Der Entscheid, sich von Pia Sundhage zu trennen hat zwar (zu) lange gedauert, ist aber richtig. Denn wer die rosarote EM-Partybrille auszieht, kann zu keinem anderen Schluss kommen. Ein Kommentar.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Rund dreieinhalb Monate nach dem EM-Aus hat sich der SFV entschieden: Der Verband verlängert den Vertrag mit Nationaltrainerin Pia Sundhage nicht.
- blue News findet: Ein richtiger Entscheid, wenn auch ein bisschen spät. Das sind die Gründe.
Dreieinhalb Monate nach dem EM-Aus gegen Spanien hat sich der SFV entschieden: Der Vertrag mit Pia Sundhage wird nicht verlängert.
Es hat (zu) lange gedauert bis zum Entscheid, aber es ist der richtige.
Kein Zweifel: Sundhage hat uns zusammen mit ihrem Staff und ihren Spielerinnen in diesem Sommer eine unvergessliche Party beschert und den Frauenfussball auf jeden Pausenplatz und in jeden Haushalt gebracht. Und dafür gilt ihr ein ganz grosses Dankeschön!
Betrachtet man alles nicht nur durch die rosarote EM-Partybrille, sondern nüchtern, ist die Trennung von der Schwedin nachvollziehbar. Gründe gibt’s einige:
Da waren auch ein Goalie-Hickhack, eine Fitness-Debatte
Da wären einmal die nackten Resultate im EM-Jahr. Die waren bis auf die letzten beiden Testspiel-Siege – das glückliche 1:0 gegen Kanada und das spektakuläre 4:3 in Schottland – nicht wirklich erfolgreich. Aus der Nations League ist man nach 4 Pleiten und 2 Unentschieden sang- und klanglos abgestiegen. An der EM resultierte ein Sieg, ein Remis und zwei Niederlagen, die Gruppenphase mit Norwegen, Island und Finnland überstand man nur haarscharf.
Mehr als die Resultate dürfte die Kommunikation der sturen (so charakterisierte sie sich selbst) Sundhage ins Gewicht gefallen sein. Da hat die Schwedin einige Fehler gemacht.
Man erinnere sich nur an das Goalie-Hick-Hack. Als sie kurz vor der EM die Monate zuvor als Nr.1 ausgerufene Elvira Herzog rasierte und Liva Peng zum Stammgoalie ernannte.
Hausgemacht war auch die Fitness-Debatte um Starstürmerin Ramona Bachmann («Es ist schön, dass sich Ramona fit fühlt – aber sie ist es nicht.»). Und die 1:7-Pleite im Testspiel gegen die U15 des FC Luzern wurde derart ungeschickt moderiert (man wollte sie verschweigen), dass die Nati auf Social Media zum Gespött wurde.
Am Ende hat Sundhage versucht, Druck aufzusetzen
So charmant und eloquent Sundhage gegen aussen auftreten konnte, so stur und eigensinnig konnte sie intern sein.
Und auch ihre Aussagen in den letzten Wochen dürften ihre Karten für eine Vertragsverlängerung nicht verbessert haben. Obwohl mit dem Verband abgemacht war, dass man sich beidseitig für die Analyse Zeit lassen und dann zusammensitzen wolle, ist Sundhage in die Offensive gegangen.
Sie hat zuletzt mehrmals betont, dass sie weitermachen wolle, forderte jedoch öffentlich eine feste Anstellung für ihre Assistenten. Man habe «offensichtlich eine tolle Arbeit gemacht», meinte sie. Der SFV hat sich davon nicht unter Druck setzen lassen. Die Trennung ist richtig – wenn auch ein paar Wochen zu spät.