Jonas Siegenthaler eröffnet am Freitag mit den New Jersey Devils in Prag gegen die Buffalo Sabres die Saison der NHL. Zuvor spricht der 27-jährige Verteidiger mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Im Interview blickt Siegenthaler auf die WM in Prag und die vergangene Saison zurück, spricht er über den Sommer und warum es diesmal klappt mit der Playoff-Qualifikation.
Jonas Siegenthaler, zuerst noch ein kurzer Rückblick auf die erfolgreiche WM. Wart Ihr in Prag der Inbegriff einer Mannschaft?
Ja, auf jeden Fall. Viele kennen sich schon von den Junioren-Nationalteams. Wir rückten innerhalb der kurzen Zeit sehr nah zusammen und konnten als Mannschaft unser bestes Eishockey zeigen. Es war eine sehr spezielle Zeit.
Silber ist selbstredend ein grosser Erfolg, es fehlte jedoch sehr wenig zum Titel. Wie sehr hat Sie das gewurmt?
Ich hatte schon viel Wehmut nach dem Turnier. Der 2. Platz ist ein gutes Ergebnis, uns ist bewusst, dass wir die Nation stolz gemacht haben. Im Final (0:2 gegen Tschechien, das 0:1 fiel in der 50. Minute) brachten wir es jedoch nicht auf die Reihe. Es wäre an der Zeit, den WM-Pokal in die Schweiz zu bringen.
Nino Niederreiter hat nach dem Turnier gewarnt, dass zu wenig junge Spieler nachrücken würden. Sehen Sie das ähnlich?
Ja. Die Jahrgänge 1990 bis 2000 sind ziemlich stark. Nun gibt es aber ein Loch, das unterstreichen die letzten NHL-Drafts, in denen nicht mehr viele Schweizer gezogen wurden. Ich habe jedoch gehört, dass unter den nächsten paar Jahrgängen ein paar Talente dabei sind. Das ist nötig. Es muss in der Schweiz das Ziel sein, konstant Spieler für die National League oder die NHL zu produzieren.
Sie haben im Sommer trotz der strengen Zeit in einem Camp in Thailand sowie viermal in Zürich Kinder trainiert. Ihre Karriere geht hoffentlich noch lange, doch könnten Sie sich vorstellen, später mal als Trainer zu arbeiten?
Was ich nach der Karriere mache, darüber habe ich mir noch keine grossen Gedanken gemacht. Die Frage in etwa zehn Jahren wird sein, ob ich nicht noch etwas anderes sehen und erleben möchte. Im Eishockey tätig zu bleiben, ist aber definitiv eine Option.
Was ist für Sie das Wichtigste, um im Sommer die Batterien wieder aufladen zu können?
Mir war wichtig, mir Zeit für mich, für die Familie, für Kollegen und Kolleginnen zu nehmen, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich genoss es auch sehr, wieder mal in der Schweiz, in Zürich zu sein. Das war sehr wichtig für das Mentale. Eine Saison in der NHL ist manchmal auch etwas eintönig, umso schöner ist es, sich mal anderweitig zu beschäftigen.
Haben Sie im Sommertraining ein besonderes Augenmerk auf etwas gelegt oder ist es mittlerweile jedes Jahr in etwa das Gleiche?
Ich absolvierte das Sommertraining erneut in Altstetten. Das Programm war das Gleiche wie in den letzten paar Jahren. Ein Schwerpunkt ist stets die Schnellkraft. Die Schnelligkeit kann nie genug trainiert werden. Die Stürmer in der NHL werden jedes Jahr flinker, von daher muss ich als Verteidiger diesbezüglich mithalten können. Die letzten zwei Wochen in der Schweiz trainierte ich noch mit dem ZSC, um wieder das Gefühl eines Teamtrainings zu spüren.
Im Sommer gab es bei den Devils doch einige Veränderungen. Wie sehen Sie das Team aufgestellt?
Unser General Manager (Tom Fitzgerald) war schon ziemlich aktiv, wir verstärkten uns auf jeder Position. Nun liegt es an uns, das Puzzle zusammenzusetzen, als Team Spass auf dem Eis zu haben und dominantes Eishockey zu zeigen. Die Voraussetzungen dafür haben wir. Ich bin sehr überzeugt von uns und freue mich enorm auf die Saison.
Was könnt Ihr aus der enttäuschenden vergangenen Saison mit dem Verpassen der Playoffs mitnehmen?
Natürlich hatten wir andere Erwartungen, dennoch war es keine riesige Enttäuschung. Viel fehlte nicht für die Playoffs. Ich glaube, jede Erfahrung ist wichtig. Ob du gewinnst oder verlierst, es muss stets daraus gelernt werden, um den nächsten Schritt zu machen.
Was sind Ihre persönlichen Ziele?
Natürlich möchte ich so solid und konstant wie möglich spielen. Wichtiger ist mir allerdings, dass wir als Team gut abschneiden.
Ihr startet die Saison in Prag. Dies ist mit einer langen Reise und Jetlag verbunden. Macht das für Sie Sinn?
Ich finde es toll, dass sich die NHL auch in Europa zeigt. Das ist sehr speziell für uns Europäer. Cool ist auch, dass wir in der Nähe der Schweiz sind, viele aus der Familie sowie Kollegen dabei sein können. Der Jetlag stellt für mich kein Problem dar, wir sind ja schon seit Montag hier. Zudem sind wir uns das Reisen gewohnt. Und ja, dieser Trip macht für mich viel Sinn. Es ist eine neue Erfahrung, die das Team zusammenschweisst.