Am Freitag beginnt in Prag die NHL-Saison. Der Zuger Verteidiger Tobias Geisser hat seine Zelte in Nordamerika zwar abgebrochen, dennoch ist die beste Liga der Welt nach wie vor sein Ziel.
Obwohl Geisser erst 23 Jahre alt ist, hat er bereits zwei Weltmeisterschaften bestritten. Sein Talent blieb auch in Nordamerika nicht verborgen: 2017 wurde er von Washington als Nummer 120 gezogen, ein Jahr später, kurz vor dem bisher einzigen Stanley-Cup-Triumph der Capitals, unterschrieb er einen Einstiegsvertrag über drei Jahre. So weit, so gut.
Allerdings sind die Capitals für junge Spieler ein schwieriges Pflaster. Dies bekam auch Geissers Landsmann Jonas Siegenthaler zu spüren. Nachdem er in der Saison 2019/20 den Durchbruch bei Washington geschafft zu haben schien, verlor er in der darauffolgenden Spielzeit seinen Platz – an den damals 43-jährigen Zdeno Chara! Seit dem Trade zu den New Jersey Devils im April 2021 hat sich der 25-jährige Siegenthaler zu einem der besten Defensverteidiger der Liga entwickelt. Das sagt einiges aus.
Geisser selber hielt sich vor einem Jahr in der Vorbereitung auf die NHL-Saison lange im Team, ehe er doch in die AHL geschickt wurde. Nicht nur das, die Capitals holten von der Waivers-Liste noch Dennis Cholowski, der letztendlich siebenmal in der NHL zum Einsatz kam. Danach fragte sich Geisser: «Was mache ich hier eigentlich?» Er biss jedoch durch, ohne eine Chance in der besten Eishockey-Liga der Welt zu erhalten. Zum Thema schwierige Organisation für jüngere Spieler sagt er: «Es fängt bei der Kommunikation an, man hört eigentlich gar nichts.»
AHL – eine mühsame Liga
Dabei könnte das Team eine Blutauffrischung gebrauchen. Deshalb herrsche ein wenig Unruhe in der Organisation, viele würden einen Umbruch befürworten, so Geisser. «Jeder redet etwas am anderen vorbei.» Zwar hätte er einen neuen Vertrag bei den Capitals unterschreiben können, doch einerseits hatte er sich ein besseres Angebot erhofft, andererseits wollte er nicht in der AHL versauern.
«Es ist eine extrem mühsame Liga», sagt Geisser. Klar lerne man etwas, doch 125 Spiele seien genug. Deshalb entschied er sich nach einem langen und aufreibenden Prozess, zum EV Zug zurückkehren – bei den Zentralschweizern hat er am 16. September 2016 in der damaligen NLA debütiert. «Hier kann ich mich besser entwickeln, auch weil die Liga (aufgrund der Ausländererhöhung) stärker geworden ist», begründet Geisser den Entscheid.
Auch wenn er beim EVZ einen Vertrag bis 2025 unterschrieben hat, ist die NHL nach wie vor das Ziel. Die Rechte liegen weiterhin bei Washington. «Ich bin im Austausch mit ihnen», sagt Geisser. Er will sich diesbezüglich aber keine grossen Gedanken machen, sondern sich voll und ganz auf die laufende Saison konzentrieren. «Dann schaue ich weiter.»
Zu unkonstant
Ohnehin gibt es bei Zug genügend zu tun. Der Meister der vergangenen beiden Saisons hinkt in der Meisterschaft den eigenen Ansprüchen hinterher, vor allem was die Defensive betrifft. In den vier Heimspielen, in denen es nur zwei Siege gab, kassierte der EVZ nicht weniger als 16 Gegentore. «Wir sind viel zu unkonstant, auch innerhalb einer Partie», sagt Geisser.
«Die Struktur in unserem Spiel ist nicht schlecht, wir müssen aber mehr Zweikämpfe gewinnen und uns im Puckmanagement verbessern. Auch wenn es nicht viele Wechsel im Team gab, braucht es Zeit, bis wieder alles zusammenwächst. Klar, je mehr Punkte wir Anfang Saison holen, desto besser. Wir müssen jedoch bereit sein, wenn es zählt. Von daher schauen wir nicht spezifisch auf die Resultate, sondern wie wir spielen.» Nach dem fünften Sieg in der fünften Partie in der Champions Hockey League geht es am Freitag in der National League mit dem Heimspiel gegen Biel weiter.