Bis 30. April ruht der Schweizer Fussball. Wie es in Super League und Challenge League weitergeht, beraten die Vertreter der 20 Klubs am Montag an einer ausserordentlichen Generalversammlung in Bern.
Die Swiss Football League (SFL) hat allerdings nur bedingt Entscheidungsbefugnis.
Über eines muss man sich im Klaren sein: Worauf auch immer sich die Vertreter der Klubs der Super und Challenge League einigen, die Entwicklung der Corona-Pandemie sowie die Massnahmen der Behörden können jeden Entscheid jederzeit obsolet machen. Auch die Konferenz der UEFA vom Dienstag mit ihren Mitgliedsverbänden ist mitentscheidend. Hält der europäische Verband an der Durchführung der EM-Endrunde vom 12. Juni bis 12. Juli fest, hätte dies wohl den Abbruch der Schweizer Meisterschaft zur Folge. Die restlichen 13 Runden könnten kaum zwischen dem 1. und 31. Mai gespielt werden.
Doch dass die UEFA ihre EM zum geplanten Termin durchführt, erwartet niemand mehr. Deshalb wollen die Schweizer Klubs am Montag die Frage beantworten, ob und wie die Saison zu Ende gespielt werden kann, falls sich die Lage rund um die Ausbreitung des Coronavirus in Europa in der zweiten Hälfte des Aprils entspannt – zumindest so weit, dass Geisterspiele wieder möglich wären. Für FCZ-Präsident Ancillo Canepa ist klar: «Auf keinen Fall dürfen wir die Meisterschaft abbrechen. Das wäre die dümmste aller Möglichkeiten», wie er gegenüber der NZZ sagte.
«Das kann man vergessen»
Die Eishockeyaner haben am letzten Donnerstag allerdings genau diesen Weg gewählt: Abbruch, kein Meister, kein Absteiger, kein Aufsteiger. Ein solches Szenario will die Swiss Football League verhindern. «Es ist weiterhin klares Ziel, die Saison im Sommer zu Ende zu spielen», schrieb sie am Freitag in einer Mitteilung. Auf den ersten Blick ist das möglich. 13 Termine (plus Cup) liessen sich von Anfang/Mitte Mai bis Ende Juni wohl finden.
Doch auf den zweiten Blick ist die Sache komplizierter. Je nach kantonalen Beschlüssen dürfen Sportklubs bis Ende April nicht nur keine Wettbewerbe austragen, sondern ist es ihnen auch untersagt, Mannschaftstrainings abzuhalten. Also könnten die Teams frühestens am 1. Mai wieder mit dem Aufbautraining beginnen. Seriös gerechnet, wäre die Wiederaufnahme der Meisterschaft somit erst gegen Ende Mai möglich. Für Sions Präsident Christian Constantin kein gangbarer Weg: «Das kann man vergessen», sagte er gegenüber dem «Blick».
Und wenn man sich genügend Zeit geben würde, um die Corona-Pandemie durchzustehen und die Saison erst im Spätsommer zu beenden, wie es Angelo Renzetti, der Präsident des FC Lugano, angedacht hat? Das hätte ein vertragliches Chaos zur Folge. Viele Verträge von Spielern laufen Ende Juni aus. Leihspieler gehören ab dem 1. Juli wieder ihrem ursprünglichen Verein.
Modus? Kaum ein Thema
Trotzdem werden die Klubs und die SFL-Führung am Montag verschiedene Szenarien prüfen. Möglich ist in diesen Tagen auch das Unmögliche. Nur etwas ist derzeit komplett aus dem Fokus gerückt: Die Diskussion um einen neuen Modus. Dabei war wegen genau dieses Traktandums die ausserordentliche GV überhaupt erst angesetzt worden. Doch schon jetzt ernsthaft und abschliessend über die nächste und übernächste Saison zu reden, wäre in diesen Tagen schon fast grotesk und surreal.