Mit einer 5:2-Gala im letzten Heimspiel der Saison schaffen die Young Boys gegen Luzern eigentlich beste Voraussetzungen für eine gebührende Pokalübergabe. Wenn da nur nicht die schwere Verletzung von Jean-Pierre Nsame wäre.
Es läuft die 74. Minute, als die in der zweiten Halbzeit furios aufspielenden Berner Young Boys den nächsten Angriff auf das Luzerner Tor starten. Mustergültig legt der zweifache Torschütze Christian Fassnacht die Kugel Jean-Pierre Nsame auf, der keine Mühe hat und mit dem 4:2 für die Vorentscheidung sorgt. Doch der Jubel bleibt aus.
Nsame verletzt sich in der Aktion ohne gegnerische Fremdeinwirkung und bleibt auf dem Kunstrasen liegen. Auch nach längerer Pflege kann der 28-Jährige das Feld nur von den Betreuern gestützt verlassen, mit Verdacht auf eine schwere Achillesehneverletzung wird er daraufhin ins Spital eingeliefert.
Am Sonntag herrscht dann Gewissheit: Nsame hat sich einen Riss der rechten Achillessehne zugezogen und fehlt den Bernern lange Zeit. «Der 28-Jährige muss sich in den nächsten Tagen operieren lassen und wird den Young Boys monatelang nicht zur Verfügung stehen», schreibt YB in einer Mitteilung.
Erinnerungen werden wach
Der Schock bei den Bernern sitzt tief. Erst vor knapp einem Monat verletzt sich bereits Captain Fabian Lustenberger schwer und dürfte ebenfalls nach einem Achillessehneriss frühestens Ende Jahr zurückkommen. Am Samstag kann er nur humpelnd und mit Stabilisation-Schuhen an der Pokalübergabe im Berner Wankdorf teilnehmen. So richtig Freude will nach dem Zwischenfall um den YB-Topskorer nicht wirklich aufkommen.
Gegenüber der «Berner Zeitung» ahnt Lustenberger bereits: «Dass es nun nach mir innert ein paar wenigen Wochen auch Nsame erwischt haben könnte, ist Wahnsinn.» Zudem dürften bei den Bernern auch Erinnerungen an die schwere Verletzung von Sandro Lauper im Mai 2019 wach werden, die er sich ebenfalls im letzten Saison-Heimspiel zugezogen hatte und danach mehr als eineinhalb Jahre ausfiel. Freud und Leid scheinen bei YB einmal mehr nahe beieinander zu liegen.
Nsame: «Schaue bereits positiv in die Zukunft»
Auch YB-Sportchef Christoph Spycher sagt: «Wir haben nun leider zum wiederholten Mal erleben müssen, wie nahe die Freude über einen Titelgewinn und die Trauer über eine schlimme Verletzung im Profisport sein können. Wir werden Jean-Pierre Nsame auf dem Weg zurück auf den Rasen eng begleiten und ihn bestmöglich unterstützen. Er ist ein Kämpfer, der alles dafür tun wird, in gewohnter Stärke wieder für YB zu spielen.»
Der Pechvogel selbst bekräftigt: «Im Fussball muss man mental stark sein. Ich schaue bereits positiv in die Zukunft und will stärker denn je auf das Spielfeld zurückkehren», wird Nsame zitiert. Und weiter: «Ich freue mich schon jetzt auf den Moment, an dem ich wieder spielen kann, umso mehr, als dann das Stadion Wankdorf höchstwahrscheinlich wieder mit YB-Fans gefüllt sein wird.»