Kommentar zur Frauen-Nati Darum sind Testspiele gegen Junioren eine dumme Idee

Michael Wegmann

24.6.2025

Alisha Lehmann, Riola Xhemaili, Aurelie Csillag (vorne von links) in einem Training.
Alisha Lehmann, Riola Xhemaili, Aurelie Csillag (vorne von links) in einem Training.
KEYSTONE

Das Team von Pia Sundhage verlor gegen die U15 des FC Luzern 1:7. Die Wahl der Gegner? Mässig. Viel schlechter war aber die Absicht, ein Geheimnis aus dem Testspiel zu machen.

Michael Wegmann

Ein Testspiel wenige Tage vor Kickoff zur EM im eigenen Land gegen die U15-Buben des FC Luzern? Kann man machen, sollte man nicht. Dafür gibts gute Gründe.

In den U15-Auswahlen der Grossklubs wie Luzern spielen die besten 14- bis 15-jährigen Junioren der Schweiz. Seit Jahren geniessen sie in den Akademien die besten Ausbildungen, trainieren drei- bis viermal wöchentlich. Trickreich, schnell, flink und teilweise schon ausgewachsen.

«Ab U15 kannst du als Frau physisch nicht mehr mithalten»

Nati-Captain Lia Wälti, die bis zur U15 mit den YB-Buben gespielt hat, sagte in der Doku «Ihre Fussball-Karriere lässt Mädchen träumen» auf blue Sport: «In der U15 sind die Jungs brutal gross und schnell geworden, da kannst du als Frau physisch nicht mehr mithalten.»

Die jungen Teenager sind nicht nur schnell, sie sind auch ambitioniert. Die Jungs (gegen die Nati war im FCL-Nachwuchs übrigens auch ein Mädchen dabei) ziehen und lehnen sich nicht zurück, geben auch bei einer klaren Führung noch Vollgas. Welcher 14-Jährige dribbelt nicht gerne eine Alisha Lehmann oder eine Alayah Pilgrim aus? Keiner!

Gut möglich, dass man aber bei so einem Test eine Pleite hinnimmt, dass andere Dinge als das Resultat im Vordergrund stehen. Ist anscheinend auch so. Sven Micossé, Medienverantwortlicher der Frauen-Nati sagt: «Der Fokus in dieser Phase der Vorbereitung lag auf dem physischen Aspekt. Losgelöst vom Resultat kommen diese Trainingsspiele in puncto Intensität und Laufleistung unseren Länderspielen sehr nahe.» Von dem her sind die Jungs sicher gute Sparring-Partner.

Testspiel und Resultat landete umgehend auf TikTok

Dass man beim Verband aber das Gefühl hat, diese Tests werden nicht öffentlich, ist dann schon ziemlich weltfremd. Seit Social Media ist jeder Journalist: So postete ein FCL-Junior Teamfoto und Endresultat auf TikTok (siehe Screenshot) und weitere Bilder mit den Nati-Spielerinnen. Das Video ging viral, bis er es löschte. 

Ein FCL-Junior stellte Endreusaltat und Teamfoto auf TikTok.
Ein FCL-Junior stellte Endreusaltat und Teamfoto auf TikTok.
screenshot

Ein 3.-Liga-Männerteam wäre cleverer gewesen

Die körperlichen Unterschiede sind genauso zu gross wie der Ehrgeiz der jungen Teenager. Will man den Geschlechter-Vergleich, wäre ein Männerteam beispielsweise aus der 3. Liga wohl clevererer gewesen. Da stünde weniger jugendlicher Übermut gegenüber, die Männer wären sich dem Job als Sparring-Partner bewusst.

Noch dümmer ist aber, dass man die Vorstellung hat, diese Spiele, die im Verborgenen abgehalten wurden, würden den Weg nicht an die Öffentlichkeit finden. Geht heute wohl gar nicht, geht sicher nicht mit Jungs.

Eine offensive Kommunikation hätte geholfen. Jetzt ist es zu spät, der Schaden angerichtet. Der dumme Vergleich zwischen Männer- und Frauenfussball kurz vor EM-Start wird unnötigerweise neu entfacht.


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