Nino Niederreiter ist in seine 15. NHL-Saison gestartet. Kurz vor seiner 1000. Partie in der besten Liga der Welt blickt der Schweizer Stürmer zurück – und voraus: auf Olympia, die Heim-WM und den grossen Traum vom Stanley Cup.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Nino Niederreiter steht kurz vor einem historischen Meilenstein mit 1000 NHL-Spielen und spricht in einer Medienrunde über seine Karriere, neue Aufgaben bei den Winnipeg Jets und seine Ziele für die laufende Saison.
- Dabei betont er die besondere Bedeutung dieses Jubiläums, seine Vorfreude auf Olympia 2026 und den Wunsch, möglichst lange in den NHL-Playoffs zu bleiben – auch wenn das eine Teilnahme an der Heim-WM verhindern könnte.
Vor einer Woche begann die neue NHL-Saison mit aktuell elf Schweizern. Am meisten Spiele auf dem Buckel hat dabei Nino Niederreiter. Der 33-jährige Stürmer hat 972 Spiele in der besten Hockey-Liga der Welt bestritten und dabei je 241 Tore und Assists erzielt.
Im Normalfall wird der Bündner also bald viele Meilensteine erreichen: 1000 NHL-Partien sowie die Marke von 500 Scorerpunkten. Natürlich sei die Sache mit den Scorerpunkten cool, meint Nino Niederreiter an einer Medienrunde, betont aber: «Am wertvollsten sind sicher die tausend Spiele. Als junger Spieler hast du einen Traum, mal ein NHL -Spiel zu spielen – und dann denkst du, es wäre cool, vielleicht mal 500 zu haben. Und jetzt stehst du kurz vor 1000 Spielen.»
Dicht hinter ihm lauert sein Freund und ehemaliger Nashville-Teamkollege Roman Josi mit 966 NHL-Spielen. Die Nummer 3 ist Mark Streit mit 820 Einsätzen.
Seit 2023 spielt Niederreiter bei den Winnipeg Jets. Zwar herrscht in der kanadischen Stadt oft eine garstige Kälte, doch die Euphorie rund um das Team ist gross. «Das Coolste an Winnipeg ist einfach, wie fest die Mannschaft der Stadt was bedeutet. Meistens hast du noch Football, Baseball, Basketball oder so – dort hat es wirklich nur Hockey. Das merkst du einfach überall, wo du hingehst», schwärmt Niederreiter. Dementsprechend professionell sei auch die Organisation aufgestellt. «Sie geben dir alles, was du brauchst – das hat sicher auch einen sehr grossen Wert für die Spieler», ist er sich sicher.
Aktuell hat der Routinier intern eine etwas neue Rolle. Vorher sei es mehrheitlich gegen die Skorerlinien darum gegangen, sich schadlos zu halten. Nun sei von seiner Linie auch etwas Kreativität gefragt. «Gleichzeitig muss ich schauen, dass ich einfach meinem Spiel treu bleibe» meint er.
Grosse Erwartungshaltung
Was er seinem Jüngeren ich raten würde? «Geniesse jede Minute, die du auf dem Eis hast. Es ist hart zu glauben, dass es schon 15 Jahre her ist, seit ich mein erstes NHL -Spiel gespielt habe. Es ging so schnell», meint er und ergänzt: «Das Wichtigste ist, Freude zu haben bei dem, was du machst. Und nicht immer allzu verbissen sein.»
Was sich am meisten verändert hat in seiner Zeit in der NHL? Die Liga sei einerseits jünger geworden. Andererseits habe man früher viel mehr Rollenspieler wie Goons oder Powerplay-Spezialisten gehabt. «Nun sind von der ersten bis in die vierte Linie alles super Schlittschuhläufer, die auch kreativ sein können», resümiert Niederreiter.
In der Vorsaison holte Winnipeg die Presidents‘ Trophy als bestes Team der Hauptrunde, scheiterte danach im Playoff-Viertelfinal. «Der Druck ist sicher gross. Die Erwartung ist da, dass wir mit unserer Erfahrung sehr weit kommen. Wenn man sich unsere Division mit Dallas, Colorado und Minnesota anschaut, dann ist das aber eine Bombengruppe (Central Divison, Anm.d.Red). Wir wollen uns bestmöglich platzieren, um in die Playoffs reinzukommen.»
Besondere Saison mit grossen Highlights
Ein langer Verbleib in den Playoffs würde natürlich bedeuten, dass Niederreiter der Nati bei der Heim-WM (startet am 15. Mai in Zürich und Fribourg) fehlt. «Ich nehme es, wie es kommt», sagt Niederreiter. «Natürlich wäre ich gerne bei der WM dabei, mein ultimatives Ziel ist aber der Stanley Cup. Dafür machen wir alles und spielen 82 Spiele. Wenn es mit der WM klappt, dann wäre es lässig, aber ich möchte so lange wie möglich in der NHL bleiben.»
Nach dem letzte verlorenen WM-Final (0:1 gegen die USA) meinte Niederreiter, man habe den Sieg zu sehr gewollt – leider habe dadurch niemand seine Top-Leistungen abrufen können. Hat er ein Rezept, damit eine solche Blockade für die Nati-Spieler nicht nochmals vorkommt? «Wir müssen aktiver sein. Wir waren immer am Warten, bis etwas passiert», findet Niederreiter. «Wenn man früh ein Tor bekommt, kann man wenigstens reagieren – anstatt zu warten, bis der Gegner etwas macht. Das macht das Spiel natürlich viel schwieriger. Das ist das, was wir in Zukunft besser machen müssen», erläutert er.
Niederreiter wird sicher im Februar bei den Olympischen Spielen 2026 in Milan Cortina für die Schweiz stürmen. «Ich freue mich sehr auf Olympia und habe die Spiele schon auf dem Radar», betont er. Aufgrund der geografischen Nähe würden sicher viele Schweizer Fans da sein sowie auch einige Familienmitglieder. Das Niveau sei auch ohne Russland sehr hoch, der Titel «extrem schwierig».
«Wir sind ein Underdog. Wenn die Besten gegen die Besten spielen, ist es eine gute Chance, uns zu messen, um zu schauen, wo wir stehen.» Auf einen Landsmann aus der NHL ist Niederreiter besonders gespannt: «Ich hoffe, dass Pius Suter (St. Louis Blues) dabei ist, mit ihm habe ich noch nie zusammengespielt. Das wird eine coole Sache werden.»
Welche Schweizer NHL-Spieler Niederreiter in seine Starting Six wählen würde? «(Timo) Meier, (Nico) Hischier und (Kevin) Fiala, dann hinten (Roman) Josi und (Jonas) Siegenthaler.» Und er selbst? «Ich komme dann irgendwann in der zweiten Linie», lacht er.