Simon Schenk stirbt 73-jährig nach einem Schlaganfall während einer Herz-Operation. Der gradlinige Emmentaler hat das Schweizer Eishockey während Jahrzehnten als Spieler, Trainer und TV-Experte geprägt.
Erschüttert und tief betroffen nimmt die Öffentlichkeit Kenntnis vom Tod des ehemaligen Schweizer Nationaltrainers. Der in der Nacht auf Freitag im Alter von fast 74 Jahren (geb. 16. Mai 1946) verstorbene Schenk zog den Erfolg an: Als Hockeyspieler, Nationaltrainer, Politiker und Funktionär.
Simon Schenk (1946-2020)
50 Jahre lang prägte Simon Schenk das Schweizer Eishockey. 1976 gewann er mit SC Langnau als Führungsspieler zum ersten und letzten Mal den Meistertitel. Er debütierte 1964 als 18-Jähriger und skorte bis zu seinem letzten Spiel 1980 im Schnitt in jeder zweiten NLA-Partie. Schenk schaffte es in die Nationalmannschaft. Er galt nicht als Supertalent, aber er war ein grosser Kämpfer und verfügte über einen guten Torriecher.
Als Trainer wirkte Schenk zuerst beim SC Langnau. Später übernahm er die Nationalmannschaft. An der B-WM 1986 in Eindhoven schaffte er mit der Schweiz erstmals seit 14 Jahren den Aufstieg in die A-Gruppe und qualifizierte sich für die Olympischen Spiele 1988. In Calgary besiegte die Schweiz im ersten Spiel Finnland sensationell mit 2:1. Es war der Auftakt zu einem grossen Turnier, das die Eisgenossen im achten Rang beendeten.
1995 übernahm Simon Schenk das Nationalteam erneut – wieder befand sich die Schweiz in den B-Niederungen. Diesmal schaffte Schenk den Wiederaufstieg nicht.
Auch danach blieb Schenk dem Eishockey als Funktionär treu. Als CEO und Sportchef der ZSC Lions feierte er weitere Meistertitel. In der Lions-Organisation blieb er bis 2017 als Sportchef der GCK Lions. Nach dem Rücktritt aus freien Stücken in Zürich kehrte er zu seinem Stammklub Langnau zurück – als Helfer im Nachwuchsbereich.
Zuletzt war der Berner als TV-Experte bei MySports und Teleclub tätig.
Zuletzt brillierte Schenk als unaufgeregter, sach- und fachkompetenter TV-Experte. So auch bei Teleclub, wo er etwa die Hockey-Weltmeisterschaften begleitete. Ehemalige Arbeitskollegen und Weggefährten erinnern sich an eine der prägendsten Figuren des Schweizer Eishockeys.
Morgan Samuelsson, Teleclub Eishockey-Experte und ehemaliger Spieler
Ich habe seine ruhige Art immer geschätzt. Simon hat mich als Sportchef der ZSC Lions damals im Januar 2001 von der Nati B in die Nati A geholt. Ich erinnere mich gut. Ich fuhr für die Verhandlungen mit Albert Fässler vom HC Thurgau nach Zürich. Als Simon über den finanziellen Aspekt sprechen wollte, schickte er Fässler raus. Die Finanzen wollte er mit den Spielern immer unter vier Augen besprechen. Da war er strikt.
Simon hat seine Aufmerksamkeit immer den schwierigen Fällen gewidmet. Er gab jedem Spieler eine zweite Chance. Das war seine Stärke.
Ich hatte bis zu seiner Herz–Operation Kontakt mit Simon. Er war betrübt, weil sein Vertrag bei MySports gekündigt wurde und bat mich, mich bei Teleclub umzuhören, ob sich dort etwas ergeben könnte. Er habe die Freude an diesem Job noch nicht verloren. Das macht mich um so trauriger.
Kent Ruhnke, Teleclub Eishockey-Experte und ehemaliger Trainer
Wir haben uns sehr lange gekannt. Ich habe 1980 gegen Simon Eishockey gespielt – er bei Langnau und ich bei den ZSC Lions. Er war sehr kompetitiv. Simon war immer gleich, egal, ob als Spieler oder später als Trainer an der Bande. Wir haben das Eishockey in die moderne Zeit gebracht.
Als Simon die ZSC Lions als Sportchef übernommen hat, sind wir zwei Jahre später zusammen Schweizer Meister geworden. Das war toll. Danach haben wir uns eine längere Zeit aus den Augen verloren. Es hat mich gefreut, als wir bei Teleclub wieder zusammenarbeiten konnten. Er hat so ein grosses Fachwissen. Es war ein Privileg, mit ihm zu arbeiten.
Er hat das Eishockey gelebt. Simon wird bei uns allen in bester Erinnerung bleiben.
Michael Fritschi, Chefredaktor Sport live, Teleclub
Simon Schenk prägte mein Eishockey-Leben wie kaum ein anderer. Mein erstes prägendes Erlebnis geht zurück auf das Jahr 1986. Damals war ich acht Jahre alt. Simon Schenk stieg als Trainer mit der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft an der B-WM in Eindhoven in die A-Gruppe auf. Diese Emotionen lösten bei mir eine regelrechte Eishockey-Begeisterung aus und entfachten die Liebe für diesen Sport.
Später durfte ich Simon als Journalist unzählige Male interviewen – als Sportchef der ZSC Lions und auch als SVP-Nationalrat bei Bunderatswahlen. Simon war den Medien gegenüber immer freundlich, professionell und ein Mann der klaren Worte. Speziell gross war deshalb auch die Freude, als es uns bei Teleclub gelang, Simon Schenk als Experten zu verpflichten. Ich durfte plötzlich mit meinem Eishockey-Idol zusammenarbeiten. Und gerade in dieser Zeit beeindruckte mich Simon noch mehr als zuvor. Er war immer zuverlässig, top vorbereitet, seine Analysen und Aussagen waren klar, knackig, verständlich immer gepaart mit einer Prise Humor.
Frisch sind meine Erinnerungen noch an den 24. Mai 2019. Als WM-Experte litt Simon Schenk beim legendären WM-Viertfinal der Schweiz in der Slowakei gegen Kanada mit. Gross war seine Enttäuschung beim Gegentor zum 2:2 0,4 Sekunden vor Schluss und der anschliessenden Niederlage in der Overtime. Simon – ich werde dich nie vergessen. Ruhe in Frieden.
Stefan Flückiger, Eishockey-Kommmentator, Teleclub
Simon Schenk war eine Koryphäe und Instanz im Schweizer Eishockey. Er war in höchstem Mass professionell und wusste über alle Details im Sport Bescheid. Was mich aber noch vielmehr beeindruckte, war seine ausgeprägte Empathie. Bei allem Leistungsanspruch stand der Mensch für ihn immer im Vordergrund. Die Zusammenarbeit war denn auch inspirierend. Er wird uns fehlen.
Martina Baltisberger, Online-Redaktorin, Teleclub
Ich begegnete Simon Schenk erstmals während einer Eishockey-Sendung bei Teleclub. Für mich als junge Journalistin war die Tragweite dessen, was er für den Sport alles geleistet hatte, damals noch nicht klar. Schnell wurde mir aber bewusst, welches Hockey-Schwergewicht Schenk war: Seine pointierten Analysen zogen mich in den Bann. Er fand immer klare Worte und konnte komplexe Spielsituationen verständlich erklären. Manchmal hatte er einen unverkennbaren Unterton in seiner Stimme oder lächelte schelmisch, wenn er nicht alles von seinem Wissen preisgeben wollte.
Ich durfte einmal ein Interview mit ihm führen und besuchte ihn bei den GCK/ZSC Lions. Sein kleines Büro war im Untergeschoss, womit er überhaupt kein Problem zu haben schien. Er setzte stets auf Schweizer Spieler. Er sagte mir, «erfahrene Schweizer sind viel wertvoller als Spieler aus dem Ausland». Das imponierte, auch als er sich bei den GCK Lions getraut hatte, eine Saison ohne Ausländer anzutreten. Er holte in dieser Zeit Michael Liniger zu den GCK Lions. Ein Volltreffer. Sein Mut und sein Fachwissen hat unser Schweizer Eishockey weit vorangebracht. Danke, Simon.