Challenge League Analyse vor Saisonstart: Wie steht es eigentlich um GC?

von Jan Arnet

19.7.2019

«Alles im grünen Bereich», sagt GC-Trainer Uli Forte (rechts) vor dem Saisonstart.
«Alles im grünen Bereich», sagt GC-Trainer Uli Forte (rechts) vor dem Saisonstart.
Bild: Keystone

Am Samstag startet GC zum ersten Mal seit 70 Jahren nicht mehr in der höchsten Schweizer Liga in eine Saison. Der sofortige Wiederaufstieg wird nicht als Ziel angegeben. Wie steht es wirklich um den Rekordmeister? 

Etwas mehr als zwei Monate ist es her, als feststand, dass GC zum ersten Mal seit 1949 aus der höchsten Schweizer Spielklasse absteigen wird. Chaoten sorgten in Luzern beim Spielstand von 0:4 aus Sicht der Hoppers für einen Spielabbruch, damit war der letzte Funken Hoffnung auf den Klassenerhalt erloschen.

Was folgte, waren weitere chaotische Tage rund um den einst so glorreichen Zürcher Klub: Präsident Stephan Rietiker, der sein Amt erst Ende März übernommen hatte, trat wieder zurück. Da er aufgrund einer Budget-Verkleinerung offenbar nicht der Meinung war, dass GC in der kommenden Saison in der Lage sei, direkt wieder aufzusteigen. 

Kurz darauf machte GC das neue Budget öffentlich: Von 20 Millionen schrumpft es auf 13,6 Millionen Franken. Mit Blick auf die anderen Challenge-Ligisten ist zu erkennen, dass die Zürcher zumindest in finanzieller Hinsicht in der Lage sein müssten, um den Aufstieg in die Super League mitzukämpfen – um nicht zu sagen, dass GC sogar Top-Favorit ist. Nur Lausanne (12 Mio.) kann da mithalten. Fast-Aufsteiger Aarau hat ein Budget von 6 Mio Franken.



Doch die Grasshoppers wollen den direkten Wiederaufstieg nicht als Ziel vorgeben. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. «Klar wollen wir bald wieder in der Super League spielen. Aber wenn wir die sofortige Rückkehr ins Oberhaus als Zielsetzung ausgäben, wäre das grossmäulig», sagt Interimspräsident András Gurovits der «Aargauer Zeitung».

Viele Spieler sind gegangen, alte Bekannte sind zurück

Dass es im Sommer einen grossen Umbruch geben würde, war mit dem besiegelten Abstieg klar. Letzte Saison kamen nicht weniger als 40 (!) Spieler für GC zum Einsatz. 16 davon haben den Klub nun verlassen. Darunter Captain Heinz Lindner, Runar Mar Sigurjonsson, Marco Djuricin und Arlind Ajeti. 

Namhafte Spieler sind zurück bei GC: Vero Salatic, Nassim Ben Khalifa und der zuletzt ausgeliehene Ridge Munsy. Zudem trainierte Philippe Senderos zuletzt mit der ersten Mannschaft mit und kam im letzten Testspiel am Mittwoch (6:1 gegen Baden) während 70 Minuten zum Einsatz. Möglich, dass der ehemalige Nati-Verteidiger, der bereits 2016 ein halbes Jahr bei GC spielte und zurzeit vereinslos ist, noch einen Vertrag erhält. 

Philippe Senderos könnte noch einen Vertrag erhalten.
Philippe Senderos könnte noch einen Vertrag erhalten.
Bild: Keystone

Mit Mirko Salvi haben die Hoppers auch nach Lindners Abgang einen Super-League-tauglichen Goalie in den Reihen. Salvi wurde zuletzt an Luzern ausgeliehen. Insgesamt lässt sich sagen, dass GC trotz der vielen Änderungen im Kader eine genug gute Mannschaft für den Wiederaufstieg besitzt.

Testspiele stimmen positiv

Das 6:1 gegen Baden war das letzte von sechs Testspielen des Rekordmeisters im Sommer. Siege gab es auch gegen den österreichischen Erstligisten Altach (3:0) und die Ligakonkurrenten Rapperswil-Jona (3:2) und Schaffhausen (4:0). Knappe Niederlagen setzte es gegen Super-League-Aufsteiger Servette (0:1) und Bochum (2:3) aus der 2. Bundesliga ab.

«Alles im grünen Bereich», sagte Trainer Uli Forte vor einer Woche nach dem Bochum-Spiel. «Wir haben das Kader verschlankt und können effizient arbeiten.» GC scheint bereit für den Saisonstart. «Jetzt wollen wir erfolgreich starten und uns positiv entwickeln», so Forte.

Am Samstag startet GC gegen Aufsteiger Stade-Lausanne-Ouchy in die Challenge-League-Saison. Alles andere als ein GC-Sieg wäre eine dicke Überraschung. Auch wenn die Grasshoppers seit dem 25. November 2018 auf einen Ligasieg warten.

Versöhnung mit den Fans

Bleibt die Frage, ob sich das zuletzt zerrüttete Verhältnis zu den Fans wieder normalisiert hat. «Wir haben bereits zwei gute und offene Gespräche gehabt und es ist wunderbar, Fans zu haben, die miteinbezogen werden wollen», sagt Präsident Gurovits. Auf Unterstützung muss GC beim ersten Saisonspiel aber verzichten: Wegen des Spielabbruchs gegen Luzern wird die Partie gegen Stade-Lausanne-Ouchy ein Geisterspiel sein.

GC scheint sich nach der vergangenen Horror-Saison und dem Abstiegsschock erholt zu haben und bereit zu sein für die Mission Wiederaufstieg – auch wenn selbst der neue Captain Vero Salatic nicht davon sprechen will: «Wir haben eine Mannschaft mit viel Qualität, doch es wäre fahrlässig, jetzt schon vom Aufstieg zu reden.»

Der Rekordmeister geht mit einer gewissen Lockerheit in die Challenge League. Das kann auch gefährlich werden. Denn die letzten Jahre haben gezeigt, dass nur der FC Zürich nach dem Abstieg die direkte Rückkehr in die Super League geschafft hat. Schafft GC den sofortigen Wiederaufstieg nicht, dürfte es in den Folgejahren nur noch schwieriger werden.

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