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Pro
Will die National League auch in Zukunft zu den besten Ligen Europas gehören, muss der Spielermarkt in der Schweiz geöffnet werden.
Natürlich ist eine Aufstockung auf sechs spielberechtigte Ausländer nicht unbedingt wünschenswert. Das werden auch die Verantwortlichen in Davos, Genf, Lausanne und Bern nicht verneinen. Trotzdem sprechen sich diese Vereine für eine Aufstockung aus – und SCB-CEO Marc Lüthi macht in seiner Kolumne auf der Homepage des SC Bern klar, wieso: «Wir haben zu wenige Spieler in unserem Markt, als dass es eine echte Auswahl gäbe.» Der Schweizer Spielermarkt ist zu klein und verunmöglicht es den National-League-Klubs teilweise, offene Positionen optimal zu besetzen.
Lüthi nennt auch gleich den Ursprung des Problems: «Zwölf Mannschaften in der National League sind für unser Land eigentlich zwei zu viel.» Und weil zwei zusätzliche Ausländer pro Mannschaft definitiv das kleinere Übel bedeuten, als die oberste Schweizer Liga auf zehn Mannschaften reduzieren zu müssen, macht Lüthis Vorschlag Sinn. 24 Ausländer mehr in der Liga würden den Spielermarkt zumindest ein bisschen öffnen.
Die Lohnspirale stoppen
Denn die Spieleragenten nützen das herrschende Marktungleichgewicht aktuell gnadenlos aus. Wenn ein Spieler eine gute Saison spielt, folgen sofort Forderungen nach Lohnerhöhungen. Und weil die Agenten bei allen Klubs hausieren, werden die Preise von guten Schweizer Spielern in die Höhe getrieben. Zwei zusätzliche Ausländer würden den Handlungsspielraum für die Klubverantwortlichen vergrössern und die Lohnspirale teilweise stoppen.
Geäusserte Bedenken, die Schweizer Spieler könnten durch die Regeländerung benachteiligt werden, sind unbegründet. Vor allem junge Spieler können von den Qualitäten und der Expertise der verpflichteten Ausländer profitieren. Sie müssen sich über einen gesunden Konkurrenzkampf in einer Liga etablieren, die auch durch die Präsenz der Ausländer weiterhin von hoher Qualität ist und international den Anschluss nicht verliert. Genau das dürfte schwer werden, wenn Vereine wie Bern oder Davos auf der Spielersuche nur ab und an fündig werden.
Contra
Eine Aufstockung auf sechs Ausländer löst zwar das SCB-Goalie-Problem, aber nicht das der hohen Spieler-Löhne.
Ein Viertlinien-Spieler (!) der National League hat mir mal verraten, wie viel er verdient. Ich musste einmal leer schlucken. Ich verstehe die Problematik, dass die Vereine nicht mehr bereit sind, solch hohen Löhne zu bezahlen. Ich glaube aber nicht, dass die Aufstockung auf sechs Ausländer die Lösung ist. Mittelfristig oder langfristig würde es zu einem Dilemma führen. Denn wie lange würden die Klubs mit solchen zusätzlich günstigen «Zweitklassen»-Ausländer arbeiten? Letztlich würden einige Klubs sechs Top-Ausländer engagieren, die sich die kleinen Teams gar nicht leisten können. Die Liga wäre wohl nicht mehr so ausgeglichen wie heute.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass der SC Bern vor allem wegen seiner Goalie-Situation – Leonardo Genoni wechselt nächste Saison zum EVZ – für eine Aufstockung stimmen wird. In einem Punkt verständlich, da man das Ausländerkontingent nicht mit einem Torhüter belasten will. Diese Erfahrung werden vermutlich in den kommenden Jahren auch andere Teams machen, da keine Schweizer Torhüter-Talente in Sicht sind.
Der Schweizer Nachwuchs ist die Zukunft
Aber: Wie wäre es mit einer Investition in den Nachwuchs? Es würden nicht nur mehr Goalies den Weg in die höchste Liga finden, der Spielermarkt würde sich vergrössern und das Ungleichgewicht wieder ausgleichen.
Die ZSC Lions machen es vor: Die Zürcher haben eine der grössten Nachwuchsabteilungen der Schweiz. Nicht umsonst haben sie zahlreiche Spieler, die in der National League, in der Swiss League oder sogar in der NHL spielen. 2016 waren es insgesamt 76 Spieler. Am 14. November wird dieser Vorschlag mit hoher Sicherheit abgelehnt werden. Immer mehr Klubs ergreifen Partei und äussern ihre Meinung gegen die neue Ausländerregel. SCB-CEO Lüthi hat sich kürzlich von den «Freiburger Nachrichten» zitieren lassen, dass die Initiative nicht durkommen werde. Wenn nicht mal der Initiator mehr daran glaubt, wer dann?
Etwas Gutes hat die Initiative aber: Man diskutiert über die Zukunft des Eishockeys. Das ist wichtig, vor allem weil es alle tun – Klubs, Fans und die Medien.