Transfer «Bei Sion praktisch keine Chance auf die Nati» – Kasami vor Abgang 

Syl Battistuzzi

4.8.2020

Der FC Sion rettete sich in extremis vor der Barrage. Pajtim Kasami ging als Leader im schwierigen Duell mit Servette höchstpersönlich voran. Es dürfte sein letzter Auftritt für die Walliser gewesen sein.

Pajtim Kasami hat den FC Sion mit seinen elf Toren praktisch im Alleingang vor dem Gang in die Barrage gerettet. Speziell in der Schussphase drehte der Offensivkünstler auf. So auch am Montagabend im entscheidenden Spiel gegen Servette, bei dem er den wichtigen Ausgleichstreffer markierte und später das Sieg-Tor vorbereitete.



Nach der Partie vergoss der 28-Jährige dann Tränen. Ein sichtlich bewegter Kasami meinte im Interview mit Teleclub: «Die Situation war nicht einfach, viele Emotionen und grosser Druck haben auf uns gelastet.» Er hält fest: «Es war eine schwierige Saison – mit vier Trainern.»

Immerhin setzten dieses Jahr alle seine Vorgesetzten auf ihn. Das war in der Vergangenheit schon anders: Unter Murat Yakin verlor er vor knapp zwei Jahren für einige Spiele sogar seinen Stammplatz. Dies, obwohl Kasami seit seiner Ankunft im Sommer 2017 der einzige Profi im Kader ist, der konstant überdurchschnittliche Leistungen auf den Platz bringt. In den vergangenen drei Saisons lieferte er stets: (17/18: 6 Tore, 4 Assists; 18/19: 8 Tore, 8 Assists; 19/20: 11 Tore, 2 Assists).

Nicht nur im Wallis sucht(e) der sensible Mann die Anerkennung. Auch in der Nationalmannschaft findet man seinen Namen seit März 2016 vergeblich im Aufgebot. Zuvor hatte er gemessen an seinem Talent bei seinen Auslandsstationen (Palermo, Fulham, Olympiakos und Nottingham) schlicht auch zu wenig Erfolg.

Kein Wunder, erlag der zwölffache Internationale dem Lockruf von Präsident Christian Constantin – in der Super League erhoffte er sich bessere Aussichten bei Nati-Trainer Vladimir Petkovic. Doch auch bei den Sittener fand er seiner Meinung nach zu wenig Beachtung: «Wenn du bei Sion spielst, hast du praktisch keine Chance, für die Nati aufgeboten zu werden. Bei YB oder Basel wäre das anders», meint Kasami gegenüber «SRF».

Pajtim Kasami (l.) und Paolo Tramezzani verstehen sich.
Pajtim Kasami (l.) und Paolo Tramezzani verstehen sich.
Bild: Keystone

«Pajtim muss höhere Ziele anstreben»

Der FCB soll schon mehrere Male bei Kasami angeklopft haben, CC legte jedes Mal sein Veto ein. Nun läuft aber der Vertrag des physisch starken, aber feinen Technikers am 13. August offiziell aus. «Ich weiss nicht, wie meine Zukunft aussieht», sagt Kasami vielsagend. «Ich weiss genau, dass ich mir keine Fehler mehr erlauben darf. Meine Agenten haben seit Januar die Fühler ausgestreckt. Wir werden sehen, ob das zu etwas geführt hat.»

Wenn es nach seinem aktuellen Trainer Paolo Tramezzani geht, ist der Fall klar: «Der Klub wird ihn verlieren. Es ist bedauerlich, aber Pajtim muss höhere Ziele anstreben.» Sein aktueller Vorgesetzter, der ihn bereits bei seinem Sion-Debüt im Sommer 2017 coachte, behauptet: «Er hat seine besten Jahre noch vor sich, davon bin ich überzeugt.»

Der ehemalige U17-Weltmeister scheint jedenfalls genug reif zu sein, um endlich durchzustarten. Das Potenzial dazu hat er zweifellos. Es wäre fast Verschwendung, ihn noch länger auf Schweizer Fussballplätzen zu sehen. Kurzum: Ein Schnäppchen für jeden europäischen Klub. Aber: Es muss der richtige Verein sein, wo Kasami die Nestwärme spürt.



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