Lausannes Captain Mark Barberio hat mit seiner Jagd auf ZSC-Stürmer Sven Andrighetto eine rote Linie überschritten. Dieser gemeingefährliche Hitzkopf gehört aus dem Verkehr gezogen. Ein Kommentar.
In Playoff-Serien will man Intensität und auch Härte sehen. Krachende Checks und gelegentlich auch eine ordentliche Keilerei. Das gehört alles dazu, das sorgt in einer «best-of-seven»-Serie für das Salz in der Suppe. Man kann dabei auch mal die Grenzen ausloten. Aber eines darf man nie tun: Die rote Linie überschreiten und den Respekt vor der Gesundheit des Gegenspielers verlieren. Doch genau das hat Mark Barberio getan.
Wie der Kanadier zur Frustbewältigung über die erneute Niederlage in der Viertelfinal-Serie gegen die ZSC Lions (1:3 im Spiel und in der Serie aus Lausanner Sicht) kurz vor Schluss seinen Eishockeystock zweckentfremdete und sein Spielgerät als Waffe missbrauchte, war widerlich. Schon wie er Andrighetto zunächst mit einem Stockstich in den Bauch niederstreckte, war abscheulich. Wie er dem ZSC-Stürmer, als dieser sich wieder aufrappelte, hinterherjagte, um ihn anschliessend von hinten auch noch mit einem Crosscheck in die Bande zu befördern, dann nur noch irr. ZSC-Trainer Rikard Grönborg sprach nach dem Spiel völlig zu Recht von einer «Kopfjagd».
Lausanne und die Liga stehen in der Pflicht
So etwas wollen wir auf Schweizer Eis definitiv nicht sehen und es ist eines Captains eines National-League-Vereins unwürdig. Entbindet sein Arbeitgeber Lausanne Barberio nicht von diesem Amt, dann toleriert dieser stillschweigend ein solch rücksichtsloses Verhalten. Zumal es nicht ein einmaliger Aussetzer war, sondern der 31-jährige frühere NHL-Spieler ein Wiederholungstäter ist. Im Lauf dieser Saison liess er auch schon Zugs Jérôme Bachofner in die Bande fliegen, leistete sich gegen Fribourgs Julien Sprunger ein fieses «Slew Footing» und kassierte bereits mehrere Spielsperren. Der Lerneffekt blieb offensichtlich aus.
Vorsorglich wurde Barberio nach dem jüngsten Vergehen von der Liga für ein Spiel gesperrt, zudem wurde ein ordentliches Verfahren eröffnet. Alles andere als eine längere Sperre ist nicht akzeptabel. Ex-Schiedsrichter Nadir Mandioni sprach auf «MySports» von möglichen vier bis fünf Spielsperren. Das ist das absolute Minimum, die Liga muss nun ein Zeichen setzen.
Eigentlich sind Andrighetto und Barberio Freunde
Für Barberios Verhalten gibt es ohnehin keine Entschuldigung. Aber erst recht nicht, wenn man auch noch weiss, dass die beiden eigentlich gute Freunde sind. Während gemeinsamer NHL-Zeiten waren sie in Montreal und Colorado während vier Jahren WG-Partner. Und Andrighetto verriet vor dem Playoff-Start in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger», dass sie auch in der Schweiz fast täglich telefonisch Kontakt halten, diesen aber vor der Playoff-Serie gegeneinander vorübergehend eingestellt haben.
Der Topskorer der ZSC Lions sollte aus aktuellem Anlass vielleicht darüber nachdenken, sich neue Freunde zu suchen. Denn für die Interpretation von Freundschaft gibt es viel Spielraum, dass man von Freunden jedoch gejagt und bewusst verletzt wird, gehört aber definitiv nicht dazu. Andrighetto wurde nach dem Vorfall schwer gezeichnet in die Kabine geführt. Detaillierte Informationen zu seinem Gesundheitszustand gibt es während Playoff-Zeiten natürlich keine. Immerhin verkündeten die ZSC Lions kurz vor Mitternacht via Twitter, dass es dem 28-Jährigen den Umständen entsprechend gut gehe.