
Kurz vor EM-Start steht die Nati ohne klare Nr.1 da. Dabei war das Thema eigentlich bereits letzten Herbst vom Tisch. Wie gehen die Goalies mit mit dem Hickhack um? blue Sport hat mit Elvira Herzog und Livia Peng geredet.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Elvira Herzog wurde letzten Herbst als Nummer eins der Nati ausgerufen. Sie nannte es die «grösste Ehre für mich». In den letzten Pflichtspielen erhielt aber Livia Peng den Vorzug.
- Aktuell ist das Rennen wieder offen, wer am 2. Juli im Tor steht. Dies bestätigte Nati-Trainerin Pia Sundhage an einer Pressekonferenz.
- Sowohl Herzog als auch Peng geben sich gegenüber blue Sport kämpferisch und reden über die schwierige Situation. Dabei verlieren sie aber nicht den gegenseitigen Respekt.
Im vergangenen Herbst wird Elvira Herzog die Rolle als Stammtorhüterin anvertraut. «Es gibt gar kein Mass, das abbilden könnte, wie glücklich ich darüber bin», sagt die 25-Jährige damals. «Das ist die grösste Ehre für mich.» Von Torhütertrainerin Nadine Angerer gibt es viel Lob und eine Begründung, weshalb man das so früh geregelt habe: Die Hierarchie festzulegen, sei im Hinblick auf die Heim-EM im Sommer wichtig gewesen, damit sich alle an ihre Rolle gewöhnen und darin wachsen könnten.
Ein paar Monate später ist alles anders. In den letzten beiden Nations-League-Spielen steht Livia Peng nach zwei Flops von Herzog zwischen den Pfosten. Nati-Trainerin Pia Sundhage hat das Rennen neu lanciert.
Ein paar Tage vor EM-Start und noch keine Hierarchie im Tor! Nicht wirklich nachvollziehbar. Auch Ex-Nati-Trainerin Inka Grings kanns nicht verstehen. «Wen stärkst du mit diesen Aktionen, die du gemacht hast? Du hast keine Sicherheit. Ich weiss nicht, wie die Torhüterin sich fühlen. Für sie ist es auch super schwierig», sagt die Ex-Nati-Trainerin im Heimspiel.
Wie geht Elvira Herzog mit der Situation um?
«Ich glaube, wenn dich als Profisportlerin so etwas zu fest verunsichert, wäre das kein gutes Zeichen», behauptet Herzog. «Natürlich möchte jede Spielerin spielen, wir sind alle extrem ehrgeizig. Es ist kein Geheimnis, dass man nicht gerne auf der Bank sitzt.»

Aber es sei wichtig, im Moment zu bleiben und sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. «Ich bin Gott sei Dank gut aufgehoben mit guten Mental-Coaches. Es ist nicht die erste Situation, die nicht perfekt gelaufen ist für mich in meiner Karriere.» Entscheidend sei, wie man damit umgehe. «Ich muss fest davon überzeugt sein, dass ich am 2. Juli im Tor stehe und die beste Lösung bin. Und ich muss überzeugt sein, dass ich eine Top-Leistung abrufen werde.»
Sobald das Turnier losgehe, müssten sie alle am gleichen Strick ziehen, die Startelf, die Spielerinnen dahinter und der Staff. «Am 2. Juli geht es darum, dass wir als Team ein richtig geiles Eröffnungsspiel spielen. Es geht darum, an einer EM zu performen und ein ganzes Land mitzureissen.»
Peng: «Es würde mir alles bedeuten im Tor zu stehen»
Peng gibt zu, dass sie im letzten Herbst «am Anfang sehr enttäuscht» gewesen sei. Sie habe sich dann aber gesagt: «Hey, mach einfach dein Ding. Versuch in jedem Training, in jedem Spiel Vollgas zu geben. Und ich glaube, das habe ich gut hingekriegt.»
Sie hat es sogar sehr gut hingekriegt. Peng hext Werder Bremen in den Cup-Final, wird vom «Kicker» zur besten Torhüterin der Bundesliga gewählt und wechselt auf die neue Saison hin zu ihrem Lieblingsverein, dem englischen Serienmeister Chelsea.
UEFA Women's EURO
Vom 2. bis 27. Juli findet die Fussballeuropameisterschaft der Frauen in der Schweiz statt. blue Sport begleitet die EM hautnah und bringt dir das Stadion-Feeling direkt nach Hause: Alle Resultate, Live-Spiele, Experten-Analysen, Highlights und Stories rund um Nati!

Und nun hat sich auch in der Nati eine Türe geöffnet, die zum träumen verleitet. In den letzten beiden Pflichtspielen vor der EM darf Peng spielen. Überrascht sei sie nicht gewesen, «aber ich habe mich mega, mega gefreut, dass ich eine Chance kriege».
Ob sie die genutzt hat oder nicht, ist schwer zu beurteilen. Gegen Frankreich unterläuft ihr ein grober Schnitzer («das darf einfach nicht passieren»), gleichwohl steht sie auch vier Tage später gegen Norwegen zwischen den Pfosten. Und so lebt der Traum, auch am 2. Juli beim Eröffnungsspiel, erneut gegen Norwegen, im Tor zu stehen. «Es würde mir alles bedeuten. Bei der Heim-EM für die Schweiz spielen zu dürfen, das wäre unglaublich, das kann man gar nicht beschreiben.»

Aber wurde teamintern kommuniziert, dass das Rennen auf der Goalie-Position wieder offen ist? «Das ist eine gute Frage», antwortet Peng und meint dann: «Nein, kommuniziert ist eigentlich nichts. Von daher geben wir einfach alle unser Bestes. Mal schauen, was dabei rauskommt.»
Soviel ist klar: Sowohl Herzog als auch Peng brennen auf die EM und werfen alles in die Waagschale. Die Stimmung im Goalie-Team, das versichern beide, habe darunter aber nicht gelitten. Der Umgang untereinander sei sehr respektvoll und sie würden sich auch gegenseitig pushen und motivieren. Grosse Verunsicherung herrscht trotzdem.