Bob Francesco Friedrich: «Man lernt hauptsächlich aus Fehlern»

spg, sda

11.2.2022 - 09:01

Ein gewohntes Bild: Francesco Friedrich (rechts) als Sieger zusammen mit Anschieber Thorsten Margis
Ein gewohntes Bild: Francesco Friedrich (rechts) als Sieger zusammen mit Anschieber Thorsten Margis
Keystone

Der deutsche Bobpilot Francesco Friedrich ist bei Olympia wohl die sicherste Gold-Bank überhaupt. Im Interview spricht der Dominator der letzten Jahre über Motivation, Fehler und das Alter.

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Kaum einer dominiert seine Sportart derart eklatant wie Francesco Friedrich. In den letzten zwei Jahren gewann der 31-jährige Sachse 29 von 32 Weltcuprennen, seit 2017 acht von acht möglichen WM-Titeln und in Pyeongchang kürte er sich zum Doppel-Olympiasieger. Vor seinen dritten Olympischen Winterspielen sprach der deutsche Fahnenträger mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA und machte der Konkurrenz wenig Hoffnung.

Francesco Friedrich, was motiviert Sie nach all diesen Erfolgen immer noch?

«Ich habe einfach das Glück, dass ich das, was mir Spass macht, sozusagen mein Hobby, zum Beruf machen kann. Da gebe ich natürlich Gas. Ich sitze ja nicht einfach im Büro. Das ist so vielseitig, da gibt es so viele Aufgaben, die immer wieder Spass machen. Am Schluss immer wieder ein paar Hundertstel herausholen, das ist das, was einfach genial ist und das man sonst nicht bei jedem Beruf haben kann.»

Zeigen Sie diesen Ehrgeiz auch ausserhalb des Bobfahrens? Wollen Sie auch da immer gewinnen?.

«Was heisst, immer gewinnen wollen? Man versucht schon, alles, das man macht, so perfekt wie möglich zu machen. Die Zeit auf der Welt ist ja irgendwo begrenzt, deswegen gibt man sich schon in vielen Situationen echt Mühe.»

Nur zwei Rennen haben Sie in dieser Saison nicht gewonnen.

(unterbricht) «Ich war einmal Zwölfter (in Sigulda).»

Wie sehr ärgern Sie Niederlagen?

«Ja, das gehört einfach mal dazu. Wir brauchen auch manchmal einen Dämpfer, um uns wieder zu motivieren. Man lernt ja hauptsächlich aus Fehlern. Deswegen gehört das einfach dazu. «

Sie wechseln auch ab und zu Ihre Anschieber. Wer entscheidet das in Deutschland, die Piloten oder die Trainer?

«Hauptsächlich haben bei uns die Piloten das letzte Wort. Wir verteilen das über die Saison und legen so fest, wer dann den Höhepunkt fährt.»

Ist auch das Zeichen dieses Perfektionismus, immer den letzten Hundertstel herauszuholen?

«Das gehört auf jeden Fall dazu. Man muss das immer abwägen. Zur Leistung gehört ein Drittel Fahrt, ein Drittel Start, ein Drittel Material. Deswegen ist jede Hundertstel, die ich oben mitnehme, entscheidend für den Rest der Bahn.»

Warum ist gerade der Bobsport in Deutschland so populär?

«Er hat eine lange Historie in Deutschland, es gibt viele Olympiasieger und Weltmeister. Wir sind, so glaube ich, der erfolgreichste Wintersport-Verband in Deutschland, deshalb wird auch viel dafür investiert. So bleibt man bei der Entwicklung nicht stehen, sondern gibt weiter Gas.»

Nun sind es sehr spezielle Spiele in China.

«Wir sind trotzdem mit einem guten Gefühl hingefahren. Die sportlichen Leistungen waren ziemlich gut. Das hat aber nichts zu sagen, es geht alles von Neuem los. Die Olympischen Spiele sind ein komplett anderes Kapitel. Das ist immer bunt gewürfelt, Olympia hat immer eigene Gesetze. Deshalb werden das zwei ganz, ganz harte Wettkampfwochen. Da muss alles stimmen.»

Werden das Ihre letzten Spiele?

«Nein. Es wird ein ruhigeres Jahr geben, aber die Karriere wird auf jeden Fall fortgesetzt. Cortina 2026 soll nochmals ein Ziel sein. Wir werden sehen, ob das möglich ist. Aber das sollte eigentlich der Abschluss werden.»

Das ist ja fast schon ein Schreckgedanke für Ihre Gegner.

«Och, na ja. Das werden wir sehen. Die werden ja auch jünger. Und bei uns ist ja der Zeitstrahl dann mal am Ende, wo dann die Leistung einfach mal abfällt.»