Zwei schmerzliche Gegentore Crnogorcevic: «Konnten nicht die Taktiktafel hervorholen»

sda

10.7.2022 - 17:48

Ana-Maria Crnogorcevic erklärt, warum im Spiel gegen Portugal plötzlich alles ganz schnell lief.
Ana-Maria Crnogorcevic erklärt, warum im Spiel gegen Portugal plötzlich alles ganz schnell lief.
Getty Images

Das Schweizer Nationalteam der Frauen hat an der EM gegen Portugal die Chance auf den optimalen Start vergeben. Das nagt auch am Tag danach an den Spielerinnen.

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Am Tag nach dem enttäuschenden 2:2 zum EM-Auftakt gegen Portugal geht es im Lager des Schweizer Nationalteams der Frauen ruhiger zu und her. Diejenigen, die im Einsatz gestanden sind und auf dem Feld miterleben mussten, wie dem Team die Partie mit zunehmender Spieldauer entglitt und eine 2:0-Führung noch beinahe in einer Niederlage geendet hätte, haben vom Staff trainingsfrei erhalten. Die anderen trudeln um 10:18 Uhr tröpfchenweise ein in der Huddersfield Town Academy, die rund eine halbe Autostunde vom Teamhotel in Leeds entfernt liegt und zumindest vorübergehend zum Trainingszentrum der SFV-Delegation geworden ist, nachdem der ursprüngliche Platz in der Nähe des Hotels den Standards nicht genügt hatte. Josh, der Greenkeeper, hat den Platz hergerichtet, mit einem kleinen Rechen bessert er Unebenheiten aus. Im Fokus der Einheit stehen zuerst Kraft und Koordination, danach werden aber auch Übungen mit dem Ball gemacht.

Trainer Nils Nielsen schaut sich das Ganze aus ein paar Metern Distanz an, phasenweise sucht er den Schatten, den die Bäume neben dem Feld spenden. Der Däne tat sich nach dem Spiel gegen Portugal schwer, in Worte zu fassen, weshalb es sein Team nicht geschafft hat, die hervorragende Ausgangslage nach den zwei frühen Toren durch Coumba Sow und Rahel Kiwic in drei Punkte umzumünzen. Er machte sich Vorwürfe, nicht genug früh gewechselt und seinem Team unter die Arme gegriffen zu haben, als es durch die aufsässigen Portugiesinnen mehr und mehr eingeschnürt wurde.

Doch der 50-jährige Coach war mit dem Hadern nicht allein. Coumba Sow, die mit ihrem zehnten Länderspieltor zu einer entscheidenden Figur hätte avancieren können, fragte rhetorisch, wann die Schweiz zuletzt so früh mit zwei Toren geführt habe. Sie schüttelte dabei leicht den Kopf, denn sie wusste, dass das schon eine lange Zeit her ist. Beim letzten Sieg am 30. November gegen Litauen (7:0) waren die Schweizerinnen nach zwölf Minuten um zwei Längen voraus.

Warum das Team gegen Schweden hoffen darf

Im kleinen Stadion von Leigh wurde die SFV-Auswahl von den Umstellungen, die der portugiesische Trainer Francisco Neto zur Pause vornahm, überrascht beziehungsweise sie schaffte es nicht, ihr Spiel anzupassen, nachdem Portugal im defensiven Mittelfeld mit einer Spielerin mehr auflief. «Wir haben sofort gesehen, was sie gemacht haben, aber wir konnten nicht darauf reagieren», sagte Ana-Maria Crnogorcevic. «In so einer Situation können wir nicht die Taktiktafel hervorholen und besprechen, sondern es muss schnell gehen.»

Die 31-Jährige wurde mit ihrem 136. Länderspiel gegen Portugal zur Rekordnationalspielerin vor Lara Dickenmann und hätte viel lieber nach einem Sieg über diesen Meilenstein gesprochen. Die Spielerin des FC Barcelona gab zu, dass sie körperlich noch nicht auf dem Level ist, auf dem sie wollte, nachdem sie in der Vorbereitung krankheitshalber hatte pausieren müssen. Entsprechend kann sie das Offensivspiel der Schweizerinnen momentan nicht in der Form prägen, wie sie es in fitter Verfassung von sich erwarten würde.

Im Hinblick auf das nächste Spiel am Mittwoch in Sheffield gegen den WM-Dritten Schweden sind das nicht die besten Aussichten, ungeachtet dessen, dass die Skandinavierinnen sowieso klar favorisiert in die Partie steigen. Stürmerin Ramona Bachmann zehrt Hoffnung aus dem Blick in die Vergangenheit, wenn sie daran erinnert, dass die Schweiz im April 2015 im Vorfeld der WM in Kanada 3:1 gegen Schweden gewonnen hat. «Damit hätte damals wohl auch niemand gerechnet.»