Schweizer Ratlosigkeit «Wir liefen dem Ball nur noch hinterher»

sda

10.7.2022 - 08:23

Auch Ramona Bachmann kann sich den plötzlichen Einbruch nicht wirklich erklären.
Auch Ramona Bachmann kann sich den plötzlichen Einbruch nicht wirklich erklären.
Getty Images

Die Schweiz verspielt zum Auftakt der Europameisterschaft in England ein 2:0 gegen Portugal und kann froh sein, immerhin einen Punkt gewonnen zu haben. Zu reden gibt die Taktik von Trainer Nils Nielsen.

Keystone-SDA, sda

Nils Nielsen schweigt. Der Blick des Schweizer Nationaltrainers ist leer, er stösst einen tiefen Seufzer aus, und dann sagt er: «Ich weiss es auch nicht. Ich kann es nicht erklären.» Die Frage, die dem 50-Jährigen gestellt wurde, war, weshalb sein Team die Partie gegen Portugal aus der Hand gegeben habe, und weshalb er nicht früher versucht habe, mittels eines Wechsels auf die Partie Einfluss zu nehmen.

Als Lara Marti in der 74. Minute als erste Spielerin für Sandy Maendly in die Partie kam, war der 2:0-Vorsprung verspielt, das Selbstvertrauen, das die Schweizerinnen nach Toren von Coumba Sow (2.) und Rahel Kiwic (5.) ausstrahlten längst weg.

Nielsen gibt sich im Inneren des Leigh Sports Village sehr selbstkritisch, sagt, er habe von aussen zu spät gesehen, dass sein Team die Kontrolle im Mittelfeld längst verloren habe. Erst als er nach dem ersten Wechsel Géraldine Reuteler an die Seite von Captain Lia Wälti beorderte, hatten die Schweizerinnen wieder besseren Zugriff aufs Spiel.

Bachmanns goldene Gelegenheit

Kurz nach der Pause war ein Schuss Ramona Bachmanns knapp am weiten Pfosten vorbeigeflogen, und statt auf 3:0 zu erhöhen, verlor die SFV-Auswahl in der Folge komplett den Faden und verspielte innert sieben Minuten ihre Führung. Die Portugiesinnen zwangen die Schweizerinnen mit ihrem aggressiven Pressing zu Fehlern. Aus dieser Umklammerung sollten sie sich nur selten lösen können. «Wir konnten keine drei Pässe mehr aneinander spielen und liefen dem Ball nur noch hinterher», meint Bachmann, die mit ihrem hohen Flankenball das zweite Tor durch Innenverteidigerin Rahel Kiwic vorbereitete.

Und doch hätte es mit der Hilfe Fortunas doch für drei Punkte reichen können. Der Schuss von Géraldine Reuteler zehn Minuten vor Schluss prallte aber ans Lattenkreuz, und danach hatten die Schweizerinnen Glück, das Spiel nicht doch noch ganz aus der Hand zu geben. Gaëlle Thalmann und der Pfosten verhinderten das Worst-Case-Szenario Niederlage in den Schlussminuten.

Auch vor diesem Hintergrund muss Nielsen zugeben, dass sich Portugal den Punktgewinn verdient habe, obwohl ein Zähler eigentlich für beide Teams zu wenig sei, in Anbetracht dessen, dass entweder Schweden oder die Niederlande hinter sich gelassen werden muss, um in die Viertelfinals einzuziehen. «Aber nach diesem Start müssen wir gewinnen.»

Im Vorfeld der Partie hatte Nielsen die Rechnung aufgestellt, dass fünf oder sechs Punkte nötig sein dürften für die Qualifikation für die K.o-Spiele. Dieses ohnehin ambitionierte Ziel ist am Samstag nicht einfacher zu erreichen geworden.