Nicht weniger als sechs Klubs versuchen ihr Glück mit neuen Trainern. An der Ausgangslage ändern dürfte dies wenig. Erwartet wird erneut eine ausgeglichene Meisterschaft mit Zug in der Favoritenrolle.
Es ist die dritte Saison, in der das Schweizer Eishockey mit Corona umgehen muss. Und wie wir alle wünschen sich die Klubs nichts mehr als die Hockey-Normalität mit möglichst vielen Zuschauer zurück. Wenn es denn einen guten Eishockey-Effekt aus der Corona-Zeit gegeben hat, dann diesen, dass die Vereine vernünftiger geworden sind.
Gerade mal einen Trainerwechsel (beim SC Bern) gab es in der National League während der letzten Saison. Panik-Reaktionen sind im Gleichschritt mit der ungemütlichen finanziellen Situation wegen Corona aus dem Trend geraten. Die Coaches bekommen etwas mehr Zeit, ihre Ideen zu vermitteln. Aber so viel mehr dann auch nicht.
Das grosse Säbelrasseln fand stattdessen in der Sommerpause statt, als nicht weniger als sechs National-League-Klubs ihren Trainer ersetzten. Rechnet man Aufsteiger Ajoie, der logischerweise mit seinem Erfolgstrainer Gary Sheehan weiterfährt, nicht mit, ist das die Hälfte der Liga und rekordverdächtig.
Sechs Klubs hatten Handlungsbedarf
Aber in Bern (Johan Lundskog für Mario Kogler), Lugano (Chris McSorley für Serge Pelletier), Lausanne (John Fust für Craig MacTavish), Rapperswil-Jona (Stefan Hedlund für Jeff Tomlinson) und Langnau (Jason O'Leary für Rikard Franzén) sahen die Verantwortlichen Handlungsbedarf, erneuerten die Verträge mit den bisherigen Coaches nicht mehr und holten neue Übungsleiter.
Zudem ist Antti Törmänen, und das ist die schönste Hockey-Geschichte dieses Sommers, nach der gesundheitsbedingten Auszeit wegen seiner Krebserkrankung in der letzten Saison nun wieder bei Biel zurück an der Bande. Daher musste auch Lars Leuenberger, der ihn eine Saison vertrat, wieder gehen.
Gross ist die Beachtung für Lundskog und McSorley. Sie sollen die ambitionierten Vereine Bern und Lugano auf den Erfolgsweg zurückführen, nachdem Bern zwei ganz schwierige Jahre hinter sich hat und Lugano sich in den letzten Playoff-Viertelfinals gegen die Lakers blamiert hat. Das ist der Anspruch in einer Liga, die ausgeglichener kaum sein könnte.
Klar, von Titelverteidiger Zug, von Lugano unter dem akribischen McSorley und von den ZSC Lions nach dem Last-Minute-Transfer mit Denis Malgin darf man erwarten, dass sie sich vom Rest der Liga etwas abheben. Und bei Aufsteiger Ajoie ist davon auszugehen, dass er über die ganze Saison betrachtet nicht konkurrenzfähig sein wird und abgeschlagen Letzter wird.
Welcher Grosse gerät dieses Mal in Schieflage?
Doch zu prognostizieren was zwischen 4 und 12 geschieht, ist wie Kaffesatzlesen. Mit Rappi, Ambri und den SCL Tigers sind da drei Clubs, die es in der Optik vieler schwer haben dürften, in die Top 10 zu gelangen. Aber Rappi stand im letzten Jahr im Playoff-Halbfinal und die SCL Tigers und Ambri haben sich geschickt verstärkt. Die Leventiner sind wegen ihrer neuen Halle noch zusätzlich euphorisiert.
Und es hat auch Tradition, dass mindestens ein Grosser heftig in die Bredouille gerät. Ist es nochmals Bern, das im Kader nicht mehr die Qualität vergangener Tage hat? Oder gerät Lausanne unter Druck, weil ein Graben zwischen der Vereinsführung und den Spielern besteht? Oder trifft es Davos? Finalist Servette? Fribourg? Oder Biel?
Die Ausgangslage verspricht auf jeden Fall, dass wir uns auf eine hoch spannende neue Saison freuen können. Vielleicht sogar die spannendste aller Zeiten. Da ist es fast schon zu verschmerzen, dass es mit 52 Quali-Runden eine gefühlte Ewigkeit dauert, bis die Playoffs dann endlich beginnen. Und durch den erneuten Wegfall des Abstiegs erneut die ultimative Dramatik im Tabellenkeller fehlt.