oder Manipulationen entgegenzuwirken. Die Ausgangslage bleibt so womöglich länger spannend – und für alle Mannschaften identisch. Auch das Reglement der UEFA Champions League besagt: «Spiele des letzten Spieltages werden innerhalb einer Gruppe gleichzeitig ausgetragen.» Auch in nationalen Ligen ist es im Fussball gang und gäbe, die Spiele für den letzten Spieltag einer Saison zeitgleich auszutragen.
Auch in der Schweizer National League ist man sich dieser Problematik bewusst. In der Qualifikation beginnen die Matches vom ersten Spieltag an zur gleichen Zeit (mit wenigen Ausnahmen) und am letzten Spieltag stehen jeweils alle Mannschaften parallel im Einsatz. Nicht so in der Champions Hockey League. Ambri-Piotta wäre in der abschliessenden Runde auf Schützenhilfe von München angewiesen gewesen.
Ambri scheidet vor dem ersten Bully aus
Während die Leventiner am Mittwoch austragen, stehen die Deutschen bereits am Dienstag im Einsatz. Und weil die erhoffte Hilfe ausbleibt und München verliert, ist Ambri bereits vor dem ersten Bully definitiv ausgeschieden. Das vermeintliche Finalspiel wird zum grossen Reinfall – für die Spieler, den Trainer, die Fans und letztlich für den gesamten Verein. Ausserdem schaden solch bedeutungslose Spiele der Vermarktung des Turniers enorm und Vorteile bringt ein solcher Spielplan ohnehin keine. Ein Umstand, den es schnellstmöglich zu ändern gilt.