NHL-Star Janis Moser «Du hast immer das Gefühl, du kannst mit deinen Skills und Talent die coolen Plays machen»

Syl Battistuzzi

19.12.2024

Janis Moser überzeugt auch bei den Tampa Bay Lightning.
Janis Moser überzeugt auch bei den Tampa Bay Lightning.
IMAGO/Imagn Images

Janis «J. J.» Moser hat im Sommer ein neues NHL-Abenteuer gestartet. Mit den Tampa Bay Lightning will der Verteidiger hoch hinaus. Der Bieler sprach mit blue Sport über seine Ziele und das grosse Lob von Roman Josi.

Syl Battistuzzi

Eigentlich geht es Janis «J. J.» Moser «tipptopp». Doch ausgerechnet vor der Gesprächsrunde mit ausgewählten Schweizer Journalisten verletzte sich der Bieler am letzten Donnerstag beim Auswärtsspiel gegen die Calgary Flames. «Es war eine unglückliche Bewegung», so Moser. Der Verteidiger zog sich eine Unterkörperverletzung zu, die ihn seither ausser Gefecht setzt.

Dabei begann für Janis Moser im Sommer nach dem Trade vom Utah Hockey Club (zuvor Arizona Coyotes) zu den Tampa Bay Lightning ein neues Kapitel. «Ich habe mich gut eingelebt. Die Organisation ist unglaublich, das Team ist top, die Stadt ist sehr cool, logischerweise auch das Wetter», resümiert Moser. Der 24-Jährige unterschrieb mit den Lightning einen Vertrag über zwei Jahre, der ihm 6,75 Millionen Dollar einbringt.

Der Verteidiger ist mit seinem Team mittendrin im Kampf um die Playoff-Plätze – kein Wunder, die Konkurrenz in der Eastern Conference ist gewaltig. Es laufe nicht schlecht, so der Bieler. Er ergänzt, es gehe mehr um den Lern-Prozess, wie sie spielen müssten. «Du hast immer das Gefühl, du kannst mit deinen Skills und Talent die coolen Plays machen. Aber die Realität ist, dass es defensiv solid sein sollte. Das Spiel nicht aus den Händen geben, keine blöden Turnovers kassieren», fasst Moser zusammen.

Plötzlich in einem Sieger-Team gelandet

Im letzten April scheiterten die Lightning in den Playoff-Achtelfinals am späteren Champion Florida Panthers. In den vorangegangenen drei Saisons erreichten sie aber jeweils den Final und stemmten sowohl 2021 als auch 2022 den Stanley Cup in die Höhe. 

Viele Teammitglieder wissen also, was es braucht, um Erfolg zu haben. Moser zeigt sich vor allem beeindruckt, wie ruhig die Top-Cracks jeweils bleiben. «Wenn die Dinge nicht perfekt laufen oder alles rosig ist, dann muss es nicht chaotisch oder hektisch werden», beschreibt er deren Mentalität. Vielmehr gehe es darum, die Schrauben wieder ein bisschen anzuziehen und ein paar Anpassungen machen, ohne gleich alles infrage zu stellen. 

Auch innerhalb der Organisation spüre man die Siegermentalität, erfahrene Spieler helfen jeweils den anderen. «Man merkt diese Kultur hier, beginnend von der Führung ganz oben bis nach unten, dass man gewisse Standards hat.» Diese Einstellung sei «ansteckend», unterstreicht Moser.

Moser hat bei seinem neuen Arbeitgeber durchschnittlich 20 Minuten Eiszeit und bisher 10 Skorerpunkte auf dem Konto. «Du machst dir sicher Gedanken vor der Saison, aber eine gewisse Anzahl Punkte nehme ich mir nicht vor, sonst verkrampft man sich auch leicht», erläutert Moser. «Du musst dein Bestes in jedem Spiel versuchen – und dann schauen, was rauskommt.» Er selbst sieht noch Optimierungspotential im «physischen Bereich». Auch bei der Konstanz sowie der offensiven Ausbeute will er sich noch steigern.

Viel reifer geworden 

Am 15. Dezember 2021 debütierte Moser in der NHL. «Du machst spielerisch Fortschritte, wirst stärker, hast mehr Erfahrung», nennt Moser die Unterschiede zu seinen Anfängen. Der grössere Kontrast sei bei der persönlichen Entwicklung, also auf menschlicher Ebene. «Wenn du von der Schweiz herüberkommst, dann kennst du die Schweiz und all die Sachen da», meint Moser und führt aus: «In den letzten drei Jahren habe ich viele Dinge gelernt. Über mich selber, wie es ist, in ein neues Land zu kommen, eine andere Kultur kennenzulernen, mich anzupassen und damit umzugehen.»

Wenn Moser mal Freizeit hat, geht er gerne die Stadt anschauen, gut essen und geniesst das Wetter. Trotzdem lässt er sich im Ferien-Paradies Florida nicht ablenken. «Man muss man auch professionell sein», meint Moser. 

Der Seeländer trägt auch bei Tampa die Rückennummer 90 – wie sein grosses Vorbild Roman Josi. Der Nashville-Captain lobte seinen Landsmann kürzlich öffentlich in den höchsten Tönen. «Das ist natürlich sehr schön zu hören von einem Spieler wie ihn, der über so viele Jahre so viel erreicht hat. Das gibt einem auch Energie und Motivation, weiterzuarbeiten, um möglichst nahe an das ranzukommen, was er erreicht hat», findet Moser. Am meisten Kontakt habe er aber mit Nico Hischier, der halt «in einem ähnlichen Alter» wie er sei, so Moser.

Der leidenschaftliche Motorboot-Fan –  Moser besitzt seit Sommer 2022 einen Bootsführerschein und verbringt während der Vorbereitung in der Heimat so viel Zeit wie möglich auf dem Bielersee – hält sich über die National League auf dem Laufenden. «Die Spiele kann ich nicht immer schauen, aber ich verfolge natürlich die Resultate und Tabelle. Vor allem bei Biel schaue ich, was sie machen und bin mit den Spielern in Kontakt», berichtet Moser. Weniger Kontakt gebe es derzeit mit Patrick Fischer.

Der Nati-Coach würde aber jeweils gegen Ende Saison einen Nordamerika-Trip unternehmen, um vorbeizuschauen und den Puls zu fühlen. Wie sich der 49-jährige Zuger aktuell fühlt, erfährst du am 28. Dezember bei «Lässer» auf blue TV.