Die National League möchte eine neue Regelung einführen: Wer einen Spieler an die NHL verliert, der darf einen neuen Ausländer verpflichten, ohne das Ausländerkontingent zu belasten. Ein faires Abkommen?
Trotz Coronakrise und abgebrochener Saison wird bereits an der neuen Saison gearbeitet. Die Spieler der Klubs halten sich mit Einzeltrainings im Off-Ice-Bereich fit. Die Geschäftsführer der National-League-Klubs haben beschlossen, ein Abkommen mit der NHL einzugehen. Dieses sorgt jedoch für Kontroversen.
Darum geht's beim NHL-Abkommen
Bisher konnten nur jene Spieler der National League in die NHL wechseln, die eine Ausstiegsklausel im Vertrag besitzen. So blieb beispielsweise dem SCB-Spieler Tristan Scherwey der Traum in der vergangenen Saison verwehrt, in der besten Liga der Welt zu spielen.
Dies könnte sich nun ändern. Künftig sollen alle Spieler wechseln dürfen. Wie der «Blick» berichtet, wird der Verein eine Entschädigung von rund 260'000 Franken von der NHL erhalten und darf zusätzlich einen Ausländer für den abgewanderten Spieler einsetzen – ohne das Ausländerkontingent zu belasten oder eine Lizenz zu verschwenden. Einen zusätzlichen Ausländer darf für zwei Saisons eingesetzt werden.
Es wird eine Deadline für den Abgang nach Übersee geben: Für ungedraftete Spieler gilt der 15. Juni, für gedraftete der 15. Juli und für im selben Jahr gedraftete Spieler der 15. August.
Wird das Abkommen ratifiziert, sieht ein mögliches Szenario wie folgt aus: Der SC Bern tritt in der nächsten Saison mit sechs anstatt vier Ausländern an. Scherweys Chancen für die NHL sind weiter intakt und auch Gaëtan Haas, der in dieser Saison bereits für die Edmonton Oilers spielte, besitzt einen gültigen Vertrag beim SC Bern. Erhält Haas nochmals eine Anstellung bei einem NHL-Klub, wird der SCB mit einem weiteren Ausländer «belohnt». Dasselbe bei den ZSC Lions: Tim Berni hat bereits bei den Columbus Blue Jackets unterschrieben. Folgt auch Pius Suter seinem Teamkollegen nach Übersee, spielen auch die Zürcher mit sechs Ausländern.
Ausgeglichenheit der Liga verringert sich
Die Liga war in den vergangenen Jahren so spannend wie noch nie. Der Grund dafür war die Ausgeglichenheit. Jeder konnte jeden schlagen. So wurde der Titelverteidiger zwei Mal hintereinander in die Platzierungsrunde geschickt. Die Kluft zwischen den einzelnen Klubs vergrössert sich mit dieser Massnahme jedoch wieder.
Besonders hart trifft es die kleinen Klubs: Beispielsweise werden die Lakers mit vier Ausländern gegen Teams mit sechs Ausländern antreten müssen. Die Chancengleichheit ist somit nicht mehr gewährleistet.
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Auf dem Transfermarkt könnte sich auch ein gewisses Chaos ausbreiten. Es könnten Verträge zum Schein unterschrieben werden. Das heisst, Sportchefs übernehmen vertragslose NHL-Spieler, um so ihre Chancen auf einen neuen Ausländer zu steigern.
Grossklubs mit einer teuren Nachwuchsabteilung, wie die ZSC Lions, der EV Zug und der SC Bern, besitzen über mehr Talente, die den Sprung in die NHL schaffen könnten. Die grossen Gewinner wären also die sonst schon mächtigen Klubs – sportlich und finanziell gesehen.