Am Freitag startet die Schweizer Nationalmannschaft mit dem ersten von zwei Testspielen gegen Russland in die WM-Vorbereitung. Trotz der langen Pause ist die Zuversicht gross.
7. Februar 2019, dannzumal bestritten die Schweizer in Olten gegen Deutschland (2:1 n.P.) ihre letzte Partie, und zwar mit Perspektivspielern. Der letzte Zusammenzug der «ersten» Garde fand Mitte Dezember 2019 statt. Umso grösser war die Euphorie beim Einrücken am Dienstag im Spitzensportzentrum OYM. «Jeder schätzt es, hier sein zu dürfen», sagt Nationalmannschaftsdirektor Lars Weibel im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Das Team ist in Cham komplett unter sich, der Kontakt mit anderen beschränkt sich auf ein Minimum. Nach den Vorbereitungsspielen in der Schweiz – insgesamt sind es deren fünf – kehrt die Mannschaft entweder ins OYM zurück oder fahren die Spieler nach Hause, wo sie sich in Quarantäne begeben (nach den Partien am Samstag). «Wir haben hier unglaublich gute Voraussetzungen», so Weibel. Ideal ist auch, dass die Schweizer die einzigen beiden Testspiele im Ausland gegen WM-Gastgeber Lettland bestreiten können. Deshalb fliegen sie bereits am 13. Mai mit einem Charterflug nach Riga, neun Tage vor dem ersten WM-Spiel gegen Tschechien.
«Wir schauen nicht zurück»
Nach den beiden Partien gegen Lettland steht dann noch eine zweitägige Selbstisolation mit drei PCR-Tests an, in der das Hotelzimmer nicht verlassen werden darf. Darauf folgt eine drei Tage dauernde Team-Isolation mit drei weiteren PCR-Tests, in der zwar trainiert wird, es aber keine Durchmischung mit anderen Equipen gibt. Dieses Prozedere müssen auch jene Spieler durchlaufen, die später dazukommen.
Die Organisation der WM-Vorbereitung sei sehr komplex und aufwendig gewesen, führt Weibel aus. «Zum Glück haben wir das OYM. Ausserdem befinden wir uns am Ende der Saison, weshalb wir von den bereits gemachten Erfahrungen profitierten. Im Endeffekt ist es aber einfach mega cool, wieder spielen zu können.» Ohnehin lautet das Motto: «Wir schauen nicht zurück, sondern nach vorne, versuchen zu optimieren, was möglich ist.»
Apropos Optimierung. Die lange spielfreie Zeit wurde dazu genutzt, das Playbook zu überarbeiten. Konkret wurden dem Spiel in der Offensivzone einige Details hinzugefügt auch das Forechecking erfuhr leichte Veränderungen. «Wir haben alles nochmals analysiert und kritisch hinterfragt», so Nationaltrainer Patrick Fischer. «Ich habe das Gefühl, dass wir taktisch einen Schritt weiter sind als vor einem Jahr, obwohl wir nicht gespielt haben.»
Zur Tatsache, dass andere Nationen im Gegensatz zu den Schweizern Testpartien absolvieren konnten, sagt Fischer: «Zum Glück befinden wir uns im sechsten gemeinsam Jahr. Die Spieler kennen uns und wir kennen sie, das hilft enorm. Der Grundstein ist gelegt, unsere Identität, wie wir auftreten, wie wir trainieren, wie wir spielen, ist festgelegt. Aber klar hätten wir gerne gespielt und gewisse Linien schon ausprobiert.»
Hoffen auf NHL-Stars
Dass die Schweizer am Freitag und Samstag in Biel mit Russland auf einen «harten Brocken» treffen, darüber ist Fischer froh. «So müssen wir von Anfang an bereit sein.» Er will in diesen Partien «unsere Handschrift sehen, wie wir hart arbeiten, mit einer hohen Intensität. Wir bereiten uns so vor, dass wir am Freitag einen möglichst guten Start haben. Was das System betrifft, brauchen wir aber sicherlich Zeit, bis alles feingetunt ist.»
Im ersten Aufgebot figurieren 24 Spieler aus allen acht ausgeschiedenen Vereinen – neun davon waren schon an der letzten WM 2019 dabei. Je nach Ende der Halbfinals könnten schon in der kommenden Woche weitere dazustossen. Wie sieht es bezüglich Verstärkungen aus der NHL aus? «Zurzeit ist es schwierig, etwas zu planen, wir müssen zudem noch gewisse Vertragssituationen anschauen. Die Zeichen stehen jedoch gut. Ich hoffe, dass der eine oder andere kommt.» Konkretere Angaben wollte Fischer nicht machen: «Wir kommunizieren dann, wenn es fix ist.»
Auch wenn die Situation aufgrund der langen Phase ohne Länderspiele nicht ideal ist, gibt sich Lars Weibel im Hinblick auf die WM optimistisch: «Wichtig ist für uns die Denkweise. Die Spieler haben ja in der Zwischenzeit gespielt und wir wissen, um was es geht, beginnen nicht bei Null. Nun gilt es, alles, was war, wegzustecken. Wer am besten mit der Situation umgeht, wird Erfolg haben. Insofern sind wir sehr selbstbewusst.»
sda