Vor der Viertelfinalserie gegen die Rapperswil-Jona Lakers war kaum vorstellbar, dass Lugano scheitern könnte. Nun benötigen die Bianconeri drei Siege in Serie, um die Blamage noch zu verhindern.
Von 1986, als die Playoffs zum ersten Mal durchgeführt wurden, bis 2006 holte der HCL sieben Mal den Meistertitel und stand er fünf weitere Male im Final. Danach scheiterten die Südtessiner siebenmal in Folge in den Viertelfinals, 2008 und 2011 verpassten sie sogar die Playoffs. Dann kam wieder eine bessere Phase, 2016 und 2018 verlor Lugano erst im Final, vor drei Jahren im entscheidenden siebenten Spiel gegen die ZSC Lions (0:2).
In dieser Saison schienen die Bianconeri erneut auf einem guten Weg, auch weil mit Mark Arcobello, Mikkel Bödker und Tim Heed in (eigentlich) starke Ausländer investiert worden war. Die Mannschaft von Trainer Serge Pelletier beendete die Qualifikation auf dem 2. Platz, so gut wie seit 2006 nie mehr, als die Südtessiner von Rang 2 aus letztmals den Titel holten. Zudem stimmte die Form, gewannen sie doch 20 der letzten 26 Partien vor den Playoffs.
Die Lakers gingen denn auch als klarer Aussenseiter in die Serie, eine Rolle, die mit Luganos 6:2-Sieg im ersten Spiel bestätigt wurde. Seither aber brachten die Bianconeri gerademal noch vier Tore zu Stande, in den beiden Auswärtsspielen, die 1:4 und 1:3 verloren gingen, kassierten sie nach 75 respektive 65 Sekunden das 0:1. «Das war wieder nicht der Start, den wir wollten. Es ist inakzeptabel, in den Playoffs so zu beginnen», sprach Reto Suri nach der dritten Niederlage in Serie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA Klartext.
«In den letzten 15 Minuten kreierten wir viele Aktionen, die ein Tor hätten sein können. Wir schafften es jedoch wieder nicht, während 60 Minuten den Weg vors gegnerische Gehäuse zu finden. Es ist zu spät, erst dann zu reagieren, wenn wir das Messer am Hals haben. Von daher war es über alles gesehen eine verdiente Niederlage», fährt der WM-Silbermedaillengewinner von 2013 fort.
Was macht es so schwer gegen die Lakers? «Sie sind defensiv sehr kompakt und verfügen dank den Siegen natürlich über Selbstvertrauen. Das liegt auch daran, dass wir sie ab Spiel 2 aufgebaut haben.» Dass die St. Galler auf dem Eis härter arbeiten, stellt Suri in Abrede: «Ich würde nicht sagen, dass sie mehr arbeiten als wir. Sie spielen aber cleverer als wir, bestrafen uns, wenn wir einen Fehler machen.»
Leistungsträger kommen nicht in Fahrt
Klar ist, dass vor allem von Luganos Leistungsträgern mehr kommen muss. Einzig Viertlinien-Stürmer Giovanni Morini hat im Viertelfinal bislang zweimal getroffen, Bödker und Heed gelang noch kein Punkt, Arcobellos einziges Tor war das 1:4 in Spiel 2. Auch Suri selber kann mehr. «Absolut. Allerdings können wir am Ende nur als Kollektiv die Wende schaffen. Wir müssen zwingender werden. Viel zu viele Schüsse werden direkt vor dem Tor geblockt und wir haben keine zweiten und dritten Aktionen.»
Auch das Körperspiel der Südtessiner liess insgesamt zu wünschen übrig. Suri sagt zum Thema Zeichen setzen: «Es ist ein schmaler Grat. Natürlich suchen wir die Grenzen, am Ende ist jedoch die richtige Balance entscheidend. Den persönlichen Frust loszuwerden, ist sicher nicht das Richtige. Wichtiger wäre, vor dem Tor ein Zeichen zu setzen, einen entscheidenden Zweikampf zu gewinnen, mal einen dreckigen Treffer zu erzielen.»
Hoffnung gibt 2006, als die Luganesi wie erwähnt letztmals von Rang 2 aus in die Playoffs starteten. Damals gerieten sie im Viertelfinal gegen den Kantonsrivalen Ambri-Piotta sogar mit 0:3 Siegen in Rücklage, ehe sie zwölf der nächsten 14 Partien für sich entschieden und Meister wurden. Es kann durchaus sein, dass nun eine «Jetzt-erst-recht-Stimmung» entsteht, und der HCL doch noch seine unbestrittenen Stärken ausspielt.
Suri will allerdings nicht zu weit vorausschauen, schliesslich ist die Floskel, «Tag für Tag zu nehmen», genau das, was in dieser schwierigen Situation entscheidend ist. «Wir schauen nicht weiter als bis zum Mittwoch», sagt deshalb Suri. «Unser Anspruch muss dann sein, über 60 Minuten mindestens so gut wie im letzten Drittel zu spielen.»
sfy, sda