Die am Dienstag eingeweihte Heimstätte der ZSC Lions ist ein Schmuckstück und setzt neue Massstäbe. Selbst von der Konkurrenz wird nun erwartet, dass das Team Grenzen verschiebt.
Der frühere ZSC- und heutige Lugano-Keeper Niklas Schlegel geht von einer verstärkten Revier-Verteidigung der «Löwen» aus: «Im ersten Jahr wird es für das Gastteam wohl sehr schwer, da etwas zu holen. Die ZSC-Fans können sehr euphorisch und fanatisch sein. Dies kann zu einer erhöhten Intensität auf dem Eis führen.»
Die Lions waren mit acht Auswärtsspielen in die Meisterschaft gestartet. Nach einem harzigen Saisonstart, bei dem vorab auch in der Gruppenphase der Champions League die Leistungen noch durchzogen waren, sind die Stadtzürcher als Titel-Anwärter wieder auf Kurs. Das zäh erkämpfte 2:1 gegen Fribourg-Gottéron vom Dienstag war der sechste Erfolg in den letzten sieben Begegnungen.
«Keine Raketen-Wissenschaft»
Vorab in den letzten zwei Spielen in Ambri (3:2 n.P.) und gegen Gottéron zeigte sich, dass das erstklassig besetzte Team heikle Phasen zu überstehen vermag und einen Weg zum Sieg findet.
Captain Patrick Geering betont gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA: «Hockey ist keine 'Raketen-Wissenschaft'. Wir haben nach dem Saisonstart bei jedem Einzelnen die Schrauben angezogen. Jeder spielt mittlerweile ein bisschen konsequenter. Zudem verfügen wir mit unseren beiden Torhütern Simon Hrubec und Ludovic Waeber über grossen Rückhalt. Aber das Team muss sich weiterentwickeln. Die Konkurrenz wird auch immer besser.»
Trotz der hohen Ambitionen des Liga-Giganten steht Geering ähnlich wie sein Captain-Vorgänger, ZSC-Ikone Mathias Seger, für Bodenhaftung beim neunfachen Meister. Der aktuelle Klub-Rekordspieler ist zwar nicht wie einst Seger in einem «Züri-Tram» mit dem Meister-Pokal fotografiert worden, spielte aber ebenfalls noch nie für einen anderen Verein als die Lions. Mittlerweile kommt der 32-jährige Verteidiger auf 790 Liga-Spiele.
Dazu war Geering 2009 bereits ein wichtiges Puzzle-Teil bei den grössten internationalen Erfolgen der Lions, dem Triumph in der Champions League und dem Gewinn des Victoria Cups. Letzteres gegen die Chicago Blackhawks, die in der Folgesaison den Stanley Cup holten.
Zur Stadion-Eröffnung fuhr Geering von seinem Wohnort in Zürich-Wipkingen mit der Vespa zur neuen Heimstätte in Zürich-Altstetten. «Ich fuhr da an den Fans vorbei und nahm deren Emotionen war. Das entfachte Hühnerhaut bei mir.»
Auch ZSC-Speaker Marti war aufgeregt
Auch für den 50-jährigen Stadion-Speaker Giovanni Marti war es kein Abend wie jeder andere. «Meine kompletten Unterlagen hatte ich daheim vergessen und musste deshalb wieder umkehren. Ich war wegen der Besonderheit des Anlasses völlig zerstreut», berichtete Marti gegenüber Keystone-SDA.
Marti wirkt bereits in der 22. Saison als Speaker bei seinem Herzensklub. Für den früheren Redaktor der einstigen Sportnachrichtenagentur «Sportinformation» war es berührend, vor dem Spiel die zahlreichen Klub-Legenden bis zum 99-jährigen Heinz Hinterkircher, einem Meisterspieler des zweiten Titels des ZSC von 1949, einmarschieren zu sehen.
Und dann das 1:0 von Denis Hollenstein in der mit 12'000 Zuschauern vollbesetzten Arena ansagen zu dürfen. Und dabei den Pegel der Fan-Lautstärke in der neuen Arena zu fühlen. Marti stellte gegenüber Keystone-SDA fest: «Es kommt wirklich Stimmung auf, wenn das Team gut spielt oder gar ein Tor schiesst. Es ist jetzt ein Hockey-Tempel und kann ein Hexenkessel sein.»
Geering bezeichnet das Gefühl als Spieler in der eigenen ZSC-Heimat als «bombastisch». «Man hat die Leute auch auf der Bank hinter einem. Das Produkt Hockey wird aufgewertet mit diesem Stadion. Es macht sicher Spass für die Fans, hier ein Hockeyspiel zu sehen.»
Eine neue (Stimmungs-)Ära
«Aus einem Traum wird Realität», lautete im Kern die Grussbotschaft von ZSC-Präsident Walter Frey zur Einweihung der neuen Arena. Die realisierte Umsetzung ist ein Schub für die ganze Organisation inklusive einer Erweiterung der wirtschaftlichen Optionen (Vermietung von Räumen, Veranstaltungen, Partizipation an der Gastronomie mit Business Club usw.).
Klub-Legende Seger (45) spricht gegenüber der Stadion-Sonderzeitung davon, dass die Mannschaft das neue Stadion für eine noch lautstärkere Unterstützung verdient habe. Der zweifache Familienvater, der selbst im bisherigen ZSC-Heimquartier Oerlikon unweit des Hallenstadions wohnhaft ist, geht nun von einer neuen und erweiterten Fan-Basis aus. Sein vordringlichster Wunsch lautet: «Der Klub und und die Spieler müssen sich in die Herzen der neuen Region spielen, sodass eine unglaubliche Stimmung im Stadion entsteht.» Die Premiere gegen Gottéron dürfte indes erst eine Andeutung zum Auftakt der neuen (Stimmungs-)Ära gewesen sein.