ZSC-Stürmer Willy Riedi ist einer von zwei aufgebotenen Debütanten im Schweizer Team für die am Donnerstag beginnenden Swiss Ice Hockey Games in Freiburg. Er hat einen speziellen Weg hinter sich.
Der 24-jährige Riedi spielte als Junior nicht stets in der höchsten Leistungskategorie, wurde nie für eine nationale Nachwuchsauswahl aufgeboten. Zu ersterem sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA während der Fahrt nach Freiburg mit Teamkollege Dean Kukan: «Dadurch erhielt ich viel Eiszeit und konnte mich gut entwickeln.» Das sei besser, als in der Top-Mannschaft nur Ergänzungsspieler zu sein.
Sein Debüt in der besten Schweizer Liga gab Riedi am 9. März 2019, als es für die ZSC Lions in den sechs Spielen der Abstiegsrunde um nichts mehr ging. Danach musste er sich bis am 15. Dezember 2020 gedulden, ehe er wieder in der National League auflaufen durfte. Einen Profivertrag besitzt er erst seit der Saison 2021/22, wobei er in der damaligen Spielzeit wegen einer Meniskusoperation bis Mitte Dezember zuschauen musste. Von daher bestreitet er aktuell die erste «richtige» Saison in der höchsten Liga.
Trotz des alles andere als gradlinigen Werdeganges zweifelte Riedi nie an sich. «Ich sah andere Spieler und dachte, wenn die das können, warum sollte ich das nicht auch können. Wenn du dir ein Ziel setzt, musst du dranbleiben, egal welche Steine dir in den Weg gelegt werden.» Ausserdem half ihm, dass die Eltern, die beide auf gutem Niveau Eishockey spielten, ihn stets unterstützten, auch als es nicht danach aussah, als würde er es schaffen.
Spätzünder
Nun scheint er bei den Lions den Durchbruch geschafft zu haben. Trainer Rikard Grönborg hat ihn bisher mehrheitlich an der Seite des schwedischen Centers Lucas Wallmark eingesetzt. Riedi dankte das Vertrauen mit je acht Toren und Assists. Die guten Leistungen führt er einerseits auf die kontinuierliche Entwicklung zurück, andererseits darauf, dass er erstmals die Vorbereitung auf die Saison mit dem ZSC bestritt. Dadurch bekam er ein besseres Gespür dafür, was auf diesem Niveau funktioniert und was nicht. «Zudem konnte ich mich von Anfang an beweisen, mich dem Trainer empfehlen. Das führte zu mehr Eiszeit und mehr Selbstvertrauen», sagt Riedi.
Der Flügelstürmer verfügt mit einer Grösse von 1,90 m und einem Gewicht von 100 kg über eine imposante Postur. Von daher ist schwer vorstellbar, dass er noch bei den Novizen (heute U17) zu den Kleinsten gehörte. In der Folge wuchs er innert zwei Jahren von «1,58 m auf 1,81, 182 m» (Riedi), was selbstredend Schwierigkeiten mit sich brachte, unter anderem verkürzte Muskeln. «Das waren ziemliche Strapazen für den Körper», blickt Riedi zurück.
Aufgebot aus dem Nichts
Trotz Profivertrag gibt es für ihn nicht nur Eishockey. Er hat nebenbei eine Ausbildung zum Fitnesscoach und Ernährungsberater abgeschlossen. «Ich dachte, das wäre etwas, das mich weiterbringen könnte. Zwar bringt das Eishockey eine hohe körperliche Belastung mit sich, jedoch bleibt genügend Zeit, etwas Produktives zu machen. Ich will nicht nach dem Training heimkommen und den ganzen Nachmittag chillen. Das hatte zunächst seinen Reiz, allerdings wurde mir relativ rasch langweilig.» Ausserdem spult er nicht nur das normale Trainingsprogramm ab, sondern absolviert er zusätzliche Einheiten, wenn es Sinn macht, beispielsweise arbeitet er mit einem Privatcoach an seinen Skills auf dem Eis. Insbesondere schlittschuhläuferisch will er sich weiter verbessern.
Als weitere Belohnung für die Beharrlichkeit erklimmt Riedi mit der erstmaligen Berücksichtigung für die Nationalmannschaft nun die nächste Stufe. «Klar hofft man im Hinterkopf immer ein wenig, das Aufgebot kam aber schon etwas aus dem Nichts», sagt Riedi. «Es ist schön, eine Bestätigung für die geleistete Arbeit zu bekommen. Ich versuche es zu geniessen und so viel wie möglich mitzunehmen.»
SDA