Nico Hischier hat keine einfache Zeit hinter sich: Bereits zum zweiten Mal in dieser Saison muss er sich nach einer Verletzung zurückkämpfen. Der neue Captain der New Jersey Devils gab nun ein längeres Interview über die jüngsten Ereignisse.
Nach einem im Dezember erlittenen Wadenbeinbruchs und nachdem Hischier auch noch auf die Covid-Liste gesetzt worden war, gab er erst am 20. Februar dieses Jahres sein Saisondebüt. Am selben Tag wurde der Walliser zum Captain der Devils ernannt.
Doch lange konnte der 22-Jährige das «C» auf der Brust nicht geniessen. Eine Woche nach seinem verspäteten Saisondebüt traf ihn ein abgefälschter Puck seines schussgewaltigen Mitspielers P.K. Subban. «Von der Wucht drückte es das Visier und den Helm wohl gegen die Stirn», erzählt Hischier im Interview gegenüber «Blick». Das Resultat: «Der Schädelknochen oberhalb meines Auges, also die Stirnhöhle war gebrochen.» Eine Operation war unumgänglich.
Es sei schwierig zu beurteilen, ob der Frust über die erneute Verletzung oder der Stolz übers Captain-Amt überwiege: «Natürlich macht es mich stolz und ist eine Ehre, dieses Amt zu übernehmen. Aber um es ausüben zu können, muss man spielen. Darum ist auch Frust da, dass ich schon wieder nicht spielen kann. Ich bin nach meiner Fussverletzung zurückgekommen, und nach fünf Partien passiert mir so etwas. Es ist noch keine Top-Saison für mich. Allerdings hatte ich in meiner Karriere noch nicht viele Verletzungen und versuche nun, daraus zu lernen. Denn so blöd es klingt, aber mit dem Bruch des Schädelknochens bin ich noch gut davongekommen», so Hischier.
So hätte der Puck buchstäblich ins Auge gehen können oder auch das Hirn in Mitleidenschaft gezogen werden, führt er aus. «Doch auch so hat mich die Diagnose erschreckt. Die Ärzte sagten mir, dass sie eine solche Verletzung im Hockey noch nie gesehen haben. Solche Treffer dürfen nicht unterschätzt werden. Erst kürzlich ist ja ein junger Russe gestorben, nachdem er von einem Puck getroffen worden war.»
Josi als Gratulant – Plüss als Vorbild
Sein Landsmann Roman Josi – der neue Schweizer NHL-Rekordhalter bei den Skorerwerten – habe ihm zu seiner Ernennung als Captain gratuliert, berichtet der Nummer-1-Pick von 2017. Er interpretiert seine Rolle so: «Als gutes Beispiel vorangehen, auf dem Eis alles richtig machen. Auch die kleinen Dinge, weil sie in dieser Liga sehr wichtig sind. Und neben dem Eis möchte ich allen helfen und ein guter Teamkollege sein, der auch ein offenes Ohr hat für ihre Probleme jeglicher Art.»
Orientieren will er sich unter anderem an Ex-Nati-Star Martin Plüss. «Mich hat Martins Routine immer beeindruckt. Er kam immer zur gleichen Zeit in die Kabine, war neben dem Eis sehr professionell. Dass ich als Junior nach Bern kam und sah, wie ein solcher Spieler auch neben dem Eis arbeitet, um auf dem Eis gut zu sein, ist eine bleibende Erinnerung.»
Nun steht erstmal seine Genesung und die Wiedererlangung der Match-Fitness im Vordergrund: «Ich beginne mit einem langsamen Aufbautraining, denn nach der OP durfte ich neun Tage lang überhaupt nichts tun. Zu Hause versorgt mich meine Mutter, sie konnte trotz der vielen Corona-Bestimmungen glücklicherweise einreisen. So geniesse ich das Hotel Mama noch etwas.»
Es sei keine einfache Zeit gewesen, aber er habe immer versucht positiv zu bleiben, und sei froh, nun alles hinter ihm zu haben, gesteht Hischier. Bald will der Center wieder sein Team als Leader anführen. Dann kann er endlich auch seine Statistik – in fünf NHL-Spielen drei Punkte (zwei Tore, ein Assist) – ausbauen. Einen Hischier in Höchstform könnten die Devils gut gebrauchen: In der Rangliste der East Division liegen sie aktuell an zweitletzter Stelle.