Ärger über personalisierte Tickets Ärger über personalisierte Tickets – Schweizer Fankurven wehren sich gegen mehr Kontrolle

lbe

20.7.2021

Die Zürcher Südkurve wird beim Saisonstart womöglich nicht so gut gefüllt sein.
Die Zürcher Südkurve wird beim Saisonstart womöglich nicht so gut gefüllt sein.
Bild: Keystone

Unter gewissen Auflagen dürfen die Schweizer Fussball-Klubs ihre Stadien wieder füllen. Auf die Unterstützung der eingefleischten Anhänger in den Fankurven müssen einige wohl aber verzichten.

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Mehr als 500 Tage ist es her, als die Super League im Kybunpark in St. Gallen zuletzt ein ausverkauftes Stadion erlebt hat. Im Anschluss sorgt die Corona-Pandemie dafür, dass die Tribünen in den Schweizer Stadien grösstenteils leer bleiben. Mit dem Start in die neue Saison am Samstag soll deshalb auch die lang ersehnte Rückkehr der Zuschauermassen anstehen. Nur: Die Fan-Kurven der Vereine zögern.

«Für uns ist Stand jetzt noch kein Entscheid möglich, ob wir als organisierte Fankurve auf Saisonstart hin ins Stadion züruckkehren», verkünden die Anhänger aller Super-League- und der grössten Challenge-League-Klubs in einer gemeinsamen Mitteilung. Grund dafür sind in erster Linie die personalisierten Tickets des FC Sion. Wer in naher Zukunft ein Spiel im Wallis sehen möchte, muss ein auf seinen Namen ausgestelltes Ticket kaufen. «Die immer wiederkehrenden Probleme in Schweizer Stadien haben den Kanton und die Stadt Sitten zu dieser Entscheidung veranlasst, mit dem Ziel, dieses System, das in Italien und England bereits eingesetzt wird, als erste einzuführen», begründet der Klub.



Zudem schliesst der FC Sion für seine Heimspiele den kompletten Gästesektor, was sogar über die angedachten Corona-Schutzvorkehrung hinausgeht. Der Alleingang sorgt auch bei der Liga für Ärger: «Ein koordiniertes Vorgehen in der Frage der personalisierten Tickets wäre wünschenswert gewesen, denn in unseren Augen ist es generell keine geeignete Massnahme zur Identifikation von Straftätern, wie das nun im Wallis propagiert wird», sagt Claudius Schäfer, CEO der Swiss Football League.

Ein «Eingriff in die Freiheit»

Die verschiedenen Fankurven sehen sich deshalb in ihrer Angst bestätigt, dass die jüngsten Massnahmen zum Stadioneinlass längerfristig Bestand haben könnten. Roger Schneeberger, Generalsekretär der KKJPD (Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren), bekräftigt gegenüber «Blick» entsprechende laufende Gespräche: «Inwiefern diese Massnahmen nach der Pandemie weitergehen, ist eine Frage, die in der Taskforce im September diskutiert wird. Bei dieser sind auch die Liga und Fan-Vertreter involviert.»



Es sind Aussagen, die Josef Zindel, Präsident des Vereins Fanarbeit Schweiz, sauer aufstossen. «Man hat den Eindruck, dass Pandemie-Schutzmassnahmen und Sanktionen gegen Fans wegen früherer Vorkommnisse gemischt werden. Das ist schlecht», macht er klar und erklärt, worum es den angesprochenen Anhängern geht: «Sie haben das Gefühl, es sei ein Eingriff in ihre Freiheit. Ist es ja auch. Ich gehe auch nicht ins Kino oder Theater und muss meinen Pass vorlegen», so Zindel.

Die Meinungen sind gespalten, der FCB und der FCZ sollen sich anders als Sion aber gegen die personalisierten Tickets stellen. Nichtsdestotrotz sind die jüngsten Entwicklungen für die Zürcher Südkurve offenbar Grund genug, «im Stadion vorerst nicht gemeinsam aufzutreten», heisst es in einer Stellungnahme. Gut möglich also, dass in den Schweizer Fussballstadien auch zum Start der Saison 2021/22 Plätze frei bleiben.