Als amtierender Meister verpasst Bern in der National League die Playoffs. Für Morgan Samuelsson kommt das aber nicht überraschend – und könnte dem SCB auch nächste Saison zum Verhängnis werden.
Zum zweiten Mal nach 2014 bleibt der SC Bern als Titelverteidiger der National League bereits in der Qualifikation auf der Strecke und muss den Gang in die Klassierungsrunde antreten. Für Teleclub-Experte Morgan Samuelsson kommt der Rückschlag aber nicht von ungefähr. «Das ist ein Prozess, der über drei oder vier Jahre stattgefunden hat. Man hat zu alte Spieler und man konnte keine neuen Spieler holen, weil niemand nach Bern gehen wollte.»
Fünf Meistertitel in den letzten zehn Jahren, im Schnitt mehr als 15'000 Fans pro Spiel und auch finanziell ein Schwergewicht – wieso soll der SC Bern Mühe haben, Spieler an Bord zu holen? «Die haben so schreckliches, langweiliges Eishockey gespielt unter Kari Jalonen, das niemand spielen will. Das zeigt sich jetzt», nimmt Samuelsson kein Blatt vor den Mund.
Ein überholtes System
Man sei zwar erfolgreich gewesen, habe aber selbst nicht versucht, Hockey zu spielen. «Man hat nur versucht, den Gegner zu kontrollieren. Das ist jetzt das Resultat von schlecht gespieltem Eishockey über Jahre.»
Samuelsson glaubt, das in Bern gespielte System sei überholt. «Man hätte eine neue Spielart entwickeln müssen. Nicht diesen uralten Stil beibehalten. (…) Das System hat die Mannschaft aufgefressen, sie konnten nicht in hohem Tempo spielen. Als jetzt Kossmann gekommen ist, hat man gesehen: Die können kein richtiges Eishockey spielen.»
Aber nicht nur das angewandte System, auch einige Spieler im Berner Kader seien überholt. Dass die Verträge mit Thomas Rüfenacht (35) und Beat Gerber (37) noch einmal verlängert wurden, versteht Samuelsson nicht. «Sie stehen für das alte Eishockey. Es passieren sehr komische Sachen in Bern. Man behält die alten Spieler viel zu lange.»
Sportchef Chatelain vor dem Aus?
Im Nachhinein ist auch klar, dass es ein Fehler war, Meistergoalie Leonardo Genoni mit dem unerfahrenen Niklas Schlegel zu ersetzen. Genauso, wie den Vertrag mit Kari Jalonen nach dem missglückten Saisonstart zu verlängern. «Diese schlechten Transfers werden Sportchef Alex Chatelain den Kopf kosten», glaubt Samuelsson und fügt an: «Er ist ein guter Typ, aber in diesem Arbeitsklima in Bern hat er keinen guten Job gemacht.»
Auch die bereits getätigten Verpflichtungen für die kommende Spielzeit überzeugen den Teleclub-Experten nicht. Weder in Miro Zryd und Thomas Thiry (beide Zug), noch in Jan Neuenschwander (Biel) sieht Samuelsson für den SCB die gesuchte Verstärkung. Und so ist für ihn klar: «Es wird auch nächste Saison brutal schwierig für Bern.»