Bald schon rollt in Deutschland der Ball, die EM steht vor der Tür. Aus diesem Anlass blickt blue Sport zurück auf legendäre Schweizer EM-Momente.
1996 – Historisches Türkyilmaz-Tor
1996 steht die Schweiz erstmals überhaupt an einer Europameisterschaft. Doch schon vor dem Turnierstart geht es aufgrund des Trainerwechsels drunter und drüber. Artur Jorge (†78) folgt auf den in der Schweiz äusserst beliebten Roy Hodgson, der bei Inter Mailand unterschreibt. Und der Mann mit dem Schnauz sorgt mit der Ausbootung von Alain Sutter und Adrian Knup gleich mal für mächtig Wirbel.
Doch zumindest einmal darf die Mannschaft, und damit die ganze Schweiz, in der kurzen Jorge-Ära jubeln. Im Eröffnungsspiel im Wembley gegen Gastgeber England trifft Kubilay Türkyilmaz in der 83. Minute per Elfmeter zum 1:1. Ein Moment für die Geschichtsbücher. Es ist das erste EM-Tor der Schweiz überhaupt – und mit einem Punktgewinn gegen England hat kaum jemand gerechnet. Danach folgen allerdings zwei Niederlagen (0:2 gegen Niederlande und 0:1 gegen Schottland) und somit ist das Aus in der Gruppenphase besiegelt.
2004 – Showeinlage von Jörg Stiel
Am 13. Juni 2004 spielt die Schweiz bei der EM in Portugal zum Auftakt 0:0 gegen Kroatien. Von diesem Spiel bleibt vor allem eine Szene in Erinnerung: Die Rettungstat von Jörg Stiel, der einen Ball auf dem Boden liegend mit dem Kopf stoppt. «Fussball soll auch ein wenig Spass machen», kommentiert der Showman nach der Partie. 20 Jahre später plaudert er im Podcast «Sykora Gisler» über die Aktion und erinnert sich auch an ein SMS seines Bruders. Der habe ihm nach dem Spiel geschrieben: «An erster Stelle steht Higuita und dann kommst du.»
EURO 2024
Vom 14. Juni bis 14. Juli findet die Fussball-EM 2024 in Deutschland statt. blue News und blue Sport begleiten die EM hautnah mit und bringen dir das Stadion-Feeling direkt nach Hause: Alle Ergebnisse, Live-Spiele, Experten-Analysen, Spiel-Highlights und Stories rund um die Europameisterschaft!
2004 – Spuckaffäre um Alex Frei
«Das Einzige, was ich bereue, ist diese Spuckgeschichte», sagte Alex Frei nach seinem Rücktritt. Was er damit meint? Beim zweiten Gruppenspiel an der EM 2004 spuckt Frei dem Engländer Steven Gerrard beim Vorbeigehen in den Nacken. «Vielleicht wurde Gerrard von einer Biene berührt», mutmasste etwa der damalige SFV-Präsident Ralph Zloczower das plötzliche Zusammenzucken Gerards. Dann tauchen, auch mithilfe von SRF, TV-Bilder auf, die Frei rund 24 Stunden später entlarven. Und mit ihm die Spitze des SFV. Diese hatte sich um Kopf und Kragen gelogen und den Spieler angeblich zur Falschaussage ermuntert. Das kreativste Argument der Verteidigung nach dem Aussterben der Bienen-Lüge: Frei habe nicht gespuckt, sondern zu Gerrard bloss mit feuchter Aussprache «putain» («Hure») gesagt. Wie dem auch sei, Frei wurde für drei Spiele gesperrt, die EM war vorbei.
2004 – Vonlanthen schreibt Geschichte
Weil Alex Frei im abschliessenden Gruppenspiel gegen Frankreich fehlt, kommt Johan Vonlanthen zum Zug. Und das Supertalent schreibt prompt Geschichte. Der damals 18 Jahre und 141 Tage alte Vonlanthen trifft zum zwischenzeitlichen 1:1 und ist bis heute der jüngste EM-Torschütze überhaupt. Die Partie geht letztlich 1:3 verloren, Vonlanthens Tor bleibt dennoch unvergessen. Auch weil es das einzige Schweizer Tor an der Euro 2004 bleibt.
2008 – Freis EM-Alptraum
Als Co-Gastgeber mit Österreich startet die Schweiz mit grossen Ambitionen in die EM 2008. Doch schon im Startspiel erleidet die Schweiz einen herben Dämpfer. Im Spiel gegen Tschechien geht Alex Frei in der 42. Minute nach einem Zusammenprall mit Zdenek Gygera zu Boden. Im ersten Moment sieht es gar nicht so schlimm aus, doch schnell wird klar: Für den Captain geht es nicht weiter. Unter Tränen verlässt Frei den Platz und muss mitansehen, wie die Tschechen in der 71. Minute mit dem ersten Torschuss das einzige Tor der Partie erzielen.
2008 – Wasserschlacht gegen die Türkei
Bereits im zweiten Gruppenspiel heisst es für die Schweiz im Spiel gegen die Türkei: Verlieren verboten. Die Partie bleibt als Wasserschlacht am Rande der Regularität in Erinnerung. In der ersten Halbzeit trifft Hakan Yakin zum 1:0, die Türken gleichen die Partie in der 57. Minute aus. Und es kommt noch schlimmer: In der 93. Minute zieht Arda Turan aus rund 20 Metern ab und zerstört mit seinem abgefälschten Schuss alle Schweizer EM-Träume. Umso bitterer ist das Aus, da Yakin in der Schlussphase noch eine Top-Chance liegen lässt.
2016 – Shaqiri scherzt nach Trikot-Gate
Was ist da los? Im Auftakt-Spiel gegen Frankreich (0:0) reissen die Nati-Shirts bei jedem noch so kleinen Zupfer. Im Netz wird darüber gespottet, auch ZDF-Experte Oliver Kahn scherzt: «Vielleicht haben die Fake-Trikots erwischt.» Den besten Spruch haut aber der grinsende Xherdan Shaqiri im Interview mit SRF raus. «Hoffentlich macht Puma keine Pariser.»
2016 – Shaqiris Traumtor
An der EM 2016 schiesst Xherdan Shaqiri das Tor des Turniers! Im Achtelfinal gegen Polen trifft Shaqiri in der 83. Minute per Seitfallzieher zum 1:1 und hält die Schweiz am Leben. Letztlich geht die Nati im Elfmeterschiessen K.o., weil Granit Xhaka seinen Penalty am linken Torpfosten vorbeizimmert – und so bleibt der Shaqiri-Treffer in der Endabrechnung ein wertloser Geniestreich.
2021 – Blondierte Schweizer
Schon vor der EM sorgen einige Nati-Cracks für Wirbel, weil sie die Anweisungen von Trainer Vladimir Petkovic nicht befolgen und sich zu Corona-Zeiten auch ausserhalb der Familie bewegen. Xhaka lässt sich ein Tattoo stechen, Steven Zuber wird in einem Restaurant gesichtet und Breel Embolo beim Frisör. Mit einem Sieg gegen Wales zum EM-Auftakt hätten diese Nebenschauplätze an Gewicht verloren, doch die Partie endet 1:1. Als wollten sie noch etwas Öl ins mediale Feuer giessen, lassen sich Granit Xhaka und Manuel Akanji vor dem Spiel gegen Italien die Haare blondieren – und weil es eine 0:3-Klatsche absetzt, brennt es danach lichterloh.
Schlussendlich gewinnt die Schweiz das letzte Gruppenspiel gegen die Türkei 3:1 und zieht damit als Gruppendritter in den Achtelfinal ein. Xhaka rechnet nun seinerseits mit den Kritikern ab: «Die Leute versuchen, diese Mannschaft kaputt zu machen, indem sie viel reden und viel schreiben. Aber wie gesagt: Diese Mannschaft geht davon nicht kaputt.» Und diesen Worten lassen sie dann Taten folgen …
2021 – Sensationeller Viertelfinal-Einzug
Der Achtelfinal gegen Frankreich ist eines der packendsten Fussball-Spiele in der Geschichte der Schweizer Nati. Es ist ein wildes Auf und Ab der Emotionen. In der 55. Minute bietet sich Ricardo Rodriguez die Chance, per Elfmeter auf 2:0 zu erhöhen. Doch der Routinier scheitert vom Punkt – vier Minuten später steht es nach einem Benzema-Doppelpack 2:1 für Frankreich. In der 75. Minute versetzt dann Paul Pogba der Nati mit seinem Traumtor den vermeintlichen K.o.-Stoss.
Doch es kommt anders: Seferovic glückt in der 81. Minute mit seinem zweiten Treffer der Anschlusstreffer, ehe Mario Gavranovic in der 90. Minute zum 3:3 trifft. Der Höhepunkt des Abends ist dann die Parade von Yann Sommer im Elfmeterschiessen gegen Kylian Mbappé, mit der er die Schweiz in den Viertelfinal hext. Dort unterliegt die Schweiz Spanien im Elfmeterschiessen. Der Sieg gegen Frankreich bleibt aber in Erinnerung.