Kanadas Eishockeyverband hat den Rücktritt seines Geschäftsführers Scott Smith und des gesamten Vorstandes bekannt gegeben. Grund dafür ist ein Fall von mutmasslicher Gruppenvergewaltigung
Der Fall, der im Mai publik wurde und seither hohe Wellen im Land schlägt, geht auf den Sommer 2018 zurück. Dabei steht der Vorwurf im Raum, dass acht Spieler der kanadischen Nachwuchsliga CHL eine betrunkene Frau mehrfach sexuell misshandelt haben sollen. Einige der mutmasslichen Täter sollen auch Teil der U20-Nationalmannschaft gewesen sein, die im Januar 2018 Gold an der U20-WM gewonnen hatte. Dem nationalen Verband wird vorgeworfen, den Vorfall vertuschen zu wollen.
Das Opfer hat in diesem Frühjahr eine Klage gegen die acht Spieler, den kanadischen Eishockeyverband und die CHL eingereicht. Daraufhin wurde aussergerichtlich eine finanzielle Vereinbarung getroffen. Der Verband zahlte der heute 24-jährigen Frau eine Abfindung in Millionenhöhe.
Die Medien enthüllten kürzlich, dass Hockey Canada über zwei geheime Fonds verfügte, die zur Entschädigung von Opfern sexueller Übergriffe dienen. Finanziert wird dieser Fonds mit Lizenzgebühren von Spielerinnen und Spielern aus dem ganzen Land.
Die Verbandsführung wurde aufgefordert, sich vor einem Parlamentsausschuss zu erklären, und verteidigte in der vergangenen Woche ihren Umgang mit der Affäre, bevor die amtierende Vorstandsvorsitzende zurücktrat. Nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich wurde der Verband unter Druck gesetzt und von namhaften Sponsoren wie der Restaurantkette Tim Hortons, Nike oder Scotiabank fallen gelassen. Der Image-Schaden für Hockey Canada ist enorm.
SDA