Pleitenserie Spott und Drohungen der eigenen Fans: Die drastische Krise der Kölner Haie

lbe/dpa

17.2.2020

Marcel Müller und die Kölner Haie stecken aktuell tief in der Krise.
Marcel Müller und die Kölner Haie stecken aktuell tief in der Krise.
Bild: Getty

Im Derby gegen Düsseldorf kassieren die Kölner Haie die 15. Niederlage in Folge und schlittern noch tiefer in die grösste Krise der Klub-Historie. Die Spieler können das Stadion anschliessend nur mit Polizeischutz verlassen.

Ausgerechnet an Karneval droht den Kölner Haien die grösste Schmach überhaupt. Sollte die bizarre Niederlagenserie von aktuell 15 Spielen in den kommenden Tagen weitergehen, verewigt sich der achtmalige Meister als eines der schlechtesten Teams überhaupt in die Geschichte der Deutschen Eishockey Liga. Mit dann 18 Pleiten in Serie könnte der stolze Traditionsklub am Karnevalsdienstag mit Schwenningen und dem früheren Erstligisten Freiburg gleichziehen.

Dass es so kommt, bezweifeln nicht einmal mehr die eigenen Fans. Beim erneut nicht Erstliga-tauglichen Auftritt am Sonntag im 227. rheinischen Derby bei der Düsseldorfer EG (1:4) wurden die einstigen Lieblinge um Nationalmannschaftskapitän Moritz Müller schon nach zwei Spielminuten verspottet. «Wir sind nur ein Karnevalsverein» und «ihr macht euch lächerlich» sangen die rund 1500 Fans, die teilweise per Schiff angereist waren. Da stand es bereits 0:2.

Eigene Fans blockieren den Teambus

Die DEG machte es am Ende gnädig und teilte sich die Kräfte ein. Im Gegensatz zu den Haien ist deren Erzrivale auf jeden Fall in den Playoffs dabei. «Man sollte trotzdem noch Respekt vor den Kölnern habe», sagte DEG-Kapitän Alex Barta, bekannte dann aber, was jeder der 13 205 Zuschauer sehen konnte: «Wir hätten jederzeit noch eine Schippe drauflegen können.»

Für die Haie ist die Saison spätestens seit Sonntag im Prinzip vorbei. «Das war extrem bitter heute. Wir wussten alle, wie wichtig das Spiel heute war», klagte Trainer Mike Stewart. Sein verunsichertes Team sah das offenbar anders, fuhr bemitleidenswert orientierungslos über das Eis und spielte einfach nur schlecht.

Das war zu viel für die Fanseele. Seit Weihnachten verlor der KEC, der vor der Saison gar als Mitfavorit auf den Titel galt, jedes Spiel. Jedes. Die grösste Krise der Klub-Historie ist perfekt. Die Haie sind aktuell so schlecht, wie es Weisswasser und Duisburg in der DEL einst waren. Als die Haie-Spieler nach dem Spiel Anstalten machten, zu den eigenen Fans über das Eis zu fahren, wurden sie aggressiv wieder weg gepfiffen. Später drohte die Lage gar zu eskalieren. Gut 20 Fans blockierten den Teambus und bepöbelten die Spieler unflätig. Das Team konnte nur mit Polizeischutz abreisen.

«Wir sind nicht gut genug»

Dabei sollte nach der Länderspielpause in der vergangenen Woche laut Trainer Stewart alles besser werden. Für die peinlichen Auftritte beim Letzten Schwenningen (0:1) und nun bei der DEG hatte der Österreich-Kanadier aber keine Erklärung mehr. «Die Mannschaft geht mit einem Haufen Druck um», sagte der 47-Jährige lapidar. Kapitän Müller wurde etwas deutlicher. «Wir sind nicht gut genug. Das ist die Wahrheit», bekannte der traurige Kapitän.

Die theoretisch noch möglichen Playoffs scheinen längst abgehakt. Wer die Spieler auf dem Eis und später beim Verlassen der Arena in die leeren Gesichter der wortlosen Profis sah, erkannte: Ein Team ist das längst nicht mehr. Schon vor der Spielpause hatten die Haie die Saison quasi abgeschlossen und anstatt Stewart, vor der Saison mit viel Vorschusslorbeeren vom Vorjahres-Halbfinalisten Augsburg gekommen, Sportdirektor Mark Mahon geschasst. Stewart übernahm dessen Kompetenzen und soll ein besseres Team aufbauen. 16 Verträge laufen aus. Laut lokaler Medien müssen selbst Ur-Kölner wie Nationalstürmer Frederik Tiffels trotz noch laufenden Vertrags möglicherweise gehen.

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