Vor einem Jahr hat Viertligist FC Urnäsch seinen Traum-Mätsch gegen den FC St.Gallen gespielt. Zur ganz grossen Figur avancierte trotz der klaren Pleite «Alpen-Neymar» Dani Eicher. Ein unvergessliches Erlebnis.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Am 19. Juni 2022 verliert der FC Urnäsch seinen Traum-Mätsch gegen St.Gallen 0:25. Der guten Stimmung tut das keinen Abbruch.
- Ein Ausrufezeichen setzt in diesem Spiel Dani Eicher vom FC Urnäsch, indem er zwei St.Galler stehen lässt. In den sozialen Medien wird das Video der Aktion über eine halbe Million mal angeschaut.
- Der «Alpen-Neymar», wie er damals von Roman Kilchsperger genannt wurde, erinnert sich gerne zurück und verrät, dass er noch heute oft darauf angesprochen wird.
Rückblende: Über Wochen hinweg wird der FC Urnäsch immer wieder von Kamera-Teams begleitet, ehemalige Fussball-Grössen wie Mladen Petric und Pascal Zuberbühler reisen ins Appenzellerland, um die Amateure fit zu trimmen, damit sie beim Traum-Mätsch die Profis des FC St.Gallen zumindest ein bisschen ärgern können – zumindest in der Theorie. Am 19. Juni 2022 kommt es dann zum grossen Showdown. Dass es am Ende bei Temperaturen von um die 30 Grad eine 0:25-Klatsche absetzt für den Underdog, stört an diesem Tag niemanden. Es ist ein rundum gelungener Event.
Dani Eicher, ein Held wird geboren
DIE Szene des Spiels gehört ohnehin einem Urnäscher. Die 6. Minute ist gerade angebrochen, es steht noch 0:0, da vernascht Dani Eicher im Mittelfeld gleich zwei St.Galler und lanciert seinen Kollegen mit einem Aussenrist-Pass. Auch wenn daraus nichts Zählbares resultiert, erntet Eicher von den über 2000 anwesenden Fans tosenden Applaus – und im Netz geht das Video viral. Alleine auf dem TikTok-Account von blue Sport wird das elegante Dribbling über 500’000 Mal angeschaut.
Noch immer blickt Eicher gerne zurück auf den Traum-Mätsch, wie er uns im Gespräch versichert. Die Reaktionen seien überwältigend gewesen: «Nach dem Traum-Mätsch war noch das Open Air St.Gallen», erinnert sich der 33-Jährige und meint: «Ich konnte keine fünf Meter laufen, ohne dass einer kam und sagte: Hey, du bist doch der vom Traum-Mätsch. Der Eicher, die Nummer 10, krass gespielt.»
Er habe gedacht, dass sich das ein bisschen legt, doch auch heute werde er etwa an Spielen des FC St.Gallen noch oft darauf angesprochen. Nervt ihn das auch ab und zu? Mitnichten. Es sei schön, so viel positives Feedback zu erhalten: «Ich geniesse es auch ein bisschen, das muss ich ehrlich sagen.»
«Ich fand es einen super Anlass von A bis Z. Auch mit der ganzen Doku.» Besonders aufregend war dann natürlich das Spiel selbst, das eigentliche Highlight. «Ich kann es nur so beschreiben: Du kannst dich mal einen Tag fühlen wie ein Profi. Du läufst auf den Platz, hast 2000 Zuschauer, die dir zuschauen und zujubeln. Und nach dem Spiel kommen kleine Buben und fragen, ob du noch ein Autogramm oder ein Shirt hast. Du fühlst dich ein Tag lang als Profi.»
Die FCSG-Profis haben Eicher nicht vergessen
Dass der Traum-Mätsch auch für die FCSG-Profis eine runde Sache war, davon zeugt folgende Anekdote. «Ich hatte mal frei und dachte, ich gehe ein Training des FC St.Gallen schauen. Und dann habe ich dort mit Görtler und ein paar anderen Spielern ein bisschen geredet.» Sie hätten ihn direkt zum Mittrainieren eingeladen. «Leider hatte ich meine Trainingssachen nicht dabei. Es wäre natürlich schon cool gewesen», erinnert sich der Bodenleger.
Hätte er denn selbst das Zeug gehabt zum Profi? «Ich habe schon als Junior beim FC Urnäsch gespielt und hätte dann in eine Appenzeller Auswahl gehen können. Das wollte ich aber nicht, weil ich bei den Kollegen bleiben wollte.» Nach dem Traum-Mätsch habe er aber schon mal gedacht: «Hätte ich doch 20 Kilo weniger. Wenn ich ein bisschen mehr gemacht hätte, hätte ich es vielleicht auch geschafft.» Er sagt es, gefolgt von einem Lachen, das zeigt, dass er absolut im Reinen mit sich selbst ist. Umso schöner sei es aber, «wenn du so etwas erleben kannst».
Zurück im tristen Liga-Alltag
Eben erst haben die Urnäscher die Saison im 6. Rang abgeschlossen. Dies, nachdem sie in der Vorrunde noch auf dem 9. und vorletzten Rang klassiert waren. Auf die Saison angesprochen, in der die Urnäscher ihre Ziele klar verpasst haben, meint Eicher: «Ich sage es mal so: Nach dem Traum-Mätsch ging es nicht mehr so glücklich weiter.» Mit einem Augenzwinkern führt er aus: «Vielleicht haben wir uns auch ein bisschen zu gross gefühlt, weil wir gegen den FC St.Gallen spielen konnten und das Gefühl hatten: Jetzt können wir in der 4. Liga ja alle schlagen.»
Am Ende des Gesprächs bedankt sich der stets gutgelaunte Dribbelkünstler, der trotz des TikTok-Hits noch immer frei jeglicher Starallüren ist, mit Worten, die wir so nur selten zu hören bekommen: «Es hat mir richtig Spass gemacht, ihr bei blue Sport seid auch alle coole Sieche.» Danke für die Blumen. Das Kompliment spielen wir gerne zurück.