Die Schweizer Nati kann gegen Deutschland überzeugen und stellt die EM-Mitfavoriten vor grosse Probleme. Während sich das Team von Murat Yakin viel Lob abholt, hagelt es für die Deutschen Kritik. Die Pressestimmen aus dem In- und Ausland.
Schweiz
Tages-Anzeiger
«Sekunden sind es nur, die zum ganz grossen Coup fehlen. 1:0 liegen die Schweizer in ihrem dritten Gruppenspiel vorne, 1:0 gegen Deutschland. Und das bedeutet, dass sie so gar als Erster die Vorrunde abschliessen würden. Aber eben, dann fliegt die vielleicht 50. oder 51. Flanke in den Schweizer Strafraum, als Niclas Füllkrug hochsteigt und zum Ausgleich trifft. (...) Gleichwohl dürfen die Schweizer stolz auf sich sein, sie haben dem Favoriten einen heroischen Kampf geliefert. Und ein schöner Lohn bleibt auch: Am Samstag bestreiten sie in Berlin gegen den Zweiten der Gruppe B den Achtelfinal, ihren sechsten in Folge seit 2014.»
NZZ
«Die Schweizer Fussballer überraschen an der EM. Mit dem 1:1 gegen den Favoriten und Gastgeber Deutschland zeigten sie eine beeindruckende Leistung, die ihnen vor dem Match nicht zugetraut werden konnte. Doch wider Erwarten gelang den Schweizern gegen den grossen Nachbarn eine starke Vorstellung. Sie wird in der Schweiz noch lange nachhallen. Und sie wird den Respekt vor den Schweizern an dieser Euro steigern. Die richtige Prüfung steht aber noch bevor: im Achtelfinal vom Samstag.»
Aargauer Zeitung
«Ein Spiel, von dem wir noch in 20 Jahren reden, wenn wir es denn gewinnen. Weil es ein Triumph über jenen Bruder wäre, zu dem wir immer hochschauen. Den wir für seine Erfolge, für sein Selbstverständnis, ja bisweilen auch für seine Grossspurigkeit bewundern. Aber es wird nur ein Sieg bis kurz vor Ende, weil die Deutschen von ihren früheren Stärken doch nicht alles verloren haben und in der Nachspielzeit ausgleichen. Sollen wir darüber grämen? Ein bisschen vielleicht. Und nur ganz kurz. Was hingegen bleibt, ist der Stolz auf eine Mannschaft, die an dieser EM ihr Spiel ohne Grenzen spielt.»
Deutschland
Zeit
«Nach den zwei deutschen Siegen gegen Schottland und Ungarn hat das Spiel gegen die Schweiz die Hoffnungen auf einen Finaleinzug nicht unwesentlich gedämpft. Auf einen grossen Heimvorteil sollte Julian Nagelsmanns Elf auch nicht setzen, weil die vielen Gästefans den besseren Support machen. In Frankfurt waren die Schweizer, die ihre eigenen Kuhglocken übertönten, lauter als die ‹Schlandler›. Doch die Gegner werden nicht leichter. Und die deutschen Schwächen sind nun bekannt.»
Bild
«Gegen die Schweiz fehlt den DFB-Jungs lange das Trefferglück, das in den ersten beiden Spielen gegen Schottland (5:1) und Ungarn (2:0) für sieben Tore sorgte. Deutschland erspielt sich solide Chancen, die letzte Durchschlagskraft fehlt aber. Könnte auch am Rasen in Frankfurt liegen. Viele Spieler rutschen weg, Kombinationen sind kaum möglich. (...) Verletzungen gibt’s keine – lange aber auch genauso wenig DFB-Tore. Bis Füllkrug die Fans und Nagelsmann erlöst!»
Kicker
«Mit dem Gruppensieg ist das erste Zwischenziel dieser Heim-EM geschafft. Insbesondere der Vortrag gegen die Schweizer aber wird nicht ausreichen, um auch das ganz grosse Ziel, den EM-Titel, zu erreichen. Offensichtlich wurde, wie schwer sich diese Mannschaft tut, wenn die Ideengeber Jamal Musiala und Florian Wirtz effektiv zugestellt sind. Und wie abhängig sie von Toni Kroos ist.»
Sport 1
«Die EM-Spiele der Nationalmannschaft in München, Stuttgart und Frankfurt hatten alle eine Gemeinsamkeit: Wenn Fülle kam, wurde es auf den Rängen lauter. Er kann die Fans euphorisieren, das war schon bei der WM 2022 so. Man könnte sagen: Deutschland braucht Füllkrug! (...) Bis zum Achtelfinale sind es noch einige Tage. Genug Zeit für den Bundestrainer, in sich zu gehen und über die Personalie Füllkrug intensiv nachzudenken.»
Internationale Zeitungen
Gazzetta dello Sport (Italien)
«Deutschland bedankt sich bei Füllkrug. Allerdings zeigte Deutschland eine gewisse Zerbrechlichkeit und Unfähigkeit, Chancen gegen tief verteidigende Gegner zu erspielen. (...) Die Schweiz könnte Italien herausfordern.»
L'Équipe (Frankreich)
«Ein uninspiriertes Deutschland erkämpfte sich ein 1:1-Unentschieden gegen die Schweiz. Die Gastgeber behalten ihren ersten Platz in der Gruppe. Erst in der 90.+2 Minute konnte Niclas Füllkrug mit einem Kopfball den Ausgleich gegen die starken Schweizer erzielen. Schon zu Beginn des Spiels wurde der Ton durch mehrere technische Fehler von Toni Kroos vorgegeben.»
Le Monde (Frankreich)
«Die Deutschen glaubten bis zum Schluss daran und wurden in den letzten Minuten belohnt. Granit Xhaka und seine Mannschaftskameraden werden es bedauern, dass sie den Sieg, den sie nach dem Tor von Dan Ndoye in der Tasche hatten, noch verschenkt haben.»
The Sun (Grossbritannien)
«Das späte Ausgleichstor der Gastgeber bedeutet, dass England Slowenien besiegen muss, um ein Albtraum-Achtelfinale gegen Deutschland zu vermeiden.»
Daily Mirror (Grossbritannien)
«Der Favorit geriet durch eine hungrige, gut organisierte Schweizer Mannschaft zum ersten Mal in diesem Turnier in Bedrängnis. Die Schweiz hat den Status eines ‹Dark Horse› durchaus verdient. Sie wären sogar Gruppensieger geworden, wäre da nicht das Jokertor von Füllkrug gewesen.»
Marca (Spanien)
«Spanien, dieses Deutschland ist nicht so wild, wie sie es dargestellt haben. (...) Die Gastgeber spielen in der unteren Turnierhälfte weiter und sehen am Horizont Spanien. Deutschland ist zurück auf dem Boden nach zwei extrem bequemen Spieltagen. Das Duell gegen einen Knochen wie die Schweiz hat gezeigt, dass Nagelsmanns Team verwundbar ist.»
Mundo Deportivo (Spanien)
«Die Schweiz war kurz davor, das Unmögliche zu schaffen und Deutschland zu besiegen. In den ersten beiden Spielen schien es, als sei die deutsche Mannschaft eine perfekt geölte Maschine, doch im entscheidenden Spiel, in dem es darum ging, ob sie wirklich leistungsfähig ist, liess sie Zweifel aufkommen.»
Kurier (Österreich)
«Im dritten Gruppenspiel wurde dem deutschen Nationalteam aufgezeigt, dass es noch ein weiter und steiniger Weg bis zum EM-Titel wird.»