Am 3. Januar hätte wohl niemand auf die St. Louis Blues gesetzt. Der Klub aus Missouri stellte dannzumal das schlechteste Team der NHL. Viereinhalb Monate später spielen die Blues um den Stanley Cup.
Die Mannschaft von Craig Berube fordert in der «Best-of-7-Serie die favorisierten Boston Bruins. Die Bruins gehen nicht zuletzt nach dem Sweep in den Halbfinals über die Carolina Hurricanes (mit Nino Niederreiter) als Favorit in die Finalserie.
Davor hatten sie die hoch gehandelten Toronto Maple Leafs sowie die Columbus Blue Jackets mit Dean Kukan ausgeschaltet. «Wir haben drei gute Mannschaften geschlagen, aber es gibt noch was zu erledigen. Man will es geniessen, aber ich glaube die Jungs verstehen, dass wir noch vier Schritte benötigen», erklärte Bostons Coach Bruce Cassidy.
Überragendes Powerplay von Boston
Cassidy kann beim Griff nach dem siebenten Stanley Cup der Klubgeschichte vor allem auf eine herausragende erste Linie mit Brad Marchand, Patrice Bergeron (ex-Lugano) und David Pasternak bauen. Das Trio erzielte 22 der bislang 57 Playoff-Tore der Bruins.
Weiter verfügen die Bruins über das beste Powerplay und mit Tuuka Rask den besten Torhüter der Playoffs. Der Finne glänzte bislang mit einer Fangquote von 94,2 Prozent.
Im Duell der Torhüter setzt St. Louis auf Jordan Binnington, der den Aufschwung der Blues seit Jahresbeginn personifiziert. Vier Tage, nachdem die Rangliste St. Louis als Schlusslicht auswies, kam der 25-Jährige zu seinem NHL-Debüt und war beim anschliessenden Steigerungslauf mit 30 Siegen in 45 Spielen ein sicherer Rückhalt.
«Als es bei uns im Januar und Februar zu laufen begann, wusste ich, dass wir eine gutes Team haben. Sie haben daran geglaubt, dass wir es in die Playoffs schaffen können und nun stehen wir hier», sagte Berube, der Ende November Mike Yeo als Trainer der Blues abgelöst hatte. Es ist schon jetzt ein historisches Comeback, denn noch nie in der offenen Ära der NHL (seit der Saison 1967/68) hat es eine Mannschaft, die so spät in der Saison Letzter war, in den Final geschafft.
Nun hoffen die Blues, erstmals auch den ganz grossen Coup zu landen. 1968, 1969 und 1970 blieb St. Louis zweimal gegen die Montreal Canadiens und zuletzt gegen Boston vor 49 Jahren sieglos.
Boston vs. St. Louis – traditionsreiche Rivalität
Wenn in der Nacht auf Dienstag Schweizer Zeit im Heimstadion der Bruins die aktuelle Finalserie beginnt, wird auch die lange Liste der Finals zwischen Klubs aus Boston und St. Louis fortgesetzt. In den vier grossen nordamerikanischen Profiligen haben Teams aus Boston (Bruins/Eishockey, Celtics/Basketball, Red Sox/Baseball, New England Patriots/Football) schon mit Finalsiegen über Mannschaften aus St. Louis triumphiert – ein Unikum.
Mit einem Erfolg der Bruins könnte Boston auch den aktuellen Status als Sport-Hauptstadt in Nordamerika untermauern. Im Oktober haben die Red Sox die Major League Baseball (MLB) gewonnen, im Februar die Patriots die National Football League (NFL). Dass die Champions von NFL, MLB und NHL aus der gleichen Stadt kommen, ist fast historisch. Zuletzt war das 1935/36 (Detroit) der Fall.
Boston hat in den ersten zwei Spielen Heimvorteil. Ebenso würden die Bruins, die ihren 20. Stanley-Cup-Final bestreiten und zuletzt 2011 triumphierten, bei einem Entscheidungsspiel vor eigenem Publikum antreten können.