Im Final vor zwei Jahren liegt der Zug gegen die ZSC Lions mit 0:3 hinten, ehe er doch noch Meister wird. Nun braucht es gegen die Zürcher wieder vier Siege in Folge. Wie, ist schwer vorstellbar.
Spötter sagen, der EVZ habe nun das ideale Szenario: ein 0:3-Rückstand gegen die ZSC Lions ist schliesslich die Ausgangslage, die vor zwei Jahren in der spektakulärsten Aufholjagd im Schweizer Hockey und dem dritten Meistertitel der Zuger gipfelte. Die Wirklichkeit sieht natürlich anders aus: Es ist der letzte Strohhalm, an den sich die in allen Belangen unterlegenen Zuger klammern.
Einer, der so dünn ist, dass er bereits am Montag endgültig zu reissen droht. Denn vor zwei Jahren war jedes der ersten drei Spiele, welche die Löwen gewannen, hart umkämpft. Nun war Zug einzig im zweiten Spiel, beim 0:1 vor heimischem Publikum, ebenbürtig, ansonsten sind die Zürcher in allen Belangen eine Klasse besser. Ein Fakt, den der klaren Worten und schonungslosen Analysen zugeneigte EVZ-Coach Dan Tangnes nicht in Abrede stellt.
Weit weg vom perfekten Spiel
«Es ist ganz einfach», sagt der Norweger am Samstagabend. «Zürich war jetzt drei Spiele in Folge besser als wir.» Es sei nun seine Aufgabe, einen Weg zu finden, seine Spieler wieder besser zu machen. Denn Tangnes macht keinen Hehl daraus, dass er mit den Auftritten seine Jungs alles andere als zufrieden ist. «Es fehlen fünf bis zehn Prozent, doch wir brauchen ein perfektes Spiel, um ein sehr gutes Team zu bezwingen und das Momentum zu drehen.»
Lino Martschini pflichtet seinem Coach bei. «Wir spielen bestimmt noch nicht unser bestes Hockey», ist sich der Starstürmer bewusst. «Vor allem im Mitteldrittel haben wir uns selber geschlagen.» Was den Zugern zu denken geben muss: Sie schaffen es nicht, die spielerisch deutlich besseren ZSC-Akteure in einen echten Kampf zu verwickeln. Sie laufen dem Spielgeschehen meist hinterher, so dass sie gar nicht richtig in die Zweikämpfe kommen.
Gegner aus der Wohlfühlzone drängen
Wie könnte man dem Gegner stärker unter die Haut kommen, ihn aus der Reserve locken? «Näher an ihnen dran sein», sagt Coach Dan Tangnes. «Dem Puck mehr Sorge tragen, konstanter sein, ihnen weniger Chancen präsentieren.» Man mache es dem Gegner viel zu leicht, sich wohlzufühlen. Tatsächlich gelang es in dieser Saison nie jemandem, den ZSC Lions wirklich wehzutun. «Sie sind der Standard, aber sie wurden auch noch gar nie richtig getestet.»
Es spricht auch eine gewisse Ratlosigkeit aus den Worten des Trainers. Und so bleibt am Ende fast nur die Erinnerung, um sich Hoffnung zu machen. Es habe in dieser Garderobe – er zeigt auf die Tür hinter sich – viele Spieler, die vor zwei Jahren schon dabei waren. «Sie können diese guten Erinnerungen mit den neuen Teamkollegen teilen.» Doch ob das etwas nützen wird?
Der Appell an den Stolz
Die Voraussetzungen sind ganz anders als im damaligen Final. Die ZSC Lions verraten bislang keinerlei Schwächen. Fast schon traumwandlerisch sicher gleiten sie durch diese Playoffs, haben nun sieben Siege am Stück geschafft und auch die wenigen, heiklen Situationen souverän gemeistert. Zudem kann Tangnes nun nicht auf den Rückstand reagieren und einen Playoff-Haudegen wie Carl Klingberg «einwechseln». Die Ausländer der Zuger sind in diesem Jahr, ganz im Gegensatz zu denjenigen der Zürcher, bestenfalls Mittelmass.
Der ZSC ist auf jeder Position besser besetzt als jedes andere Team in der Schweiz. Deshalb braucht Zug nichts weniger als das viel zitierte, aber selten eintreffende Wunder. Etwas realistischer ist es, dass sie es am Montag vor Heimpublikum wenigstens schaffen, die Serie noch ein wenig zu verlängern. Was Dan Tangnes ganz sicher nicht mehr will: die Worte vom Samstagabend wiederholen zu müssen. «Auf diese 60 Minuten können wir nicht stolz sein», meinte er streng.