Der Lausanne HC verschafft sich trotz dem verpassten Meistertitel in der ganzen Schweiz Respekt. Die Waadtländer wollen es in Zukunft noch besser machen.
Als sich die Spieler von Lausanne mit hängenden Köpfen ihre Silbermedaille abholen, applaudieren auch manche der ZSC-Hardcore-Fans. Ein schönes Zeichen, wie sehr der Final-Neuling in diesen Playoffs positiv überrascht hat. Lausanne war hauptverantwortlich dafür, dass die ZSC Lions bis zur letzten Sekunde des siebten Finalspiels kämpfen mussten.
«Die Zürcher verdienen diesen Titel», zeigte sich Lausannes Sportchef John Fust nach dem 0:2 in der Finalissima als fairer Verlierer. «Wir haben auch heute (am Dienstag) noch einmal alles gegeben, aber am Ende hatten wir die Beine nicht mehr.» Er sei zutiefst enttäuscht, aber auch enorm stolz auf die Spieler und den Staff. «Ich glaube nicht, dass ein anderes Team es geschafft hätte, den ZSC derart zu fordern», mutmasst der Kanada-Schweizer. «Wir haben sie leiden lassen.»
Enttäuschung und Stolz
Man hätte gerne offensiver gespielt in diesem Spiel 7, aber die Zürcher Löwen seien einfach zu druckvoll gestartet. Für diese frühe Abwehrarbeit habe man (zu) viel Energie gebraucht. «Die tiefer gehenden Analysen sind aber nicht heute angesagt.»
Enttäuschung und Stolz – die beiden Wörter fallen auch bei den Spielern oft. «Es hat nur ganz wenig gefehlt. Das 0:1 so kurz vor der zweiten Pause hat uns wirklich weh getan», stellt Jason Fuchs fest. «Und das kotzt mich an.» «Aber in ein paar Tagen werden wir mehr schätzen können, was wir mit dieser unglaublichen Gruppe erreicht haben.»
Kleidertrick und Heimstärke
«Im Moment überwiegt klar die Enttäuschung», sagt Damien Riat, der Genfer Stürmer des LHC, der überragende Playoffs spielte. «Wir haben wirklich von diesem Pokal geträumt. Das ist jetzt schwer zu verdauen.» Um im letzten und entscheidenden Anlauf doch noch zu reüssieren, griffen die Lausanner sogar zu einem kleinen psychologischen Trick. Sie reisten erstmals in Zivilkleidern an – um ein Heimspiel zu simulieren.
Trotzdem gelang es nicht, auswärts gegen den Qualifikationssieger das benötigte Break zu schaffen. Die Festung in Zürich-Altstetten hielt bis zum Ende, erstmals überhaupt blieb ein Team in acht Playoff-Spielen zuhause ungeschlagen.
Respekt und ein Versprechen
Auch in Lausanne ist aber eine Art schlafender Riese erwacht. Das Potenzial war schon länger da. Durch internes Chaos, Undiszipliniertheiten und zum Teil auch eine unfaire Spielweise konnte man dieses aber nie abrufen. Noch vor einem Jahr verpasste Lausanne trotz grossem Budget die Playoffs. Nun konnte man den Schalter umlegen und eine konkurrenzfähige Leistungskultur mit dem geschickt agierenden Sportchef Fust und dem smarten Trainer Geoff Ward etablieren.
«Es hat wenig gefehlt», wiederholt John Fust in seiner Analyse. «Aber das wird uns Motivation für die nächste Saison sein.» Man habe viel über sich selber gelernt und wisse nun, was es für den entscheidenden letzten Schritt noch brauche. «Und ich glaube, wir haben den Respekt der ganzen Schweiz gewonnen.» Am Ende gibt Stürmer Jason Fuchs, der am Dienstag das Topskorer-Leibchen trug, noch ein Versprechen ab: «Ich sags euch, wir werden in den kommenden Jahren da sein. Und wir werden diesen Titel gewinnen.»