ZSC giesst mit Video Öl ins Feuer CEO Zahner: «Wir können das so nicht mehr akzeptieren»

Von Marcel Allemann

25.11.2021

ZSC-CEO Zahner: «Das sind gesundheitgefährdende Aktionen, das können wir nicht mehr akzeptieren»

ZSC-CEO Zahner: «Das sind gesundheitgefährdende Aktionen, das können wir nicht mehr akzeptieren»

Die ZSC Lions haben genug und gehen mit einem Video, das auch in den sozialen Medien geteilt wird, gegen Lausanne-Bösewicht Mark Barberio vor. CEO Peter Zahner nimmt zu dieser ungewöhnlichen Massnahme Stellung.

24.11.2021

Die ZSC Lions haben genug und gehen mit ungewöhnlichen Mitteln gegen Lausanne-Bösewicht Mark Barberio vor. Mit einem Video, das all seine hässlichen Fouls zeigt und in den sozialen Medien geteilt wird. CEO Peter Zahner nimmt dazu Stellung.

Von Marcel Allemann

Lausannes kanadischer Verteidiger Mark Barberio ist den ZSC Lions ein Dorn im Auge. In der Playoff-Viertelfinal-Serie im Frühling fiel dieser immer wieder durch hässliche Fouls auf. Der unrühmliche Höhepunkt war, als Barberio ZSC-Stürmer Sven Andrighetto auf übelste Weise von hinten in die Bande beförderte. Die Aktion hatte für den Übeltäter eine Sperre von sechs Spielen zur Erfolge.

Lerneffekt hatte dies für ihn offensichtlich keinen. Am Sonntag tickte Barberio gegen die ZSC Lions wieder aus, streckte mit einem üblen Crosscheck gegen den Kopf Garrett Roe nieder. Der amerikanische Stürmer erlitt dabei einen Kieferbruch und steht den ZSC Lions erst im neuen Jahr wieder zur Verfügung.

Gegen Barberio ist von der Liga ein Verfahren eröffnet worden, der Kanadier muss erneut mit einer längeren Sperre rechnen. Im Spiel selbst wurde er für das Foul lediglich mit zwei Minuten bestraft. Dies lässt sich als einer der gröbsten Schiedsrichter-Fehlentscheide der Neuzeit bezeichnen. 

Eine neue Dimension im Schweizer Eishockey

Die ZSC Lions haben genug. Direkt nach der Partie gegen Lausanne flippte Trainer Rikard Grönborg aus, als er sich zunächst vor laufender Kamera mit den Lausannern anlegte und anschliessend auch vor den Medienleuten über den Verein aus der Romandie, ihren Trainer John Fust und verschiedene Spieler her zog.



Am Dienstag publizierten die Zürcher dann auf ihrer Homepage und in den sozialen Medien dann ein Video, mit den gesammelten Fouls von Barberio gegen die ZSC Lions und und einem von CEO Peter Zahner gezeichneten Statement mit dem Titel «Respekt – das höchste Gut im Eishockey» (siehe unten). Ein Video zu veröffentlichen, das einen gegnerischen Spieler an den Pranger stellt – so etwas gab es im Schweizer Eishockey noch nie, das ist eine neue Dimension.

«Wir können das nicht mehr akzeptieren»

«Es gibt zwei Aspekte dazu», erklärt Zahner das Vorpreschen gegenüber blue Sport. «Einer ist, dass einfach gewisse Vorfälle passiert sind in den letzten Playoffs und am vergangenen Sonntag, zum Teil mit den gleichen Akteuren. Wir können das so nicht mehr akzeptieren, das sind gesundheitsgefährdende Aktionen. Das Schweizer Eishockey muss extrem aufpassen, dass dies nicht in eine Richtung geht, die eine falsche Entwicklung herbeiführt und wir müssen alles daran setzen, dass man da Einhalt gebietet. Da sind alle Akteure im Schweizer Eishockey gefordert.»

Zahner war es jedoch auch wichtig, gegenüber der eigenen Mannschaft und Garrett Roe im speziellen ein Zeichen zu setzen und zeigen, dass man dies nicht akzeptiere: «Er ist im Spital, hat den Kiefer gebrochen, sicher Schmerzen und muss die Nahrung in nächster Zeit in flüssiger Form zu sich nehmen. Das ist alles andere als lustig.»

Es besteht allerdings die Gefahr, dass die ZSC Lions mit ihrer Aktion noch zusätzlich Öl ins Feuer giessen, denn die Stimmung zwischen ihnen und Lausanne ist bereits genug angeheizt. Letzteres ist sich auch Zahner bewusst und nicht sein Ziel. Er sagt aber auch: «Wir wollten aufzeigen, dass es nicht nur um den vergangenen Sonntag geht, sondern das Ganze auch eine Vorgeschichte hat. Solche Vorkommnisse haben in unserem Eishockey schlicht nichts verloren.»

Grönborg hat sich bei Fust und Lausanne für seine verbale Entgleisung entschuldigt

Die verbale Entgleisung von Trainer Grönborg am Sonntag nach dem Spiel heisst Zahner allerdings nicht gut: «Das ist nicht in Ordnung, das gehört sich nicht, das wollen wir nicht. Das haben wir mit Rikard Grönborg besprochen und er hat sich am Mittwochnachmittag mit einem persönlichen E-Mail an John Fust und den Lausanne HC entschuldigt.»

Zahner weisst darauf hin, dass man zum Zeitpunkt der verbalen Entgleisung von Grönborg, im Gegensatz zum Gegner und der Öffentlichkeit bereits gewusst habe, dass Roe den Kiefer gebrochen habe. Man wolle dadurch das Verhalten des Schweden nicht beschönigen, aber es sei zumindest eine Begründung dafür, «weshalb Grönborg ausgeflippt sei».

Darauf eingehen, ob es in der Liga ein generelles Problem mit Lausanne gebe, nachdem immer wieder zu hören ist, dass die Westschweizer im Liga-Gremium sehr eigenwillig auftreten, sich nicht an Vorgaben halten würden und eigentlich machen, was sie wollen, möchte Zahner nicht: «Da bin ich der falsche Ansprechpartner, da muss man die Ligaführung fragen.»

Die Offizielle Stellungnahme der ZSC Lions zum Foul an Garrett Roe

Respekt – das höchste Gut im Eishockey

  • Eishockey ist eine körperbetonte Sportart. Der korrekte und respektvolle Umgang zwischen den Sportlern ist eine Voraussetzung, damit Eishockey als Unterhaltungselement gespielt und gelebt werden kann. Es ist bekannt, dass Kopf/Hals/Nacken die Stellen sind, wo die Spieler am Verletzlichsten sind. Und genau aus diesem Grund müssen Berufskollegen darauf Rücksicht nehmen.

    Aktionen mit vorsätzlichem und respektlosem Handeln gegen andere Spieler sind klar und deutlich zu bestrafen. Die Gesundheit der Spieler ist das höchste Gut und muss entsprechend geschützt werden. Dafür gibt es ein Regelwerk, das von den Schiedsrichter umgesetzt werden muss. Es ist unerklärlich, dass zwei von vier extrem gefährlichen Aktionen, die sich in den Playoffs im April 2021 und jüngst am letzten Sonntag ereignet haben, nicht erkannt wurden. Der Kieferbruch des ZSC Lions-Spielers Garrett Roe ist die bisher gravierendste Verletzung dieser Vorfälle, wobei der ungeahndete «Zweihänder» abseits des Spielgeschehens von Mark Barberio gegen Garrett Roe vom April 2021 nur mit Glück keine schwerwiegende Verletzung nach sich zog.

    Aktionen dieser Art haben im Schweizer Eishockey nichts verloren. Spieler, welche Grundwerte des Respekts und der Gesundheit nicht einhalten, sollten sich ernsthafte Fragen stellen. Sich nach jedem Vorfall zu entschuldigen, aber nichts daraus zu lernen, ist sinnlos und wertlos. Eishockeyspieler sind auch Vorbilder, denen man nachahmen möchte. Die vier Aktionen (siehe Video) müssen aufzeigen, dass diese Aktionen in Zukunft im Eishockey keinen Platz haben und keinesfalls mehr vorkommen dürfen.
  • 17. April 2021, Spiel 3 im Playoff-Viertelfinal: Zweihändiger Stockschlag von Mark Barberio gegen den Hals / Kopf von Garrett Roe. Im Spiel von den Schiedsrichtern ungeahndet geblieben und auch im Nachgang nicht sanktioniert worden.
  • 19. April 2021, Spiel 4 im Playoff-Viertelfinal: Mark Barberio mit Stockstich gegen Sven Andrighetto.
  •  19. April 2021, Spiel 4 im Playoff-Viertelfinal: Mark Barberio mit Bandencheck von hinten gegen Sven Andrighetto.
  • 21. November 2021, Qualifikationsspiel: Crosscheck von Mark Barberio gegen den Kopf von Garrett Roe. Im Spiel von den Schiedsrichtern mit 2 Minuten bestraft. Ein ordentliches Verfahren ist am Montag eröffnet worden.

    Mit diesem Statement setzen die ZSC Lions auch ein Zeichen für ihre Spieler, insbesondere für den aktuell schwer verletzten Garrett Roe. Wir wünschen Garrett gute Genesung und freuen uns, ihn hoffentlich im Januar 2022 wieder im Einsatz zu sehen.

    ZSC Lions Peter Zahner, CEO