Er erkrankte an Corona. Als Folge davon erlitt er eine Herzmuskel-Entzündung und musste mehrere Monate durch die Hölle. Doch nun lacht für das 20-jährige Hockeytalent Marco Rossi endlich wieder das Glück.
«Ich möchte zeigen, dass ich diesen Platz verdient habe», sagt Rossi voller Vorfreude und Tatendrang. Eben wurde der Vorarlberger von den Minnesota Wild aus dem Farmteam Iowa Wild in die NHL empor geholt. Und Trainer Dean Evason hat auch bereits bestätigt, dass der junge Stürmer in der Nacht auf Freitag als Teamkollege von Kevin Fiala zu seinem NHL-Debüt kommen wird. Er ist der achte Österreicher in der besten Liga der Welt.
Es ist logischerweise das bisherige Karriere-Highlight für den aussergewöhnlichen Stürmer. Vor einem Jahr war dieses grosse Ziel noch ganz weit weg. Da hatte er ganz andere Sorgen. Da hatte der junge Mann Angst, er müsse sterben.
Rossi hat fast seine ganze Juniorenzeit in der Schweiz verbracht, deshalb besitzt er auch eine Schweizer Lizenz. Zunächst bis zur U15 beim SC Rheintal, anschliessend in der Organisation der ZSC Lions. Sein Vater Michael hat ihn dafür jeweils fast täglich von Feldkirch nach Zürich und wieder zurück gefahren. «Wir sind in dreieinhalb Jahren 500.000 Kilometer gefahren», so Rossi.
«Ich war wirklich am Ende, ich konnte einfach nicht mehr aufs Eis gehen»
Und Zürich wäre eigentlich auch der Ort gewesen, an dem sich Minnesotas Erstrunden-Draft im Herbst 2020 für die NHL fit machen wollte. Auf Leihbasis mit guten Leistungen bei den ZSC Lions in der National League, bis dann der Saisonstart in Nordamerika erfolgt. Doch zum Einsatz kam Rossi in der Meisterschaft nur einmal und dann infizierte er sich mit Corona.
Die Symptome waren relativ mild. Er litt unter leichten Rückenschmerzen und Müdigkeit. Rossi blieb noch in Zürich, durchlebte wegen diversen weiteren Corona-Fällen bei den ZSC Lions eine zusätzliche Quarantäne, spielte auch noch einen Cup-Match und rückte dann im Rahmen der WM-Vorbereitung in die U20-Nationalmannschaft Österreichs ein.
Doch die Müdigkeit liess ihn nicht mehr los und im Laufe der U20-WM in Kanada wurde es immer schlimmer. «Ich war wirklich am Ende, ich konnte einfach nicht mehr aufs Eis gehen», sagte er später gegenüber dem ORF.
«Papa, bleib da, ich habe Angst, dass mein Herz aufhört zu schlagen»
Nach der WM rückte er dennoch ins NHL-Camp der Minnesota Wild ein und wird dort vom Ärzteteam so richtig durchgecheckt. Dabei kommt ein erschreckender Befund ans Tageslicht: Rossis Blutwerte sind alarmierend, dazu wird auch noch eine Herzmuskel-Entzündung festgestellt. Dies als Folgen seiner Covid-Erkrankung aus dem November.
«Die Ärzte sagten mir, dass es ganz anders hätte enden können, wenn ich nur ein Spiel mehr an der U20-WM gespielt hätte», erzählte Rossi später gegenüber «The Athletic». «Ich bin einfach glücklich, dass ich noch lebe.»
Es folgte der sofortige Saisonabbruch. Das Sturmtalent kehrte nach Österreich zurück und erlebte auch in seiner Heimat eine traumatische Zeit: «Es geht dir viel durch den Kopf, wenn du hörst, dass du fast gestorben wärst. Das war nicht leicht. Vor allem vor dem Schlafengehen hatte ich Angst, dass ich am nächsten Morgen nicht mehr aufwache. Es war schrecklich.» Vater Michael sagte gegenüber dem ORF gar, dass Marco ihm vor dem Schlafengehen gesagt habe: «Papa, bleib da, ich habe Angst, dass mein Herz aufhört zu schlagen.»
«Ganz der alte Marco bin ich nicht mehr – ich bin jetzt der bessere Marco»
Im Frühling wird es dann allmählich besser, doch primär hat Marco Rossi damals einfach nur den Wunsch, «gesund zu werden». Im Mai erhält er das ärztliche Okay, wieder mit leichtem Training beginnen zu können. Er kämpft sich schliesslich zurück, startet bei Iowa auch gut in die AHL-Saison (7 Tore und 16 Assists in 23 Spielen) und steht nun also unmittelbar vor der Belohnung für seine ganzen Anstrengungen auf dem Weg zurück.
Nach der ganzen Tortur sagt Rossi über sich selbst: «Ganz der alte Marco bin ich nicht mehr – ich bin jetzt der bessere Marco. Ich bin viel hungriger, meine Ziele zu erreichen. Vielleicht hat es genauso kommen müssen.»